Karl Landsteiner Privatuniversität in Krems

Bauteilaktivierung sorgt für energieeffizientes Heizen und Kühlen

Im Jahr 1930 erhielt der Serologe Karl Landsteiner den Nobelpreis für seine bahnbrechende Entdeckung der Blutgruppen knapp dreißig Jahre zuvor. Der Neubau der nach dem bedeutsamen, österreichischen Wissenschaftler benannten Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KLPU) in Krems setzt ebenfalls Maßstäbe – und zwar in Sachen Energieeffizienz. Seit Ende 2016 bietet das Niedrigstenergie-Gebäude auf einer Bruttogeschossfläche von 6.700 Quadratmetern rund 600 Studierenden Platz, die sich für die Fächer Health Sciences, Humanmedizin, Psychotherapie- und Beratungswissenschaften sowie Neurorehabilitationswissenschaften eingeschrieben haben.

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Damit bestehende Infrastrukturen weiterhin genutzt werden können, wurde die KLPU auf einem bisher noch unbebauten Erweiterungsareal der Donau-Universität Krems errichtet, deren Räume sie seit 2013 provisorisch für den Lehrbetrieb nutzte. Um den westlichen Rand der Erweiterungsfläche nicht mit einem massiven Block abzuriegeln, schufen die Architekten Delugan Meissl Associated Architects (DMAA) zwei kompakte Baukörper, die durch eine zweigeschossige Brücke miteinander verbunden sind und so eine Art Tor zum restlichen Teil des Campus‘ bilden. Der Trakt fügt sich ausgewogen in den städtebaulichen und landschaftlichen Kontext des Universitätsquartiers ein.

Der nördliche Verwaltungsbau weist vier Stockwerke über einem annähernd quadratischen Grundriss auf. Der quaderförmige, der Lehre vorbehaltene Baukörper beherbergt auf gleicher Höhe lediglich drei Vollgeschosse mit bis zu vier Metern Raumhöhe. Er verfügt zudem über ein Untergeschoss. Richtung Südwesten überragt er jedoch mit einem vierten, oberirdischen Teilgeschoss seinen Nachbarn. Auf der zweiten Etage des Lehrgebäudes sind Labore und die zugehörigen Nebenräume untergebracht. Die Doppelfunktion des Neubaus wird auch durch zwei individuelle Zugänge im Parterre betont. In der Verbindungsbrücke erstreckt sich eine Aufenthalts- und Kommunikationszone, die durch beträchtliche Raumhöhen und großflächige Verglasungen Transparenz schafft und als Bindeglied zwischen den angrenzenden Bereichen fungiert. Für Offenheit sorgt auch das doppelgeschossigem Foyer des Lehrgebäudes. Lichthöfe durchfluten zudem die Treppenhäuser mit Tageslicht und sparen so Stromkosten.

Das äußere Erscheinungsbild des Neubaus wird durch die Fassade aus graubraun getönten Alu-Sandwich-Paneelen und die unregelmäßige Anordnung geschosshoher Fenster unterschiedlicher Breite geprägt. Der Farbton der Gebäudehülle findet sich im Inneren in der Wand- und Deckenverkleidung wieder. Die Böden sind Cremeweiß mit deutlich sichtbaren Fugen als Gestaltungsmittel und bilden einen nuancierten Übergang zu den weiß verputzten Wänden der Treppenhäuser.

Gebäudetechnik
Die KLPU erfüllt bereits heute die Anforderungen der EU-Gebäuderichtlinie, nach der Wohn- und Nichtwohngebäude ab Ende 2020 als Niedrigstenergie-Gebäude realisiert werden müssen. Durch eine thermische Bauteilaktivierung, bei der wasserdurchströmte Rohre direkt in die Betondecke der Gebäudestruktur integriert sind, lässt sich die Raumtemperatur das ganze Jahr hindurch genau auf die Bedürfnisse der Nutzer abstimmen. Zum Kühlen fließt im Sommer kaltes Wasser durch das Rohrsystem und in der kalten Jahreszeit lässt sich die Grundlast des Heizwärmebedarfs decken, indem warmes Wasser die Rohrregister durchströmt. Auch einige der Laborräume sind mit der unterhalb der Bewehrung der Betondecke liegenden Bauteilaktivierung ausgerüstet.

Wärmepumpen kombiniert mit Kältemaschinen gewährleisten energieeffizientes Heizen und Kühlen. Um Taupunktunterschreitungen beim Kühlen zu vermeiden, was zu Tauwasser auf den Bauteilen führen würde, wurde eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung installiert, die die Zuluft entfeuchtet. Auf dem Dach der Universität liefert eine Photovoltaikanlage Strom für eine Stromdirektheizung, die Wasser klimafreundlich erwärmt.

Die Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) hat das Gebäude mit der höchsten Qualitätsstufe, dem Gütesiegel Gold, zertifiziert.

Bautafel

Architekten: Delugan Meissl Associated Architects (DMAA)
Projektbeteiligte: Arge DMAA/Vasko +Partner (Generalplaner); Pfaffenbichler ZT (örtliche Bauaufsicht); Delta Projektconsult / Hypo NÖ Real Consult (Projektsteuerung); FCP Fritsch, Chiari & Partner ZT (Begleitende Kontrolle); Vasko + Partner (Planung Gebäudetechnik, Thermische Bauphysik, HLS/Elektro)
Bauherr: Amt d. Landesregierung Niederösterreich, St. Pölten
Fertigstellung: 2016
Standort: Dr. Karl-Dorrek-Straße 30, 3500 Krems an der Donau
Bildnachweis: Daniel Hawelka, Linz

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