Institut für Transurane (ITU) in Eggenstein-Leopoldshafen

Hohe Sonnenschutzlamellen aus silbern schimmerndem Aluminium

Seit sich die Universität Karlsruhe vor einigen Jahren mit dem städtischen Forschungszentrum zum Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zusammengeschlossen hat, zählt sie nach eigenen Angaben zu den weltweit größten Forschungs- und Lehreinrichtungen im Technologiebereich. Die meisten Fakultäten und Institute befinden sich am Campus Nord in Eggenstein-Leopoldshafen, einer Gemeinde etwa zwölf Kilometer nördlich von Karlsruhe. Hier hat auch das Institut für Transurane (ITU) seinen Sitz in einem zweigeschossigen Verwaltungsbau aus den 1960er Jahren. In ihm wird Nuklearforschung betrieben – zu den technologischen und medizinischen Anwendungen von Transuranen, zur Lagerung radioaktiver Materialien und zur Überwachung des nuklearen Brennstoffkreislaufs. Transurane sind radioaktive chemische Elemente, deren Ordnungszahl höher ist als die von Uran.

Im geöffneten Zustand stehen die zusammen gefalteten Alulamellen wie scharfkantige Schwerter senkrecht vor der Glasfassade
Der Mechanismus zum Öffnen und Zusammenfalten der Läden ist sowohl zentral und automatisch gesteuert als auch individuell handhabbar
Auch im geschlossenen Zustand fällt durch die Öffnungen der Alulamellen diffuses Tageslicht

Nachdem es dem Institut im Altbau zu eng wurde, entschloss man sich für eine Erweiterung und schrieb 2008 einen Wettbewerb aus. Daraus ging das Stuttgarter Büro MFG Architekten mit einem im Grundsatz pragmatischen Entwurf als Gewinner hervor, der das quadratische Bestandsgebäude nahtlos und symmetrisch an seinen Nord- und Südflanken auf die dreifache Größe erweiterte.

In der architektonischen Umsetzung beweist sich die Qualität der einfachen Setzung eines kompakten, insgesamt jetzt 120 Meter langen und knapp 35 Meter tiefen zweigeschossigen Gebäudes mit fünf eingeschnittenen Lichthöfen. Als große Geste kragt das Obergeschoss auf der westlichen Längsseite gut sieben Meter weit aus. Besonders beeindruckend ist das metallene Gewand aus starken Vertikalen, das den vollständig verglasten Baukörper bis auf das zurückgesetzte Erdgeschoss umschließt. Hier, unter der Auskragung, befindet sich genau mittig der Eingang im jetzt integrierten Altbau.

Eine breiter Durchgang dient als Zugangskontrolle und Verteiler. Er führt auf die großzügig bemessene Längsachse mit den Treppen, Fluren und Nebenräumen; geradeaus geht es wieder hinaus zu den sich anschließenden Forschungshallen. Die zahlreichen Büroräume des Instituts – durchgehend gut 20 Quadratmeter große Zweierbüros – sind auf beiden Geschossen entlang der Außenfassaden und der Innenhöfe aufgereiht. Drei der Höfe reichen über die gesamte Gebäudehöhe; der aus dem Altbau übernommene und einer der neuen kommen nur dem Obergeschoss als umschlossene Dachterrassen zugute.

Sonnenschutz
Das Gebäude ist durchgängig verglast – und zwar von der Bodenplatte über die Geschossdecken hinweg bis zur Oberkante der Attika. Die nahezu flächenbündige Pfosten-Riegel-Konstruktion mit den schwarzen Alu-Profilen bildet einen betont zurückhaltenden Hintergrund für die davor gesetzte, stark plastische Struktur der geschosshohen Sonnenschutzläden aus silbrig-weiß schimmerndem Aluminium. Aus gewebtem Streckmetall gefertigt, sind die einzelnen Lamellen jeweils 45 Zentimeter breit und paarweise miteinander verbunden. In geöffnetem Zustand falten sich immer zwei von ihnen zusammen und stehen dann wie scharfkantige Schwerter mit einem Achsabstand von 90 Zentimeter senkrecht vor der Fassade. In geschlossenem Zustand spreizen sich die Lamellen auseinander und legen sich als ebene Schicht vor die Glasfassade. Pro Geschoss sind sie an zwei durchlaufenden horizontalen Metallleisten befestigt, hinter denen Motoren und Führungselemente für eine reibunglos-gleitende Bewegung sorgen.

Das Öffnen und Schließen der Fensterläden kann sowohl zentral und automatisch erfolgen, ist aber auch individuell von jedem Büroraum für die jeweils vier zugehörigen Elemente möglich. Sensoren reagieren auf Sonnenlichteinfall und Wind und lösen gegebenenfalls die Motoren aus, die die Läden bewegen. Die Perforierung des Aluminiumgewebes sorgt aber auch in geschlossenem Zustand für einen gewissen Tageslichteinfall. Der spezielle Dreh-Falt-Mechanismus der Fassadenlamellen ist das Resultat eines gemeinsamen Entwicklungsprozesses, den die Architekten mit dem ausführenden Metallunternehmen und einer Firma für Antriebstechnik erarbeiteten.

Die Büros zu den Innenhöfen werden im Fall allzu starker Sonneneinstrahlung mit einer über die ganze Hoffläche schiebbaren Überdachung beschattet. Wie die äußeren Sonnenschutzlamellen ist sie aus Streckmetallrahmen gefertigt.

Bautafel

Architekten: MFG Architekten (Hartmut Fuchs, Armin Günster, Josef Hämmerl, Jan Kliebe), Stuttgart
Projektbeteiligte: Graf Ingenieure, Schwäbisch-Gmünd (Tragwerksplanung), Paul, Gampe & Partner, Esslingen (Technische Gebäudeausrüstung), BBI Bayer Bauphysik (Akustik und Energie), Metallbau Heinrich Würfel, Sontra (Fassadenlamellen)
Bauherr: Joint Research Centre - Europäische Kommission - Institut für Transurane
Fertigstellung: 2012
Standort: Herrmann von Helmholtz-Platz 1, 76344 Eggenstein-Leopoldshafen
Bildnachweis: Michael Schnell, Essingen

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Um Sonnenschutzanlagen, wie hier Außenraffstoren, perfekt in die Fassade zu integrieren, müssen sie früh in der Planung berücksichtigt werden. Architektur: Chipperfield Architects, Forum Museumsinsel, Berlin

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