Jazzclub in Stuttgart

Wandverkleidung aus Aluminiumbändern

Der Jazzclub BIX befindet sich im Anbau des von Theodor Fischer 1910-12 im romantischen Stil errichteten Gustav-Siegle-Haus am Leonhardsplatz in Stuttgart-Mitte. Der Name des Clubs geht auf den Begründer des Chicago-Jazz Bix Beiderbecke (Leon Bismark Beiderbecke, 1903–31) zurück. Bei der Umgestaltung des denkmalgeschützten Hauses wollten die Architekten eine typische Jazzkeller-Atmosphäre schaffen, wie man sie aus amerikanischen Filmen der 30er Jahre kennt. Dies gelang ihnen u.a. durch die Anordnung verschiedener Lichtquellen, die den Innenraum in helle und dunkle Zonen gliedert.

Erdgeschoss

Auf zwei Ebenen bietet der Club rund 200 Gästen Platz. Im Erdgeschoss befindet sich der großzügige Zuhörerraum, auf der Galerieebene ein intimerer Bar- und Loungebereich. Auf beiden Ebenen sind seitlich leicht abgewinkelte Bartresen angeordnet, die die nicht orthogonale Geometrie des Anbaus widerspiegeln.

Das wohl prägnanteste Element im Erdgeschoss ist eine Wandverkleidung aus messingfarben eloxierten Aluminiumbändern. Sie fasst sowohl Bühne als auch Zuschauerraum optisch zusammen. Die mehrschichtige und hinterleuchtete Konstruktion sorgt für vielfältige Lichtreflexionen und eine gute Akustik. Warme, nicht zu dunkle erdige Farben verleihen dem Ort eine gediegene Farbstimmung.

Akustik
Die gewundenen Aluminiumbänder des umlaufenden Bandes sind in einer sich nicht wiederholenden Reihenfolge in einem Rahmen befestigt. Durch diese Anordnung werden die Schallwellen ungleichmäßig reflektiert. Für die Schallabsorption sind hinter den Lammellen kassetierte Holzrahmen aus 12 mm Presspanplatten mit einer 30 mm dicken Konterlattung angebracht, die mit 100 mm dicken, mit PE-Folie umlegten, Mineralwollepaketen gefüllt sind. Der Aufbau ist mit einem Glasvlies überzogen und von einem schalldurchlässigen, bedruckten Stoff optisch abgedeckt.

Zusammen mit weiteren akustischen Maßnahmen, wie in der Bühne integrierten Tiefenabsorbern und einer mit einem Akustikputz versehenen Decke, konnte die Nachhallzeit von ursprünglich 2,05 Sekunden auf 0,52 Sekunden reduziert werden. Damit wird eine optimale Raumakustik für die Musiker erreicht.

Bautafel

Architekten: Bottega und Erhardt, Stuttgart
Projektbeteiligte: Candela Lichtplanung, Stuttgart (Lichtplanung); Brüssau Bauphhysik, Fellbach (Akustik und Bauphysik)
Bauherr: Jazzclub Stuttgart Betriebs GmbH, Stuttgart
Fertigstellung: Dezember 2006
Standort: Gustav-Siegle-Haus am Leonhardsplatz, Stuttgart
Bildnachweis: David Franck Photographie, Ostfildern

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Absorberarten

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Optimale mittlere Nachhallzeiten bei 500 Hz bis 1.000 Hz für verschiedene Raumfunktionen in Abhängigkeit vom Raumvolumen

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Grundlagen

Optimale Nachhallzeiten

Richtungsgrad von Violinen bei verschiedenen Frequenzen

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Schall/​Lärm

Richtwirkung von Musikinstrumenten

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