Hafencity Schule in Hamburg

Bunte Böden aus Holz, Kautschuk und Linoleum

Zwischen Speicherstadt und Elbe wird derzeit am größten Stadtentwicklungsprojekt Hamburgs, der Hafencity, gebaut. Bis voraussichtlich Mitte 2020 sollen Wohnanlagen, Einkaufszentren, Freizeiteinrichtungen und Bürogebäude mit Arbeitsplätzen für bis zu 40.000 Personen entstehen. Damit sich das Quartier zu einem lebendigen Stadtteil entwickeln kann, müssen jedoch erst viele Familien hier einziehen. Für deren Kinder haben Spengler Wiescholek Architekten eine Schule am Sandtorpark geschaffen, die sich sowohl räumlich als auch funktional von anderen Schulhäusern unterscheidet.

Mit dem Dach mit die Architekten einen ungewöhnlichen Ort für einen Schulhof
Kräftige Farben prägen die öffentlichen Bereiche der Schule
In der Aula kam ein grüner Kautschukboden mit roten Flächen zum Einsatz

Statt der sonst üblichen zwei oder drei Geschosse ist die Katharinenschule fünfgeschossig. Sie beherbergt nicht nur eine Grundschule mit Ganztagsbetreuung, eine Turnhalle und eine Kindertagesstätte mit Mensa, sondern wird ergänzt durch ein achtgeschossiges Wohngebäude. Dieses ist mit der Schule über einen eingeschossigen Mittelbau verbunden, in dem sich die Kita befindet, die zugleich das Erdgeschoss des Wohnhauses einnimmt. Ungewöhnlich ist auch der Umgang mit den schulischen Freiflächen: So ordneten die Architekten einen der beiden Schulhöfe auf dem Dach des Gebäudes an. Ein vier Meter hohes Netz verhindert Kletterversuche der Kinder und dient gleichzeitig als Rankgerüst für Weinpflanzen. Für den notwendigen Sonnenschutz sorgt eine mit Segeln bespannte Pergola. Der zweite Schulhof liegt ebenerdig und teilweise unter einer 7,5 m weiten Auskragung der Obergeschosse, so dass er auch bei Regen genutzt werden kann.

Die Schulräume sind um ein zentrales Atrium angeordnet. Darüber werden nicht nur die Klassenzimmer, sondern auch die Flure und eine zweigeschossige Aula, die als Pausenhalle fungiert, großzügig belichtet. Das Atrium schafft zudem kurze Wege und sorgt für gute Orientierung. Die Turnhalle befindet sich im 3. Obergeschoss und ist so in die Kubatur integriert, dass ein energetisch sinnvolles Volumen entsteht. Eine separate Erschließung erlaubt die Mehrfachnutzung der Halle in den Abendstunden und an Wochenenden. Die Außenfassade ist mit hellem Klinker in Beige- und Grautönen verkleidet. Farblich darauf abgestimmt sind die Metalllaibungen der Holzfenster mit integrierten Lüftungslamellen, die eine natürliche Nachtauskühlung der Räume ermöglichen. Auffallend sind die schrägen Fensterlaibungen der Schule - sie sollen auf die Andersartigkeit der Nutzung im neuen Stadtteil mit den vielen Bürohäusern hinweisen. Das Motiv der Schräge findet sich auch an anderen Stellen wieder, z.B. an den Umwehrungen des Dachgartens oder im Bereich der Treppengeländer.

Die allgemeinen Bereiche der Schule wie Aula, Mensa, Treppenhäuser und der Schulhof auf dem Dach sind in kräftigen Farben gehalten, während die Flure und Klassenzimmer farblich eher zurückhaltend gestaltet sind. Wände und konstruktive Teile der Aula sind aus Sichtbeton hergestellt, der sich von den ansonsten weißen Wand- und Türoberflächen abhebt und mit dem froschgrünen Bodenbelag kontrastiert. Sichtbarer Beton ist auch das vorherrschende Material in den Treppenhäusern, hier allerdings kombiniert mit einem Holzfußboden und einem Geländer in knalligem Pink.

Neben seiner Funktionalität ist das Gebäude auch besonders nachhaltig konzipiert: Mit seiner kompakten Form verfügt es über ein günstiges A/V-Verhältnis; die Baumaterialien wurden nach ökologischen Kriterien ausgewählt und regenerative Energie kommt in Form von Solarthermie zum Einsatz. Darüber hinaus sorgen die Nutzung von Grauwasser sowie der Einsatz von wasserlosen Urinale in der Schule für eine Reduzierung des Wasserverbrauchs. Zur Einsparung von Ressourcen tragen zudem die Mehrfachnutzung vieler Bereiche auch für außerschulische Veranstaltungen sowie die Synergien zwischen Schule und Kita bei.

Boden

Farben und Materialien insbesondere der Böden sorgen für eine gute Orientierung in der Schule. Gleichzeitig müssen sie die hohen Anforderungen eines von vielen Personen genutzten öffentlichen Gebäudes erfüllen. Je nach Bereich und Beanspruchung wählten die Architekten unterschiedliche Bodenbeläge. In der Aula kam mit einem froschgrünen Kautschuknoppenbelag ein robustes, langlebiges Material zum Einsatz. Rote Flächen akzentuieren die Eingangszone in der Halle und setzen sich in der Mensa fort. Fliesen aus Feinsteinzeug bedecken die Böden in den WC-Anlagen, ein mischelastischer Sportboden mit einer 4 mm starken Oberfläche aus Linoleum die Turnhalle.

Klassen- und Gruppenräume, Flure und Treppenhäuser sind mit einem Hochkantlamellenparkett aus Eichenholz ausgestattet. Das Parkett ist nicht nur besonders widerstands- und strapazierfähig, sondern vermittelt mit seinen warmen Farbtönen auch eine ruhige Atmosphäre. Eichenparkett bedeckt auch die Böden der 30 Wohnungen, hier allerdings in Form eines Mehrschichtparketts; die Stufen im Treppenhaus des Wohnungsbaus sind mit Linoleum in verschiedenen Braun- und Rottönen belegt.

Der Schulhof auf dem Dach ist mit einem stoßdämpfenden Fallschutzbelag ausgerüstet, der die Verletzungsgefahr stürzender Kinder auf ein Minimum beschränken soll. Dessen untere Schicht besteht aus mittelgrobem Granulat aus recycelten Autoreifen, die mehrfarbige Nutzschicht aus feineren EPDM-Gummigranulaten. Das durchgehend offenporige Material wurde vor Ort gemischt und aufgetragen. Es härtet mit Wärme und Luftfeuchtigkeit zu einem elastischen, nahtlosen Belag aus.

Bautafel

Architekten: Spengler Wiescholek Architekten Stadtplaner, Hamburg
Projektbeteiligte: Otto Wulff PPP Hafencity Schule, Marc Hoischen, Hamburg (Tragwerksplanung); Hunck und Lorenz Freiraumplanung (Landschaftsarchitektur); Sommer, Hamburg (Sanitärplanung); Frank Eggers, Stelle (Elektroplanung); Valentiner, Hamburg (Akustik); DLW Flooring, Bietigheim-Bissingen (Linoleum); Nora Systems, Weinheim (Kautschukbeläge); Bembé Parkett, Bad Mergentheim (Eichenparkett); Top-Sport, Rietberg (Sportboden); Playtop, Wahlstedt (EPDM-Belag)
Bauherr: Otto Wulff PPP Hafencity Schule, Marc Hoischen, Hamburg
Fertigstellung: 2009
Standort: Sandtorpark, Am Dalmannkai 18, 20457 Hamburg

Baunetz Architekt*innen

Fachwissen zum Thema

Eigenschaften von Linoleum

_Linoleum

Eigenschaften von Linoleum

Linoleum in der Sporthalle der Weinbrennerschule in Karlsruhe

Linoleum in der Sporthalle der Weinbrennerschule in Karlsruhe

_Linoleum

Sonderform: Sportböden aus Linoleum

Steinzeugfliesen haben einen geringen Abrieb und sind frostbeständig, wie hier im Bild die Exemplare des Herstellers Golem.

Steinzeugfliesen haben einen geringen Abrieb und sind frostbeständig, wie hier im Bild die Exemplare des Herstellers Golem.

_Keramische Beläge

Steinzeugfliesen

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Boden sponsored by:
Object Carpet GmbH
Marie-Curie-Straße 3
73770 Denkendorf
Telefon: +49 711 3402-0
www.object-carpet.com
+
VIACOR Polymer GmbH
Graf-Bentzel-Str. 78
72108 Rottenburg
Telefon: +49 7472 94999-0
www.viacor.de