Gläserne Bogenbrücke in Gersthofen

Kalt verformtes Verbundglas

Das Potenzial von Glas als Material mit außergewöhnlichen Eigenschaften zeigt die Brücke 7. Das Projekt war eines der Highlights auf der Messe glasstec 2008 und steht nun im Ausstellungsbereich des Bauherren und Herstellers in Gersthofen. Mit einer Spannweite von sieben Metern und einer Breite von zwei Metern hat die Tragwirkung und das schlichte Design des kalt verformten, gebogenen Verbundglases die Besucher begeistert. Trotz eines Gesamtgewichtes von 1,7 Tonnen und einer Traglast von über 7 Tonnen wirkt sie mit ihrem nur 37 Millimeter dicken Boden filigran und leicht. Ermöglicht wird dies durch die Bogentragwirkung des Bodens und die Verwendung von eisenoxidarmen Glas (Weißglas).

Die Glasbrücke wirkt filigran und leicht
Kaum zu sehen - das Glas verschwindet fast
Seitenansicht

Statisch trägt die Glasbrücke wie ein klassischer Zweigelenkbogen mit einer Stichhöhe (Bogenstich) von ca. 40 cm. Das Verhältnis von Stich zu Spannweite entspricht einem schlanken Bogen (1/18). Der Bogenschub wird an den Auflagern aufgenommen, die entsprechend massiv ausgeführt werden müssen. Die gläseren Seitenwangen nehmen nicht nur die Holmlasten auf, sondern werden auch bei ungleichmäßigen Belastungen (z.B. Fußgänger nur auf einer Seite der Brücke) aktiviert, um den Bogen auszusteifen. An der Verbindung zwischen Boden und Wangen ist daher eine kraftschlüssige Verklebung erforderlich.

Glas
Das kalt verformte Glaspaket des Bodens besteht aus 4 mm dicken Einzelscheiben, die mit einer hoch transparenten Verbundfolie aus einem modifizierten Polyethylen (Ionoplast, SentryGlass, SG) zu einem Gesamtpaket von 37 mm verbunden sind. Verwendet wurden dünne Scheiben, da sie sich leicht kalt verformen lassen. Der Verbund wurde im Autoklaven unter Druck und Hitze wie bei der Herstellung von Verbund-Sicherheitsglas erzeugt und damit der kalt verformte Zustand durch Eigenspannung eingefroren.

Die Glasbrücke ist mit dem Innovationspreis glass technology live ausgezeichnet worden.

Bautafel

Architekten: IBK Forschung + Entwicklung, Prof. Stefan Behling, Dipl.-Ing. Andreas Fuchs, Stuttgart
Projektbeteiligte:
Engelsmann Peters, Tübingen (Tragwerksplanung), Seele, Gersthofen (Ausführung)
Bauherr:
Seele, Gersthofen
Fertigstellung: 2008
Standort: Gutenbergstraße 19, Gersthofen
Bildnachweis: Seele, Fotograf: Matthias Reithmeier, Diamond Graphics KG

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