Haus am See in Wildpark-West

Brettsperrholz als Außenwandplatten

Nahe Potsdam entstand in einer idyllischen Waldsiedlung am Schwielowsee ein Einfamilienhaus aus Holz. Auf dem sehr schmalen und lang gestreckten Grundstück (16 x 100 m) bietet es insgesamt 240 m² Wohnfläche. Zur Straße tritt es relativ geschlossen in Erscheinung, zum See öffnen sich die Räume großzügig. Die Berliner Architektin Katrin Oggesen plante das Gebäude als ständigen Wohnsitz für ein Ehepaar, das gerne seine zwei erwachsene Kinder und die dazugehörigen Familien zu Besuch hat.

Seefassade
Terasse und Wohnraum, links die Falttür, rechts im Hintergrund der Splitt-Level
Öffnungen zum See

Im Obergeschoss befinden sich dementsprechend drei Individualräume mit jeweils eigenen Sanitärräumen und eine zur Bibliothek erweiterten Erschließung - mit Fernseher für die Enkelkinder. Dieser Raum verfügt über ein großes Fenster zum See, das sich aus der orthogonalen Grundform des Gebäudes herausdreht. Das Erdgeschoss bietet großzügig Platz für eine große und offene Küche, den Essbereich und ein um 40 cm abgesenkten Wohnraum. In diesem Geschoss löst sich das Wohnzimmer aus den orthogonalen Gebäudefluchten und dient dem Elternschlafzimmer im OG als Terrassensockel. Wohnraum und Terrasse wurden mit großen Falttüren versehen, die einen fließenden Übergang zwischen innen und außen gewährleisten.

Als Materialien kamen außer Holz in allen Varianten, Naturstein im EG und Parkett aus Raucheiche im OG zur Ausführung. Die Fenster sind aus Holz-Aluminium, sie werden, wie in skandinavischen Ländern üblich, nach außen geöffnet. Die großen Falttüren bestehen aus Aluminium.

Die Erschließung des Gebäudes, seine Durchquerung und der Gartenweg bis zum Steg sind komplett mit Naturstein belegt. Der lange und landschaftlich sehr reizvolle Weg von der Straße zum Haus besteht aus großen Solnhofer Kalksteinplatten, die erst ins Erdgeschoss hinein- und dann von der Terrasse an den See führen. Zwischendurch werden sie nur von einem etwas kleineren Travertinstein als Bodenbelag im Hausinneren abgelöst, der vom Empfangsraum zwischen Küche und Esstisch hindurch, über zwei Stufen ins Wohnzimmer leitet. Eine insgesamt sehr offene und fließende Wegeführung mithilfe von zwei farblich aufeinander abgestimmten Materialien und leichten Richtungsänderungen.

Wärmedämmung/Energiekonzept
Das Gebäude ist in Holzplattenbauweise konstruiert, Wände und Dach bestehen aus speziell angefertigtem Brettsperrholz (BSP). Dieses BSP entsteht aus kammergetrockneten Fichtenbrettern, die entsprechend den statischen Erfordernissen bemessen - z.B. 85 mm in den Außenwänden - sowie längs und quer verleimt sind. Der Zuschnitt erfolgt maßgeschneidert im Werk, danach kommen die fertigen Platten mit dem Tieflader direkt zur Baustelle. Sichtbaren Holzbalken und ein Holz-Beton-Verbundsystem bilden die Geschossdecke mit stützenfreien großen Spannweiten.

Diese Bauweise ermöglicht einfache Verbindungen und reduziert dadurch auch mögliche Mängel. Außerdem wurden in den Brettsperrplatten der Außenwände Installationskanäle für Haustechnik eingefräst, die wiederum die schlanken Querschnitte der Konstruktion unterstützt und insgesamt zu einem Wohnflächengewinn führt. Hinsichtlich Schall- und Brandschutz hat der Baustoff Holz gute Eigenschaften, feuerhemmende Konstruktionen sind problemlos möglich. Die Bodenplatte aus Stahlbeton ist von oben mit extrudiertem Polystyrol gedämmt.

Alle Holzoberflächen der inneren Wände - mit Ausnahme der Badezimmer - sind geschliffen und sichtbar belassen. Der Wandaufbau erhielt außenseitig eine Holzfaserdämmung von 160 mm und wurde mit einer durchlaufenden Unterdeckplatte versehen. Die sichtbare Bekleidung ist aus 24 mm starken, weiß gestrichenen Fichte mit Wetterschenkel und entsprechender Unterkonstruktion aus Lattung und Konterlattung. In unregelmäßigem Rhythmus gliedern und bereichern satinierte, grüne Glasflächen die Außenfassaden. Das mit 18° flach geneigte Dach ist durch eine 230 mm dicke Holzfaserdämmung geschützt und mit Aluminiumschindeln gedeckt. Geheizt wird mit einer Luft/Wasser-Wärmepumpe.

Holzbauten haben den Vorteil, dass relativ kurze Bauzeiten möglich sind, da alles vorkonfektioniert auf die Baustelle kommt und keine langen Trockenzeiten notwendig sind. Das Gebäude besteht überwiegend aus heimischem Holz - 60 Tonnen Holz und Holzbaustoffe wurden verbaut. Eine Tonne Holz bindet ca. 1,85 t CO2, insgesamt konnte die Umwelt demnach durch das Gebäude um 111 Tonnen CO2 entlastet werden.

Bautafel

Architekten: Katrin Oggesen, Berlin
Projektbeteiligte: André Pesall für Neubauer + Ernst Ingenieure, Berlin (Statik); Bernd Lehmann, Groß Glienicke (Haustechnik); Matthias Röhnert, Berlin (Holzsystemberatung); Finnforest Deutschland, Bremen (Brettsperrholzplatten Lenotec); Dachkonzept Ihle, Eichwalde (Zimmermann und Dachklempnerarbeiten)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2009
Standort: Wildpark-West bei Potsdam

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