Instandsetzung: St.-Petri-Dom zu Schleswig

Sanierung des witterungsbeschädigten Ziegelmauerwerks

In der norddeutschen Stadt Schleswig ist das Wetter rau. Der starke Wind und die hohe Luftfeuchtigkeit bedeuten eine erhebliche Beanspruchung des Gebäudebestands. So erlitt das Mauerwerk des bekannten St. Petri Doms derartige witterungsbedingte Schäden, das eine Instandsetzung unumgänglich geworden war. Dabei war die Domturmfassade bereits in den 1950er-Jahren instand gesetzt worden. Neben dem größtmöglichen Erhalt der historischen Bausubstanz stand der zukünftige Schutz vor der massiven Witterungsbelastung im Fokus der Sanierung, die von dem auf Denkmäler und historische Gebäude spezialisierten Architekturbüro Krekeler geplant wurde.  

Trotz der nur Jahrzehnte zurückliegenden Sanierung hatte der Schlagregen insbesondere am Turm und an der Westfassade das Mauerwerk stark beschädigt.
Das Ziegelmauerwerk des 112 Meter hohen Turms und der ebenfalls beschädigten Westfassade wurde saniert und an den am stärksten der Witterung ausgesetzten Bereichen durch eine zweischalige Konstruktion aus Hinter- und Verblendmauerwerk mit Luftschicht ersetzt.
Krekeler Architekten entwarfen eine Ummantelung der vier Strebepfeiler mit Kupferblechen.

Der St.-Petri-Dom wurde im 12. Jahrhundert als romanische Basilika erbaut und durchlebte bis in das 16. Jahrhundert zahlreiche Umbauten und Erweiterungen. Heute zeigt sich der Bau als spätgotische Hallenkirche. Der 112 Meter hohe neugotische Domturm mit Glockenstube wurde nach Plänen des Berliner Architekten Friedrich Adler zwischen 1888 und 1894 errichtet, nach dem Sieg Preußens im Deutsch-Dänischen Krieg.

Neues zweischaliges Mauerwerk am Turmschaft

Bereits 2011 musste der Turm eingerüstet werden, um Passanten vor herabfallenden Ziegel zu schützen. Ursächlich waren die offenbar unsachgemäßen Sanierungsarbeiten aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die verschiedenen Materialien der damals angebrachte Hülle um den Turmkern wiesen ein unterschiedliches Quellverhalten auf, was schließlich zum Abplatzen der Ziegel führte, da durch Schlagregen stetig Regenwasser in das Mauerwerk gedrückt worden war.


Das Ziegelmauerwerk des 112 Meter hohen Turms und der ebenfalls beschädigten Westfassade wurde von 2017 bis 2022 saniert und an den am stärksten der Witterung ausgesetzten Bereichen durch eine zweischalige Konstruktion aus Hinter- und Verblendmauerwerk mit Luftschicht ersetzt. Durch die Hinterlüftung kann die eindringende Feuchte wieder entweichen. Auch die vier, den Turm flankierenden Fialtürme wurden erneuert. Dafür wurde die baufällige Substanz abgetragen und die Türmchen nach historischem Vorbild wieder aufgemauert. Bei den neuen Mauersteinen handelt es sich um eine Spezialanfertigung entsprechend der ursprünglichen Steine. Das Erscheinungsbild des Mauerwerks am Turmschaft und der Fialtürme blieb somit gemäß der denkmalpflegerischen Vorgaben erhalten.

In Kupfer gehüllte Strebepfeiler

Um das Mauerwerk noch stärker zu schützen, wurden die vier Strebepfeiler mit Kupferblechen ummantelt. Das Material entspricht der Bekleidung der Gesimse und dem historischen Dach des Turmhelms. Zudem erinnert es an andere Kirchenbauten im norddeutschen Raum, die ebenfalls großflächig mit Kupfer bekleidet sind, wie zum Beispiel die Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg. Um ein kohärentes Erscheinungsbild der Verkleidung zu erzielen, wurde das Kupferblech voroxidiert, also „vorverwittert“.


Zeitgemäß ergänzter Innenraum 

Weitere Eingriffe wurden im Inneren des mittelalterlichen Kirchenschiffs vorgenommen. Hier wurden die Bleiglasfenster aus dem 19. Jahrhundert aufwendig restauriert. Die Innenwände wurden partiell überarbeitet, die Fassungen vieler Gewölbekappen restauriert und der Altar von Schmutz befreit. Außerdem ergänzten die Architekt*innen die Dombeleuchtung, sodass der Innenraum wieder voll zur Geltung kommt. Weiterhin wurde eine brandschutztechnische Modernisierung des Doms vorgenommen. Die Eingänge sind mit klimastabilisierenden Windfängen und einer barrierefreien Erschließung des Kirchenschiffes zeitgemäß ergänzt worden. -lw

Bautafel

Architektur: Krekeler Architekten Generalplaner, Brandenburg an der Havel
Projektbeteiligte: Ziegelwerk Klaus Huber, Nossen (Ziegelei); HAZ Beratende Ingenieure, Kassel (Tragwerksplaner)
Bauherr/in: Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland
Fertigstellung: 2022
Standort: Norderdomstraße 4, 24837 Schleswig, Deutschland
Bildnachweis: Stefan Melchior, Berlin

Baunetz Architekt*innen

Fachwissen zum Thema

Feuchteprobleme und Feuchteschutz

Bauschäden/​-mängel

Feuchteprobleme und Feuchteschutz

Ausblühungen an historischem Mauerwerk

Ausblühungen an historischem Mauerwerk

Bauschäden/​-mängel

Schäden an Ziegelmauerwerk

Bauwerke zum Thema

Krekeler Architekten planten das neue Gewölbe für die Marienkirche Prenzlau nach historischen Vorbildern.

Krekeler Architekten planten das neue Gewölbe für die Marienkirche Prenzlau nach historischen Vorbildern.

Kultur

Gewölbe-Wiederherstellung St. Marienkirche Prenzlau

Verborgen in einem Häuserblock der Lorenzer Altstadt im Zentrum Nürnbergs lugt die Kirche St. Martha aus einer Lücke zwischen den Häusern an der Königsstraße hervor.

Verborgen in einem Häuserblock der Lorenzer Altstadt im Zentrum Nürnbergs lugt die Kirche St. Martha aus einer Lücke zwischen den Häusern an der Königsstraße hervor.

Kultur

Wiederaufbau einer Kirche in Nürnberg

Tipps zum Thema

Publikationen

Gebäudeerhaltung von historischen Bauten

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Mauerwerk sponsored by:
KS-ORIGINAL GmbH
Entenfangweg 15
30419 Hannover
www.ks-original.de