Hochleistungsdämmputz aus Schilf

Entwicklung eines Dämmputzes aus nachwachsenden Rohstoffen

Bei etwa 60 Prozent aller Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) in Deutschland wird expandiertes Polystyrol (EPS) eingesetzt. Dieses und andere erdölbasierte Baustoffe sind schwer recycelbar. Anders ist dies bei Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen. Beim Anbau wird CO2 dauerhaft gebunden und aus den Pflanzen können recyclingfähige Produkte hergestellt werden. Schilf und andere Gräser werden bereits seit Jahrhunderten zu Bauzwecken verwendet. Ob als Dachdeckung oder als Dämmmaterial – das Einsatzspektrum ist äußerst vielseitig. Zwischenzeitlich fast vollständig durch synthetische Dämmstoffe abgelöst, tritt der nachwachsende Rohstoff heute zunehmend wieder in den Fokus der Baustoffeindustrie und ist Bestandteil zahlreicher Forschungsvorhaben.

Im Projekt testeten die Wissenschaftler unterschiedlich zusammengesetzte Putzmuster.
Mit Sensoren wurden die Dämmeigenschaften des Materials untersucht.

Forschende der landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn haben aus dem Chinaschilf Miscanthus einen Hochleistungsdämmputz für Fassaden entwickelt, der ähnlich gute Dämmeigenschaften aufweisen soll wie synthetische Baustoffe. Ziel des Forschungsprojekts Dünnschichtiger Hochleistungswärmedämmputz aus nachhaltig angebauten Nachwachsenden Rohstoffen bestand in der Erarbeitung von angewandten wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Nutzung des Luftporenstrukturraumes der Pflanzen. Die Forschenden fanden einen Weg, das Schilfgras so zu zerkleinern, dass der Luftporenstrukturraum in der Pflanzenstruktur so weit wie möglich erhalten bleibt, um eine hohe Dämmleistung zu erzielen. Der gehäckselten Pflanze wird ein Bindemittel beigemischt, das die Luftporenstrukturen umschließt und gleichzeitig für die nötige Haftung an den Wänden sorgt. Die Putzmischung hat einen 20-prozentigen Anteil an Miscanthus-Häcksel.

Erprobt wurde der neu entwickelte Dämmputz an einer rund zehn Meter langen Kühlraumwand auf dem Campus der Universität Bonn. Um den Temperatur- und Feuchteverlauf zu dokumentieren, wurden im Putz Sensoren angebracht. Langzeittests dieser Art sind als Vorbereitung auf eine Bauzulassung nötig. Erkenntnisse aus diesem Projekt lassen sich auch auf die Weiterentwicklung von Leichtbeton oder Werkplatten aus nachwachsenden Rohstoffen übertragen.

Der Abschlussbericht zum Projekt kann auf der Internetseite der Technischen Informationsbibliothek Hannover (TIB), kostenfrei heruntergeladen werden (siehe Surftipps).

Projektleitung: INRES - Institut für Naturwissenschaften und Ressourcenschutz, Universität Bonn; Partner Herstellung: Knauf Gips, Iphofen

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