Herz Jesu Kirche in München

Leuchtender Kubus auf steinernem Grund

Der 1951 geweihte Vorgängerbau der neuen Herz Jesu Kirche in München-Neuhausen war am 26. November 1994 abgebrannt. Öffnung nach außen und eine wandlungsfähige Architektur – so lautete der Leitgedanke der Wettbewerbsausschreibung für den Neubau, den das Münchner Büro Allmann Sattler Wappner Architekten gewann. Die Planer machten sich frei von fast allen gängigen – und besonders auch in München üblichen – Vorstellungen von einem Sakralbau. Exakt sechs Jahre nach dem Brand konnte die ungewöhnliche Kirche geweiht werden.

Innenansicht
Glasportal von Alexander Beleschaneko

Drei Raumelemente prägen die Herz Jesu Kirche: ihr weiter Kirchvorplatz, ein abgerückter Campanile von 37 m Höhe und die Kirche selbst, ein Kubus von 48,2 m Länge, 20,72 m Breite und 16,3 m Höhe. Dieser besteht aus insgesamt 1.000 m² Erdgeschossfläche, die durch mehreren ineinander gestaffelten Raumhüllen strukturiert ist. Eine äußere aus Glas umgibt eine zweite, bestehend aus über 2.000 vertikal installierten Holzlamellen. Die innerste Hülle – die Orgel und Orchesterempore - ist aus Beton. Pompös sind die von Alexander Beleschaneko entworfenen blauen Glasportale, die sich zum Kirchplatz hin öffnen lassen. Mit 14,2 m Höhe und 18,8 m Breite sind sie die größten Kirchentüren der Welt. Das Mobiliar und die liturgische Ausstattung der Herz Jesu Kirche wurden dagegen eher schlicht gehalten. Eine Bestuhlung bis 400 Sitzplätze ist möglich.

Hauptgestaltungselement der Herz Jesu Kirche ist das Licht, das z.B. durch die unterschiedliche Winkelstellung der Ahornholzlamellen Effekte und Stimmungen im Kircheninneren erzeugt. Nachts wird die quaderförmige Kirche von einem warmen, einladenden Licht erleuchtet.

Fliesen und Platten
Allmann Sattler Wappner Architekten maßen dem Bodenbelag der Herz Jesu Kirche besondere Bedeutung bei, um das harmonische Zusammenspiel von Licht, Glas und Holz noch stärker zu betonen. Nach zahlreichen Steinbruchbesuchen entschieden sie sich für den beigen Kalkstein Massangis aus Burgund, der mittels unterschiedlicher Bearbeitung ein abwechslungsreiches Farbspiel erhielt: Dunkler Platten sind im Bereich der Gänge (Schliff 120) verlegt, zum Altarraum werden die Steine immer heller,- allesamt im Standardformat 96 x 54 x 4 cm und im Dickbett verlegt.

Massangis (mit gestockter Oberfläche zur Rutschhemmung, 10 cm dick, in Splitt verlegt) wurde auch für die Pflasterung der beiden Gebäudelängsseiten und des Vorplatzes und für eine niedrige Einfassungsmauer (glatt gesägte Quader) verwendet. Unmittelbar im Anschluss an die Glasfassaden kamen Schlitzplatten (6 cm dick, auf Rosten) zur Einleitung des Oberflächenwassers zum Einsatz.

Der Altar besteht aus Massangis-Massivblöcken. Für liturgische Objekte (Taufbecken, Taufstein, Tabernakel) wurde türkischer Alabaster (durchscheinender mikrokristalliner Gips) eingesetzt.

Bautafel

Architekten: Allmann Sattler Wappner Architekten, München
Projektbeteiligte: Ritter, München (Technische Beratung Naturstein); Steinwerke J. Rudolph, Weiler-Simmerberg (Natursteinarbeiten Innen, Sakristei, Rampe); F.X. Rauch, München (Natursteinarbeiten außen)
Bauherr: Katholische Pfarrkirchenstiftung Herz Jesu, München
Fertigstellung: 2002
Standort: Lachnerstr. 8, 80634 München
Bildnachweis: Florian Holzherr, München, Herz Jesu, München

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Fliesen und Platten sponsored by: