Haus K in Stuttgart

Zweischalige Konstruktion mit wassergestrichenen Kohlebrandziegeln

Beste Sicht ins Tal bieten die verglasten Wohnräume und großzügigen Terrassen eines Einfamilienhauses in der schwäbischen Landeshauptstadt. Haus K wurde nach Plänen des Büros Bottega und Ehrhardt Architekten am oberen südöstlichen Rand des Stuttgarter Talkessels realisiert. Erreicht wird es bergseitig über eine am Waldrand verlaufende Sackgasse. Von hier zeigt es sich als ein- bis zweigeschossiger, mit tiefen skulpturalen Einschnitten orthogonal gegliederter Bau, mit geschlossen-monolithischer Oberfläche aus hellgrauen Ziegeln und Sichtbeton. Talseitig dagegen erhebt sich das insgesamt dreigeschossige Gebäudevolumen flächig in seiner gesamten Höhe. Die großformatigen Fenster mit ihren tiefen Laibungen und der innen liegenden Verglasung lassen die Außenhülle zu dieser Seite stark perforiert erscheinen.

Der Zugang erfolgt an der Südseite: Hier wirkt der Bau wie eine Kubenkomposition aus ein- bis zweigschossigen Volumen
Talseitig zeigt sich der dreigeschossige Baukörper in seiner gesamten Höhe mit einer durch große Fenster perforierten Mauerweksfassade aus wassergestrichenen Kohlebrandziegeln in changierenden Grautönen (Nordansicht)
Nordostansicht: Talseitig ist die Fassade von den großen Fensteröffnungen geprägt, während die Stirnseiten eher geschlossen wirken

Das Haus ersetzt einen modernen Flachbau aus den 1920er Jahren, der durch einen Satteldachaufbau der Nachkriegszeit stark verändert worden war. Das Bestandsgebäude entsprach zudem nicht dem Platzbedarf der dreiköpfigen Bauherrenfamilie. Anfängliche Überlegungen zu möglichen An- und Aufbauten warfen genehmigungstechnische Fragen auf, und so entschied man sich für einen Ersatzneubau, der sich besser als diese in die Topografie einbetten ließ. Der Neubau umfasst nun eine 250 Quadratmeter große Wohnung für die Familie, die sich über die beiden oberen Etagen erstreckt, und eine 122 Quadratmeter große Einliegerwohnung im unteren Gartengeschoss. An das quaderförmige Haupthaus schließt ein Eingangsbauwerk unmittelbar an, das die Garage und einige Technikräume aufnimmt. Es führt außerdem über einen Außensteg oder eine Außentreppe zum Haupteingang des Gebäudes.

Die Erschließung der Wohnung liegt auf einer Ebene zwischen den zwei oberen Etagen (siehe Schnitt Abb. 21). Dadurch erhält der Eingangsbereich eine stattliche Raumhöhe von etwa 3,50 Metern. Zwei in Sichtbeton ausgeführte, trapezförmige Treppenläufe verbinden Eingang und Wohngeschosse. Über wenige, schmal zulaufende Stufen mit geringem Steigungsverhältnis gelangt man hinauf ins Obergeschoss. Dessen Grundfläche wird durch ein einziges, rechtwinklig geknicktes Wandelement und zwei an den Gebäudeecken eingeschnittene Terrassen gegliedert. Wohn-, Ess- und Arbeitsbereich gehen auf diese Weise fließend ineinander über. Der zweite, etwas steilere und sich aufweitende Treppenlauf führt nach unten zu den Schlafräumen, den Bädern und dem Fitness- und Saunabereich. Über Schiebetüren lassen sich auf dieser Etage die talseitig angeordneten Räume zu einer Enfilate zusammenschalten. Die drei Zimmer umfassende Einliegerwohnung besitzt einen separaten Zugang an der südwestlichen Stirnseite des Gebäudes und eine ebenerdige, gartenseitige Terrasse.

Das Wohnhaus ist als Passivhaus konzipiert, mit kontrollierter Be- und Entlüftung, Wärmerückgewinnung, Niedertemperaturheizung und Photovoltaikanlage.

Mauerwerk
Die Außenwände bestehen aus einer 17,5 bis 25 cm starken tragenden Wand aus Kalksandsteinblöcken oder aus Stahlbeton. Als Kerndämmung kommt eine 16 cm dicke Schicht aus Mineralfasern zum Einsatz. Auf die 4 cm dicke Luftschicht folgt die Vormauerschale aus wassergestrichenen Kohlebrandziegeln in changierenden Beige-Grautönen. Durch den speziellen Brand erhalten die Mauersteine eine unregelmäßig schlierige Oberfläche, was die maschinell erstellten Klinker handgefertigt wirken lässt. Das schlanke Format (228 x 108 x 40) mm der im wilden Verband gemauerten Ziegel unterstreicht die horizontale Wirkung der feinen Textur. Die leicht zurückversetzten Mörtelfugen lassen die Kanten der einzelnen Steine markant hervortreten. Nötige Dehnfugen wurden gegeneinander versetzt ausgeführt und fügen sich dadurch unauffällig in das Gesamtbild. Im Bereich der von außen einsehbaren Badezimmer und der Sauna verläuft vor den Fenstern eine perforierte Vormauerschale aus einem gestreckten Läuferverband (siehe Abb. 16).

Die kleinteilig strukturierten Ziegelwände kontrastieren zwar mit den glatten Oberflächen der in Sichtbeton ausgeführten Bauteile der Außentreppen und des Eingangsbauwerks, der Fenstersimse, Terrassenbrüstungen und Attiken. Farblich dagegen harmoniert das helle Grau der Steine mit der Farbe des Betons, sodass ein dezentes Wechselspiel zwischen Farbe und Material entsteht.

Bautafel

Architekten: Bottega und Ehrhardt, Stuttgart
Projektbeteiligte: Zindel, Stuttgart (Tragwerksplanung); Jo Carle Architekten, Stuttgart (Bauleitung); Localwarming, Ehrenkirchen (Energieberatung); Scheer, Stuttgart (Gebäudetechnik); Pslab, Stuttgart (Lichtplanung); Petersen Tegel, Broager (Klinker); Pandomo, Witten (Bodenbeschichtung); Rauh Fensterbau, Sassendorf (Fenster)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2013
Standort:
Gänswaldweg 31, 70180 Stuttgart
Bildnachweis: Bottega und Ehrhardt Architekten, Stuttgart; David Franck, Ostfildern

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