Hochhaus S10 am Schwabinger Tor

Betonwerksteinfassade mit eingeschnittenen Loggien

Wo vormals ein Großhandelsmarkt und ein Kettenhotel die Leopoldstraße säumten, ist nördlich der Münchner Innenstadt ein Ensemble aus neun Wohn- und Geschäftshäusern unter dem Namen Schwabinger Tor entstanden. Mit dem Turm S10 hat es seinen architektonischen Abschluss gefunden. Geplant wurde das Hochhaus mit Betonwerksteinfassade zusammen mit drei Nachbarbauten durch das Büro Max Dudler.

Das dreizehngeschossige Wohn- und Geschäftshaus markiert das südliche Ende der Anlage.
Nach Norden hin ist dem Neubau ein Freiraum vorgelagert, der als Spielplatz genutzt wird.
Die Gestaltung der Fassade im Erdgeschossbereich soll auf die frühen Hochhäuser des 19. Jahrhunderts Bezug nehmen.

Angesichts der architektonischen Anmutung der Anlage wie auch des begleitenden Marketingprogramms erscheint es überraschend, dass hier keine Eigentumswohnungen, sondern 210 Mieteinheiten geschaffen wurden. Beachtlich ist auch, dass sich darunter geförderte Wohnungen befinden, deren Anteil sich auf immerhin 15 Prozent beläuft. Gespannt darf man sein, wie sich das Zusammenleben in dem wagemutigen Projekt entwickeln wird – zumal die Projektverantwortlichen nicht nur die Bauten entwickelt haben. Auch ein app-gestütztes „Konzept des ‚Sharings‘“ soll zur Belebung des Quartiers beitragen.

Ein Stück „europäischer Stadt“ in München

Entsprechend dem Konzept, das laut Aussage des Schweizer Architekten einer „Idee der verdichteten europäischen Stadt“ folgt, finden sich die Gebäude horizontal dreigeteilt. Die Erdgeschossbereiche sind Geschäftsräumen vorbehalten, so auch in den benachbarten Bauten von 03 Architekten oder Hild und K. Darüber erheben sich zunächst drei Büroetagen und schließlich Wohngeschosse in unterschiedlicher Zahl: Während die fünfgeschossigen Bauten längs der Leopoldstraße Wohnungen auf zwei Etagen bieten, lassen sich in den beiden Türmen an den entgegengesetzten Enden des Areals nicht weniger als zehn Wohngeschosse finden.
 
Seriöser Zwilling
Das südliche Hochhaus mit dem prosaischen Namen S10 entspricht dem bereits fünf Jahre zuvor errichteten Nordturm somit nicht nur in der Höhe, sondern auch in der programmatischen Gliederung; auch ähnelt die Naturwerksteinfassade in ihrem hellen Ton dem zuvor gewählten Trosselfels. Allerdings sind die Fensteröffnungen und Loggien des nördlichen Turmes so gegeneinander verschoben, dass ein flirrendes Bild entsteht. Das Gefühl, dass der steinerne Bau gleichsam tanze, wird durch angeschrägte Fassadenelemente noch verstärkt.
 
Demgegenüber gibt sich der jüngere Zwilling seriös und scheint allein nach oben zu streben. Es ist dabei nicht nur der Rücksprung der Nordseite, der zu diesem Eindruck führt; maßgeblich dazu tragen auch die Pilaster der Erdgeschosszone bei. Die aus Betonwerkstein vorgefertigten Elemente, die nach Angaben des Büros durch die frühen Hochhausbauten des 19. Jahrhunderts inspiriert wurden, zeigen sich am Fußpunkt schlank und weiten sich zum Sturz, um dann wieder zusammenzulaufen. Schließlich wird die Vertikale auch durch eine breite Rücklage betont, die vom vierten Obergeschoss bis zur Traufe reicht und so die Südfassade gliedert.
 
Wohnen mit Perspektive
Wie auch in den anderen Bauteilen finden sich im Südturm vielfältige Wohnungstypen, zu deren Ausstattung drei verschiedene „Designlinien“ mit den Bezeichnungen Pure, Nature und Style angeboten werden. Die Wohnungen im Südturm finden sich indessen durch polygonale Loggien ausgezeichnet, die gleich umgekehrten Bay windows in die Wohnräume gestülpt sind. Sie bieten nicht allein einen überdachten Freiraum, sondern eröffnen auch vielfältige Ausblicke über die Stadt München.
 
Einbruchsicherer durch Schutzbeschläge
Um das Risiko eines Einbruchs zu vermindern, wurde das Hochhaus mit Schutzbeschlägen ausgestattet, die mit der Tür verschraubt sind. Dabei sieht die DIN 18257 Schutzbeschläge und Schutzrosetten vier Kategorien vor, die von geringer (ES0) bis zu höchster (ES3) Einbruchshemmung reichen. Ihnen entsprechen in der Europäischen Norm 1906 die Widerstandsklassen 1 bis 4 entsprechen. Außerdem wurden für die Zugangstüren Langschildbeschläge gewählt, deren Schild, der sowohl Drücker als auch Schlüsselloch bedeckt, über die Öffnungen noch deutlich hinausreicht. -ar

Bautafel

Architekten: Max Dudler Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: catterfeld + welker Ingenieurgesellschaft für Bauabwicklung, München (Bauleitung); Sailer Stepan und Partner, München/Bamberg und bwp Burggraf + Reiminger Beratende Ingenieure, München (Tragwerksplanung); ZWP Ingenieur-AG, Berlin u. a. und Energietechnik Müller, Gräfelfing (Gebäudetechnik und Elektroplanung); Möhler + Partner Ingenieure, München u.a. (Bauphysik und Akustik); hhpberlin Ingenieure für Brandschutz, Berlin u.a. und KAUPA Ingenieure, Windorf (Brandschutzkonzept); Eco Schulte, Menden (Türbeschläge: OGL-, SGL- und ES1-L-Beschläge)
Bauherr: Jost Hurler Unternehmensgruppe, München
Fertigstellung: 2017
Standort: Johann-Fichte-Str. 5, 80805 München
Bildnachweis: Stefan Müller, Berlin

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