Haus Brückner in Stuttgart

Dreischichtige Fassade

Aus der ungewöhnlichen Topografie eines über lange Zeit brach gelegenen Hanggrundstücks entwickelten Shirin und Uwe Brückner das Konzept für ihr viergeschossiges Wohnhaus unweit des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Bis zu acht Meter Höhenunterschied überbrückten sie mit einem schmalen viergeschossigen Volumen und einem zweigeschossigen Kubus, den sie als Rucksack bezeichnen. Die Schnittstelle der beiden Baukörper bildet eine Sichtbetonwand, an der die Sanitär- und Nebenräume und eine filigrane Stahltreppe liegen.

Ansicht bei geschlossenem Sonnenschutz
Innenansicht - Blick über die Stadt
Innenansicht mit geschlossenen Vorhängen

Das Haus für ihre fünfköpfige Familie vereint scheinbar gegensätzliche Ansprüche und Wertvorstellungen: Transparenz und Geborgenheit, Modernität und Zeitlosigkeit, Familiensinn und Individualität sollen hier nebeneinander existieren. Dafür versahen sie den vertikalen Baukörper über einem massiven Sockelgeschoss mit einer flexiblen Glasfassade, deren Süd- und Ostseite sich über raumhohe Falt-Schiebeelemente vollständig öffnen lässt. Entstanden ist ein offener Raum mit nach außen fließenden Grenzen. Zusammen mit einem außenliegenden Sonnenschutz und innenliegenden Vorhängen entsteht eine dreischichtige Fassade, deren Ebenen unterschiedliche Grade von Transparenz und Geschlossenheit ermöglichen.

Die Oberflächen der Innenräume sind im Kontrast zur glatten und eher kühlen Fassadengestaltung von unterschiedlicher Haptik. Geölte Eichenholzdielen, hochglanzbeschichtete rote Einbauten (Polyrey), transluzente Raumteiler aus Plexiglas und die raue Sichtbetondecke schaffen einen eigenen atmosphärischen Rahmen für die weitere Möblierung.

Sonnenschutz
Die Fassade des Wohnhauses ist dreischichtig aufgebaut: Der außenliegende Sonnenschutz besteht aus geschosshohen Aluminiumraffstoren, die über Konsolen befestigt und mit gerundetem Plexiglas abgedeckt sind. Die Raffstore können vollständig zusammengefahren, in verschiedenen Positionen arretiert sowie geneigt werden, um eine optimale Blend- und Wärmeschutzwirkung zu erzielen. Die Lamellen sind 80 mm breit, die Oberflächen haben die Farbe RAL 9006 weißaluminium.

Die obersten beiden Geschosse wurden mit raumhohen Falt-Schiebe-Elementen ausgestattet, die übrigen Fenster sind klassische Dreh-Kipp-Flügel. Die schmalen Rahmenprofile bestehen aus Stahl/Aluminium. Im Innenraum sorgt ein umlaufender, von der Decke bis zum Boden reichender weißer Vorhang für Sicht- und Blendschutz bei hochgefahrenen Raffstores. Das textile Gewebe ist leicht durchsichtig und aus Brandschutzgründen schwer entflammbar. -cv

Bautafel

Architekten: Atelier Brückner, Stuttgart
Projektbeteiligte: Schmid + Partner, Ravensburg (Statik), Rentschler Riedesser, Filderstadt (Beratung Klima); System Ernst Schweizer, Hedingen/CH (Fassade); Etzel Fensterbau-Metallbau, Mühlacker (Falt-Schiebeelemente); Bühlmaier Fensterbau, Leinzell (Holzfenster); Schön-Sonnenschutz, Herrenberg-Oberjesingen (Sonnenschutz); frei raum concept, Stuttgart (Landschaftsarchitektur); Brüder Baumann, Gmünd/A (Textiles Gewebe)
Bauherr:
Familie Brückner
Fertigstellung: 2002
Standort: Hangleiterstraße, Stuttgart-Nord
Bildnachweis: Joachim Kehrer, Stuttgart

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