Grünes Rückgrat

Gläserne Mauer aus Dickschichtlaminat

Obwohl die Südtiroler Gemeinde Tisens nicht einmal 2.000 Einwohner zählt, gibt es hier sechs Kirchen und mehrere Kapellen. Im Herzen des Ortes liegt die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt aus dem späten 12. Jahrhundert. Nordwestlich an sie grenzt ein Friedhof an, der weil er keinen Platz mehr bot, erweitert werden musste. Ein Wettbewerb wurde ausgelobt, den die Architekten Werner Tscholl und Andrea Palaia für sich entscheiden konnten. Sie strukturierten das Gelände neu, ließen alte Friedhofsmauern entfernen und neue Wege anlegen. Prägendes Element der Umgestaltung ist eine Glasmauer aus Dickschichtlaminat. Das „Rückgrat“ trennt ein Gräberfeld von den Hauptwegen im Süden und im Westen der Friedhofserweiterung und übernimmt hier die Funktion einer Brüstung.

Prägendes Element der Erweiterung ist eine Glasmauer aus Dickschichtlaminat
Das ehemalige Schulhaus wurde zur Trauerhalle umgebaut
Die Wand wurde aus 12-lagigen VSG-Blöcken zusammengesetzt. Die einzelnen Scheiben sind 19 mm dick

Die Mauer setzt sich aus insgesamt 220 VSG-Blöcken zusammen, die wiederum aus jeweils zehn bis zwölf Floatglasscheiben mit einer Dicke von jeweils 19 mm bestehen. Die Breite der einzelnen Elemente variiert zwischen 20 und 50 cm, die Längen reichen von 1,30 bis 4,20 m. Laminiert wurden die Gläser mit der 0,76 mm dünnen PVB-Folie Trosifol Ultra Clear. Die Blöcke wurden so in der Mauer verbaut, dass man beim Vorbeilaufen auf die Stoßkanten der Glasscheiben schaut. Bedingt durch die hohe Glasdicke erscheint das Glas tief grün. Hervorgerufen wird dies durch Eisenoxidverunreinigungen, die für konventionelles Floatglas üblich sind.

Das Gestaltungselement Glas griffen die Architekten auch in dem zur Trauerhalle umgebauten Schulhaus auf. In dem entkernten Gebäude schufen sie einen gläsernen Raum im Raum, der bis unter die offene Dachkonstruktion reicht. Die Wände setzen sich aus 260 mehrschichtigen Verbundsicherheitsgläsern zusammen, die wie schon im Außenraum eine Dicke von 19 mm aufweisen. Die Floatglasscheiben sind einheitlich 20 cm breit und variieren in ihrer Länge zwischen 3,21 und 3,70 m. Auch hier bilden die Stöße der Glasscheiben die Ansichtsseite. Trotz der Dicke sind die Glasblöcke transparent, streuen aber das Licht sehr gleichmäßig und verleihen dem Raum einen eindeutig sakralen Charakter.

Architekten: Werner Tscholl, Morter und Andrea Palaia, Bozen; Hersteller Verbundfolie: Kuraray, Troisdorf

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Schematische Darstellung der chemischen Struktur von Glas

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Die hervorstechende Eigenschaft von Glas ist seine Lichtdurchlässigkeit

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Aufbau von Verbundsicherheitsglas (VSG)

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