Grundlagen der Skelettbauweise

Die Skelettbauweise hat sich aus den Hallenkonstruktionen aus Gusseisen und Stahl im 19. Jahrhundert entwickelt und fand durch die Verwendung von Stahlbeton Verbreitung. Da damit hoch tragfähige Geschosse relativ kostengünstig verwirklicht werden konnten, setzte bald der Boom der Skelettbauweise ein, der etwa in den ersten Hochhäusern in Amerika seinen Ausdruck fand. Zunächst wurden die Fassaden zwischen Stützen und Decken ausgefacht, doch bald wurden vorgehängte Fertigfassaden, sogenannte Curtain Walls, gebräuchlich, hinter denen sich die zuvor sichtbare Tragstruktur verbirgt. Zum ersten Mal zum Einsatz kamen diese Anfang des 20. Jahrhunderts (um 1919), wiederum bei Hochhausneubauten in den USA.

Bei dem mit Travertinplatten verkleideten Shell-Haus in Berlin (1930-32) handelt es sich um einen Stahlskelettbau; Architektur: Emil Fahrenkamp.
Das Berliner Haus des Lehrers (1961-64) ist ein Stahlskelettbau mit Glas-Aluminium-Vorhangfassade.
Das Bauhaus-Archiv in Berlin nach einem Entwurf von Walter Gropius ist ein Stahlbetonskelettbau mit Fertigteilfassade (1976-79); Architektur: Alexander Cvijanovic.

Aufbau

Für die Ausführung von Skelettbauten kommen heute sowohl Stahl als auch Stahlbeton zum Einsatz; ein weiteres geeignetes Material ist Holz. Die tragende Konstruktion besteht in der Regel aus Stützen, Unterzügen und Deckenplatten. Die vertikale Lastabtragung erfolgt im Gegensatz zur Schottenbau- oder Massivbauweise durch Stützen. Diese nehmen die Lasten aus den Deckenplatten und Unterzügen auf und leiten sie in die Fundamente ab. Man unterscheidet sichtbare und nicht sichtbare Skelette. Bei Stahlbetonskelettbauten können die Bauteile in Ortbeton erstellt oder vorgefertigt werden.

Für die Planung der Gebäudestruktur relevant sind die Stützenstellung, die sich in der Regel einem Raster unterordnet, das Tragwerk der Geschossdecken und die Bauteile, die für die nötige Aussteifung des Gebäudes sorgen. Die Stützen können bündig mit dem Deckenrand, leicht eingerückt oder nur mittig platziert sein. Die Decken ruhen meist auf Unterzügen in Querrichtung, möglich sind jedoch auch Unterzüge in Längsrichtung, Plattenbalkendecken, Trägerrostdecken, punktgestützte Systeme wie etwa Pilz- oder Flachdecken etc.   

Vorteile der Skelettbauweise
Die Wirtschaftlichkeit der Skelettbauweise liegt in der Systematisierung der Gebäudestruktur und der Bauteile sowie in der Flexibilität der Grundriss- und Fassadengestaltung. Die tragenden Elemente erzeugen ein Skelett, das mit nicht tragenden Elementen ausgefacht beziehungsweise bekleidet wird (Primär- und Sekundärstruktur). Es ergeben sich wirtschaftliche Spannweiten, die vor allem im Hallen-, Büro- und Gewerbebau angewendet werden.

Die Fassadengestaltung ist weitgehend unabhängig von der Rohbaukonstruktion und bietet zahlreiche Möglichkeiten, von konventionellen Erscheinungsformen wie Band- und Rasterfassade oder vollflächiger Verglasung mit raumhohen Pfosten-Riegelkonstruktionen bis hin zu geschwungenen Bauteilen oder individuellen Lochfassaden.

Skelettbauten sind aufgrund ihrer Konstruktionsweise besonders nutzungsflexibel. Modernisierungen und Umbauten sind relativ problemlos möglich, das freigelegte Skelett lässt sich neu bekleiden, nach dem Stand der Technik ausstatten und/oder räumlich neu einteilen. Wenn die entsprechenden Möglichkeiten des Umbaus genutzt werden, kann die Bauweise durch die Einsparung Grauer Energie für eine gute Energiebilanz sorgen. Skelettbauten in Stahlbeton gelten zudem als dauerhaft, pflegeleicht und verhältnismäßig erdbebensicher.

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Elementdecken ohne Ortbetonergänzung

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Deckenplatten und -systeme

Das Berliner Haus des Lehrers (1961-64) ist ein Stahlskelettbau mit Glas-Aluminium-Vorhangfassade und Mosaikfries, rechts die Kongresshalle

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Skelettbau

Fassadenkonstruktionen bei Betonskelettbauten

Stahlbetonstützen des Wissenschaftsmuseums Príncipe Felipe in Valencia, Architekten: Santiago Calatrava

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Skelettbau

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Unterzüge vor dem Eingang der Berliner Philharmonie

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Skelettbau

Unterzüge

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