Forschungslabor bei Karlsruhe

Transluzenter Energiewendebeschleuniger

Forschungsraum Reallabor: Was zunächst nach einem Widerspruch in sich klingen mag – dort das hochsterile Labor mit künstlich hergestellten Idealbedingungen, hier das „weiße Rauschen“ der Realität – ist ein vergleichsweise neuer, auch politisch gewollter Ansatz, der die klassische naturwissenschaftliche Trennung von Theorie und Praxis zu überwinden sucht. Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) haben Behnisch Architekten aus Stuttgart einen Neubau für ein ebensolches Reallabor fertiggestellt. Das Energy Lab 2.0 in Eggenstein-Leopoldshafen, gut neun Kilometer nördlich vom Zentrum der Fächerstadt, soll die Energiewende mit dem Ziel der Klimaneutralität Deutschlands bis 2050 beschleunigen. Projektpartner des KIT sind dabei die Helmholtz-Zentren, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und das Forschungszentrum Jülich (FZJ).

Der Solitär setzt sich aus einer Versuchshalle mit Sheddach und einem zweigeschossigen Büroteil zusammen.
Die Hülle besteht aus transluzenten Polycarbonatplatten.
In unregelmäßigen Abständen wechseln weiße und leicht getönte Paneele.

Auf dem Campus Nord des KIT ist ein Solitär mit einer Bruttogeschossfläche von rund 1.700 Quadratmetern entstanden. Er setzt sich zusammen aus einer hohen, stützenfreien Versuchshalle mit zwei Shed-Segmenten, einem nördlich davon gelegenen, zweigeschossigen Bürotrakt mit Pultdach und einem südlich der Halle angegliederten, eingeschossigen Bereich zur Aufstellung von Forschungsbauteilen. Alle Bereiche werden von Westen aus erschlossen. Die Halle hat ein hohes, zweiflügeliges Tor. Der Hauptzugang mit Windfang ist dem Büroriegel zugeordnet, in dessen Volumen eine verglaste Erschließungszone mit einläufiger Treppe, Aufzug und Durchblick zur rechts gelegenen Halle integriert ist.

Links des Erschließungsgangs sind außer den Büros auch Besprechungsräume, Kontrollstände und die Versuchsvorbereitung angeordnet. Im Obergeschoss befindet sich neben weiteren Büro- und Vorbereitungsräumen auch eine Teeküche für die Mitarbeiter. Die Versuchshalle hat eine Primärkonstruktion aus Fertigbeton-Teilen und eine als Stahlkonstruktion ausgeführte, eingestellte Galerie. Geschlossene Wand- und Dachflächen sind roh in Spanplatten-Optik belassen, die auf die holzsichtigen Fachwerkbinder des Sheddachs und auf die Fassadenkonstruktion abgestimmt ist.

Fassade: Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Holz und Polykarbonat

Versuchshalle und Bürotrakt sind mit einer umlaufenden Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Holz versehen, die mit transluzenten Doppelstegplatten aus Polycarbonat bekleidet sind. Die stehend montierten Paneele wechseln in unregelmäßigen Abständen zwischen weißen und leicht eingetönten Elementen. Auch am Sheddach wurden Polycarbonatplatten verwendet. Dadurch erhält die gesamte Experimentierfläche gleichmäßiges Tageslicht, nachts scheint die Holzkonstruktion nach außen durch.

Die Büros verfügen zudem über unterschiedlich breite, überwiegend in liegenden Formaten ausgeführte Fenster mit integrierten Öffnungsflügeln und außenliegendem Sonnenschutz an der Ost- und an der Westseite. Die südlich der Versuchshalle befindlichen Aufstellflächen sind für technische Bauteile mit großen Wärmelasten konzipiert. Deshalb gewährleistet hier eine vom Rest des Gebäudes abweichende Lamellenfassade eine gleichmäßige Wärmeabfuhr und Belüftung dieser Bauteile.

Bautafel

Architektur: Behnisch Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Kreiling Krieger Lietzow Beratende Ingenieure, Pforzheim (Tragwerk); Ingenieurgesellschaft Fuhr & Müller, Karlsruhe (Infrastruktur/Tiefbau); SEF Ingenieurgesellschaft, Karlsruhe (HLS); Ingenieurgesellschaft Jergler, Karlsruhe (Elektro- und Lichtplanung); Endreß Ingenieurgesellschaft, Ludwigshafen (Brandschutz)
Bauherrschaft: Facility Management KIT, Karlsruhe
Fertigstellung: 2019
Standort: Hermann-von-Helmholtz-Platz 1, 76344 Eggenstein-Leopoldshafen
Bildnachweis: David Matthiessen, Stuttgart / Behnisch Architekten, Stuttgart

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Materialien

Kunststoffe

Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Stahl und Glas an der Akademie der Künste in Berlin, geplant von Behnisch Architekten

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Fassadenarten

Pfosten-Riegel-Fassade

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