Haus Huber-Maisch in Waltenhofen

Dach aus Hohlkammerholzelementen mit oberflächenfertiger Beplankung

Bei oberflächlicher Betrachtung fällt kaum auf, dass inmitten der dörflichen Häusergruppe in der Gemeinde Waltenhofen im Oberallgäu ein neues kleines Wohnhaus entstanden ist. Das liegt zum einen daran, dass es ein 150 Jahre altes Gebäude ersetzt, das vorher auf dem 1.200 m² großen Inselgrundstück stand, beinahe am selben Platz. Zum anderen gesellt sich das zweigeschossige Wohnhaus mit seinem Satteldach und der Verkleidung aus Holzschindeln unauffällig zu den älteren, vorwiegend größeren Nachbargebäuden. Auch mit seinen zwei kleinen Nebengebäuden fügt sich der vom Büro Architektur + Raum aus dem benachbarten Kempten geplante Neubau mit 215 m² Nutzfläche in die umgebende Bebauungsstruktur ein.

Wettergeschützte Terrasse an der Ostseite
Blick auf die zweigeteilte Westfassade mit Fahrradabstellraum aus Sichtbeton
Blick entlang eines Sichtbetonblocks auf die Terrasse

Auf den zweiten Blick fallen allerdings die Wände der beiden Nebengebäude ins Blickfeld. Die zwei eingeschossigen Flachdachbauten sind an den Grundstücksecken auf der Eingangsseite im Norden platziert und beherbergen die Garage sowie Abstellräume für Fahrräder und Gartengerät. In ihre Sichtbetonwände, die mithilfe einer sägerauen Bretterschalung hergestellt wurden, sind flächenbündig große Türen aus Vollholz eingesetzt.

Das Wohnhaus selbst, das an den Nord- und Ostkanten des Grundstücks liegt, wirkt zu diesen beiden Seiten hin sehr geschlossen. Schindeln aus Fichtenholz bedecken beinahe die gesamte nördliche Giebelfassade. Lediglich die hölzerne Eingangstür sparen sie aus sowie ein hinter dem Fahrradraum verstecktes, raumhohes Fenster im Erdgeschoss. Auf den übrigen drei Seiten des Gebäudes ist die Fassade zweigeteilt. Im Erdgeschoss wechseln sich Wandelemente mit einer Verschalung aus vertikalen Fichtenbrettern mit dahinter zurückspringenden Verglasungen sowie Sichtbetonblöcken ab, die ebenfalls hinter die Fassadenebene zurückversetzt liegen. Das Obergeschoss mit rechteckigem Grundriss überspannt und schützt die in den Einbuchtungen im Erdgeschoss entstehenden Terrassen und ist wie der Eingangsgiebel mit Holzschindeln bedeckt. Zur Straße im Osten gibt es keinerlei Öffnungen, im Westen sind dagegen Lochfenster ausgeschnitten, und der Südgiebel öffnet sich zu einer großen Verglasung und einer Loggia.

Auf der Westseite schließt an die mit spaltrauem Maggia-Gneis belegte Terrasse vor dem Wohnzimmer eine breite Holzplattform an. Sie dient als Liegefläche für das angrenzende Schwimmbecken. Umgeben werden Haus und Pool von Rasenflächen und locker darauf verteilten Bäumen, die die nötige Privatheit schaffen. Großzügige Glasfassaden mit Schiebetüren öffnen die Wohnräume im Erdgeschoss zum Garten hin.

Das Erdgeschoss nimmt ein durchgehender Wohnraum mit Küche und Essbereich ein. Der Fußboden besteht aus dem gleichen Naturstein wie die dem Wohnraum zugeordnete, geschützte Terrasse. Im Innenraum wurde der Belag allerdings gebürstet und geflammt, sodass eine immernoch strukturierte und matte Oberfläche entstand, jedoch geglättet und leichter zu reinigen. An der Decke bleibt die Beplankung der Hohlkammer-Holzdecke sichtbar.

Das Obergeschoss beherbergt Schlafzimmer, Ankleide, Bad, einen Hauswirtschaftsraum sowie eine Sauna. Hier sind sowohl Boden als auch Wände und Dachschrägen vollständig in Holz gehalten. Mehrere Austritte bieten unterschiedliche Qualitäten. Die bis unters Dach reichende Loggia im Südgiebel gehört zum Schlafzimmer. Vom Flur aus ist außerdem ein kleiner Freisitz begehbar mit Blick durch einen der Lochausschnitte auf das Schwimmbecken. Und vom Bad zur Sauna führt eine blickgeschützte Dachterrasse mit einer darüberliegenden Öffnung in der Dachfläche.

Dach
Die Tragkonstruktion des Daches besteht aus vorgefertigten Holztafeln mit einer oberseitigen Beplankung aus OSB-Platten zur Ausbildung der Elemente als statische Scheiben. Die industriell gefertigten Rippenplatten aus Nadelholz haben in regelmäßigen Abständen angeordneten Rippen mit einer Beplankung aus parallel verlaufenden Vollholzplatten. Die dadurch entstandenen Hohlkammern wurden bereits werkseitig gedämmt. Zum Innenraum hin ist die Beplankung oberflächenfertig. Einschließlich OSB-Platte und innerer Platte beträgt die Elementhöhe 180 mm.

Eine Aufdachdämmung aus Holzweichfaserplatten von insgesamt 140 mm Stärke sorgt für zusätzlichen Wärmeschutz. Als Unterdeckung dient eine diffusionsoffene Holz-Faserplatte (DHF-Platte). Das Dach ist mit Ziegeln eingedeckt. Die Regenrinne liegt verborgen hinter der vorgehängten Fassade aus Fichtenschindeln, sodass  Traufe sowie Ortgang lediglich als schmales umlaufendes Tropfkantenband erscheinen.

Bautafel

Architekten: Architektur + Raum, Peter Fakler, Kempten
Projektbeteiligte: IHW Ingenieure Alexander Friedrich, Kempten (Statik); Oberall Bau, Kempten (Baufirma); Zimmerei Mayr & Sonntag, Legau (Zimmererarbeiten);  Schmid, Gestraz (Schindeln); Dietmar Buchenberg, Buchenberg (Sanitär, Heizung, Lüftung); Oskar Hoffmann, Oy-Mittelberg (Schreinerarbeiten Innenausbau sowie Fenster); Ballmann, Kempten (Dachabdichtung); Probst, Kempten (Naturstein); Thanner, Wiggensbach (Estrich); Mergenthaler, Ludwigsburg (Ofenbauer); Ruben Schuchardt, Waltenhofen (Außenanlagen)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2012
Standort: 87448 Waltenhofen
Bildnachweis: Architektur + Raum, Peter Fakler, Kempten; Fotos: Hermann Rupp, Kempten

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