Haus Duett in Warnemünde

Energiegewinnung durch Geothermie für Decken- und Fußbodenheizung

Unweit des Ostseestrandes und der Promenade sowie zwischen Kurpark und Altem Strom reiht sich im Seebad Warnemünde ein weißer Neubau in eine kleine Straße im historischen Zentrum ein. Das Gebäude in klarer Formensprache schließt eine Baulücke zwischen den bestehenden giebelständigen Häusern. Wie die Nachbarbebauung fügt es sich schmal und lang auf dem Grundstück ein. Genau genommen handelt es sich bei Duett um zwei Baukörper, die Löser Lott Architekten entwarfen: Der eine ist nördlich auf dem Baustreifen platziert und hat ein gefaltetes Zeltdach als oberen Abschluss, der andere auf dem südlichen Grundstücksteil ist traufständig platziert und mit einem Satteldach versehen. Ein schmaler, kaum mehr als schulterbreiter Durchgang liegt dazwischen, die im Mecklenburgischen sogenannte Tüsche dient als Zugang zum Hof und in diesem Fall auch der vertikalen Erschließung. Eine dunkelgraue Betontreppe ist oberhalb des Erdgeschosses in die Fuge gespannt.

Beiden Häusern ist eine für die Bäderarchitektur typische Veranda vorgelagert, allerdings in einer sehr modernen Formensprache
Im nördlichen Haus (Nummer 42) befindet sich ein Whisky-Fachgeschäft (Abb. Innenansicht mit Blick zur Straße)
Die Dachgeschosswohnung mit Kamin erstreckt sich über beide Baukörper

Zur Straße erscheint der nördliche Baukörper mit der Hausnummer 42 vier-, der südliche mit der Hausnummer 43 dreigeschossig. Beide verfügen über Balkone an den Obergeschossen und beiden ist eine für die Bäderarchitektur typische Veranda vorgelagert. Das vorgezogene Erdgeschoss ist jeweils in Sichtbeton ausgeführt, die übrigen Fassadenflächen der Betonkonstruktion schlicht weiß gestrichen. Lediglich die hölzernen Rahmen der längsrechteckigen, raumhohen Fenster und das Tor aus dunklem Holz setzen Akzente. Weiße faltbare Sicht- und Sonnenschutzelemente generieren je nach Nutzung durch die Bewohner unterschiedliche Ansichten der Fassade. Die filigrane Struktur der Balkongeländer und Fensterläden ist angelehnt an die reliefartigen Balkone, Loggien und Veranden, die seit dem 19. Jahrhundert die Seebäder an der Ostsee architektonisch prägen.

Das Wohn- und Geschäftshaus umfasst sechs Nutzungseinheiten. Auf einer Bruttogrundfläche von 1.381 m² brachte die Architektin Katharina Löser in den beiden Häusern insgesamt sechs Wohnungen, ein Ladengeschäft sowie eine Tiefgarage mit mehreren Stellplätzen unter. Während das Erdgeschoss im südlichen Gebäude (Nummer 43) zwei Ferienappartements von 45 und 55 m² Größe beherbergt, befindet sich im nördlichen Haus (Nummer 42) ein Fachgeschäft für Whisky. In den beiden Obergeschossen ist in jedem Haus eine Maisonettewohnung untergebracht und im Dachgeschoss erstreckt sich eine große Wohnung über beide Gebäude. Von der Hofseite wird zudem ein zweigeschossiges Gartenhaus auf dem nördlichen Grundstücksbereich erschlossen.

Straßenseitig gibt es nur den Eingang zum Ladengeschäft und die Zufahrt zur Tiefgarage in Haus Nummer 42. Der Zugang zu allen höher gelegenen Wohnungen erfolgt über die Treppe in der Tüsche. Zwei separate Eingänge zu den Ferienwohnungen befinden sich an der südlichen Längsseite von Nummer 43. Das kleinere Appartment (Franz) ist mit großer Fensterfront zur Straße nach Westen orientiert, das größere Appartment (Friedrich) ist nach Osten ausgerichtet und verfügt über eine kleine Terrasse im Hof. Um auch eine barrierefreie Erschließung zu gewährleisten, verbindet ein Fahrstuhl alle Etagen von der Tiefgarage bis ins Dachgeschoss. Alle Bäder und Raumübergänge sind schwellenlos ausgeführt.

Heizung

Nicht nur über der Erde sind die beiden Neubauten äußerst modern gestaltet, auch unterirdisch versteckt sich eine innovative Lösung. Aufgrund des weichen und sandigen Bodens musste das Bauwerk auf 80 Pfählen von zehn Meter Tiefe gegründet werden. Diese übernehmen für beide Häuser neben der Statik gleichzeitig die Funktion als Energiepfähle zur Nutzung von Geothermie in Kombination mit einer Luft/Wasser-Wärmepumpe zur Wärmeversorgung. Die Temperierung der einzelnen Räume erfolgt über Bauteilaktivierung, d.h. über die Decken und Fußböden wird das Gebäude im Winter beheizt und im Sommer gekühlt. Eine Luftheizung kann bei Bedarf hinzugeschaltet werden. Der gesamte Wärmehaushalt wird somit über regenerative Energien generiert. Für ein besonders hohes Maß an Behaglichkeit dienen in den beiden Maisonettewohnungen und in der Dachgeschosswohnung außerdem Kamine als Einzelfeuerstätten.

Der Vorteil der Wärmeversorgung liegt nicht nur in einem sehr behaglichen Innenraumklima, sondern auch darin, dass bis auf kleine Lichtschalter ähnlichen Reglern keinerlei Technik sichtbar ist und der Ausblick aus den bodentiefen Fenstern nicht durch Heizkörper verstellt wird.

Bautafel

Architekten: Löser Lott Architekten, Berlin
Projektbeteiligte:
H.S.W. Ingenieurbüro, Rostock, sowie KuK Wärmetechnik, Rostock (Heizungstechnik); Ingenieurbüro für Baustatik Dr.-Ing. Egon Looks, Rostock-Diedrichshagen (Tragwerksplanung); Merk Timber, Aichach (Dachkonstruktion)
Bauherr:
L&L Gesellschaft für schlüsselfertiges Bauen, Gornsdorf
Fertigstellung:
2012
Standort:
Friedrich-Franz-Straße 42/43, 18119 Warnemünde
Bildnachweis: Stefan Müller, Berlin

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