Hochhaus in Zürich/CH

Gläserner Büroturm mit dezentraler Klimatisierung

Hochhaus in Zürich/CH
Hochhaus in Zürich/CH
Bodenklimasystem

In der Nähe des Bahnhofes Altstetten steht eines der wenigen Hochhäuser von Zürich: der 52 Meter hohe gläserne Büroturm Obsidian. Der Name des schwarz glänzenden vulkanischen Gesteinsglas nimmt Bezug zur Fassade, deren Glasflächen mit schwarz getönten Glasscheiben versehen sind. Der Entwurf stammt von den österreichischen Architekten Baumschlager & Eberle.

Bis auf den Erschließungskern gibt im gesamten Gebäude keine tragenden Innenwände. Eine Stahlbeton-Skelettkonstruktion mit Stützen im Raster von 5,80 x 5,80 m lässt Nutzungen vom Einzel- bis zum Großraumbüro zu. Das Gebäude ist konsequent im Hinblick auf hohe Komfortansprüche ausgelegt und wird dezentral klimatisiert. Diese Lösung hat nicht nur einen der Architektur entgegenkommenden verminderten Technikaufwand zur Folge, sondern bietet auch individuellen Nutzerkomfort.

Gebäudetechnik
Die Haustechnik ermöglicht im Zusammenspiel mit der Doppelfassade nicht nur eine energetische Betriebsweise, sondern auch optimale Klima- und Schallverhältnisse. Zudem ist es gelungen, die Wechselwirkungen der Gebäudehülle mit der Haustechnik so abzustimmen, dass auf ein aktives Sonnenschutzsystem verzichtet werden konnte. Die Fenster lassen sich in sämtlichen Bürogeschosse nutzerfreundlich öffnen.

Eine kombinierte Wärmepumpe/Kältemaschine dient zur energetisch optimalen Doppelnutzung, d.h. zur Wärmeerzeugung wie auch zur Kälteerzeugung. Zur Ergänzung der Wärmepumpe übernimmt ein im Dachgeschoss integrierter Gas-Wärmeerzeuger die Spitzenabdeckung. Die Heiz-bzw. Kühlverteilung erfolgt über ein Thermoaktives Bauteilsystem (TAB) sowie über die Zuluft. Dem zukunftweisenden Trend dezentraler Konzepte für Lüftung und Raumklimatisierung folgend, wird die Zuluft an den Fassaden direkt von dem hinterlüfteten Fassadenzwischenraum über ein aktives Bodenklimasystem geführt. Die Vorteile dieser dezentralen, Unterflur- oder in die Fassade integrierten Systeme zeigen sich in:

  • einem minimierten Platzbedarf für die Technikzentrale und für das Verteilungssystem und
  • sie ermöglichen eine flexible Gebäudenutzung und Raumaufteilung.
Aufrund dieser technischen Lösung konnte auf tragende Innenwände verzichtet werden. Zur Klimatisierung wurden in den Räumem dezentrale Unterflursysteme mit Bodenauslässen integriert, die auf eine flexible Nutzflächengestaltung abgestimmt sind. Dieses Bodenklimasystem ermöglicht die Erwärmung bzw. Abkühlung der Aussenluftrate auf Raumniveau. Bei Außentemperaturen über 22°C erfolgt die Versorgung der Einzelgeräte mit Kaltwasser, bei Außentemperaturen unter 18°C mit Warmwasser. Die Zulufttemperatur kann pro Gerät individuell geregelt werden. Die Abluft wird den Räumen einmal pro Geschoss zentral am Treppenhauskern entzogen und gelangt über die Steigezonen zur Lüftungszentrale im 5. Obergeschoss. Die in den Abluftgeräten integrierten Wärmeübertrager dienen der Wärmerückgewinnung durch die angeschlossene Wärmepumpe.

Aus Gründen der Energieeffizienz spielte auch die Wahl der Ventilator- und Pumpenantriebe eine entscheidende Rolle. Als Systemlösung wurde die so genannte EC-Technologie (elektronisch kommutierte Gleichstrommotoren), umgesetzt. Diese Antriebsmaschinen enthalten bereits konstruktiv eine Mikroprozessorregelung zur konstanten Volumenstromregelung. Das erweist sich bei möglichen Abschaltungen einiger Etagen bzw. Nutzungsbereichen als vorteilhaft. Zusätzlich gleicht es besonders bei Hochhäusern die Winddruck- oder Windsog-Wirkungen aus. Ein weiterer Vorteil der EC-Motoren besteht in der Energieeffizienz, da diese Antriebe lediglich 30% der elektrischen Energie gegenüber konventionellen Antriebsmaschinen aufnehmen.

Das Heizen der Räume mit dem Thermoaktiven Bauteilsystem erfolgt mit kleinen Temperaturdifferenzen. Die anfallende Wärme aus den internen Lasten und aus der durch die Glasfassade einfallenden Sonnenenergie, wird in die Decken eingelagert und von dort kontinuierlich mittels Betonkernaktivierung abgeführt oder bei Bedarf zeitverzögert wieder in den Raum abgegeben. Dadurch bleibt die Raumtemperatur nicht konstant, sondern schwankt in einem vorgegebenen Toleranzband.

Bautafel

Architekten: Baumschlager & Eberle Architekten, Lochau/A
Projektbeteiligte: Senn BPM, St.Gallen/CH (Totalunternehmer); Helbling, Zürich/CH (Haustechnikkonzept und Planung); Kampmann, Lingen (Bodenklimasystem)
Bauherr: Anlagestiftung Pensimo, Zürich
Fertigstellung: 2005
Standort: Hohlstrasse 614, 8048 Zürich

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