Kinder- und Jugendzentrum Pankratiusstraße in Darmstadt

Spielfläche auf einem Garagendach im Hof

Mitten im Darmstädter Martinsviertel entstand das Kinder- und Jugendzentrum Pankratiusstraße nach Plänen der ortsansässigen Waechter + Waechter Architekten. Die Einrichtung vereint Angebote und Betreuung für Kinder und Jugendliche im Alter von null bis fünfzehn Jahren: eine Kindertagesstätte, ein Jugendzentrum und eine Schülerbetreuung.

Beton, helles Holz und große Verglasungen prägen das Gebäude (Ansicht Südwest).
Die Kindertagesstätte im Obergeschoss hat direkten Zugang zu einem Freibereich im Innenhof.
Die Fassade weicht Richtung Haupteingang des Jugendzentrums für einen Vorplatz zurück.

Der zweigeschossige, flache Baukörper umschließt einen weiten Innenhof. Er schafft klare Konturen entlang der Pankratiusstraße und vermittelt zugleich zwischen diversen Großbauten der Technischen Universität sowie den angrenzenden Wohnbebauungen des Martinsviertels. Durch den Erhalt vorhandener Bäume und eine Aufweitung des Bürgersteiges entstand im Zugangsbereich des Jugendzentrums ein kleiner Vorplatz.

Räume für Kleinkinder im Obergeschoss

Die Kindertagesstätte nimmt das Obergeschoss ein, Schülerbetreuung und Jugendzentrum befinden sich im Erdgeschoss. Das Gebäude soll einladend wirken, die Hemmschwelle für Kinder und Jugendliche, es zu betreten, nach Möglichkeit minimiert werden. Für die Jüngsten bietet der von der oberen Etage aus zugängliche Hof eine geschützte Freifläche.

Durch die Anordnung der Gruppen- bzw. Funktionsräume an den Außenseiten und überwiegend raumhohe Verglasungen der Fassade existieren keine langen dunklen Flure, sondern vielmehr abwechslungsreiche, kindgerechte lichtdurchflutete Räume und Spiel- bzw. Bewegungsflächen. Der starke Bezug zum Außenraum ermöglicht den Kindern das Erleben der Jahreszeiten und erleichtert die Orientierung innerhalb des Gebäudes. Den sommerlichen Wärmeschutz gewährleisten Vertikalmarkisen aus Screengewebe.

Funktionaler Grundriss, wirtschaftliche Konstruktion
Das Konstruktionssystem ist klar, schnörkellos und wirtschaftlich. Alle unverrückbaren Infrastruktureinrichtungen wie WC, Aufzug und Vertikalschächte sind in Kernen zusammengefasst. Über das Foyer der Einrichtung sind alle drei Funktionsbereiche erreichbar. Eine freitragende Treppe und ein Aufzug führen zur Kindertagesstätte im Obergeschoss. Diese ist ganz auf die Bedürfnisse der Kleinsten ausgerichtet, die Lage der Räume entsprechend der Funktionsabläufe optimiert. Der begrünte Innenhof ist schwellenfrei erreichbar – er stellt zugleich die begrünte Dachfläche und Decke der Tiefgarage dar.

Ein Schauraum für die Jugend

Eine Auskragung des Obergeschosses markiert den Haupteingang des Jugendzentrums an der südwestlichen Gebäudeecke. Hier öffnet sich der Mehrzweckraum wie ein Schaufenster zum öffentlichen Durchgang und kann als eine Art „Quartierscafé” genutzt werden. Die Schülerbetreuung wird von der gegenüberliegenden Gebäudeecke betreten und liegt in direktem Anschluss zur nahe gelegenen Schule.

Das Kinder- und Jugendzentrum verfügt über eigene Stellplätze unterhalb des begrünten Hofdaches. Die Materialauswahl ist weitgehend reduziert auf Beton und helles Holz. Farbige Vorhänge in den Räumen setzen Akzente. Kriterien der Nachhaltigkeit und ein schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen spielten bei der Umsetzung des Entwurfes eine wichtige Rolle.

Begrüntes Flachdach

Das Dach ist als Gründach gestaltet und leicht geschwungen ausgeführt. Gewählt wurde eine extensive Dachbegrünung aus Pflanzsubstrat in 100 mm Ausführung inklusive der Funktionsschichten des Begrünungssystems. Darunter folgen die Bautenschutzmatte und die wurzelfeste Kunststoffabdichtung. Die Trennlage wurde gemäß Zulassung der Dämmung als Glasvlies ausgeführt. Die Wärmedämmung besteht aus extrudierten Polystyrol-Hartschaumplatten (mittlere Stärke 220 mm) mit einem Gefälle von 1,5 Prozent (s. Abb. 13). Als Dampfsperre und Notabdichtung fungiert eine zweilagige bituminöse Schweißbahn auf dem bituminösen Voranstrich.

Umlaufend an den aufgehenden Bauteilen (Attika) wurde ein Kiesstreifen mit einer Breite von 30 cm angelegt und die Attikaabdeckung in Aluminiumblech ausgeführt. Entwässert wird das Dach über Noteinläufe und Flachdacheinläufe mit Laubfängern; zur Ausstattung gehören auch wärmegedämmte Flachdachentlüfter mit schlagregensicherer Abdeckhaube.

Bautafel

Architektur: Waechter + Waechter, Darmstadt;
Projektbeteiligte: Architekturbüro Witzel, Darmstadt (Partnerarchitekt); Foundation 5+ Landschaftsarchitekten, Kassel (Freianlagen); Ingenieurbüro Schlier+Partner, Darmstadt (Tragwerksplanung und Bauphysik); Gs-plan Ingenieurgesellschaft, Otterberg (Technische Gebäudeausrüstung); Tichelmann & Barillas Ingenieure, Darmstadt (Brandschutz); Wetzler Dach und Bautechnik, Ruppach-Goldhausen (Dacharbeiten)
Bauherr: Magistrat der Stadt Darmstadt
Fertigstellung: März 2019
Standort: Pankratiusstrasse 14-18, Darmstadt
Bildnachweis: Thilo Ross, Heidelberg

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