Firmenzentrale in Karlsruhe

Lichte Arbeitsplätze um begrünte Atrien

Zwischen dem aufgefächerten Zentrum von Karlsruhe und dem südöstlich gelegenen Stadtteil Durlach verläuft die Autobahn 10. Dort aber, wo die vielspurige Trasse durch die breite Durlacher Allee überbrückt wird, ist die neue Firmenzentrale einer Drogeriekette, Dialogicum genannt, nach Plänen des Stuttgarter Büros Lederer Ragnarsdóttir Oei entstanden. Statt dem Verwaltungsgebäude in dieser herausfordernden Umgebung, die weiterhin durch eine Polizeiwache wie auch durch die Autobahhnmeisterei bestimmt ist, mittels einer besonderen Höhe zu größerer Dominanz zu verhelfen, schuf das Büro einen drei- bis viergeschossigen Neubau, der sich vielmehr durch eine elegante Lässigkeit auszeichnet.

Der drei- bis viergeschossige Neubau wurde im Stadtteil Durlach unweit der Autobahn 10 errichtet.
Den Angstellten stehen lichte und großzügige Büroflächen zur Verfügung.
Gegliedert ist der Neubau durch acht trapezoide Innenhöfe, an deren Kreuzungspunkten sich die Treppenhäuser befinden.

Die Entscheidung für die geringe Höhe ist der Prämisse geschuldet, die Wirkung des grünen Korridors zwischen der barocken Residenzstadt und dem viel älteren Durlach zu bewahren, die nicht einmal durch die Fernstraße beeinträchtigt scheint. Zugleich sollte die Architektur des Bürogebäudes, in dem nicht weniger als 1.800 Angestellte tätig sind, auf diese Weise Kunde von der Unternehmensphilosophie geben, die maßgeblich auf flachen Hierarchien beruht. Statt also die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sortiert nach Rang und Gehalt, auf vielzähligen Etagen übereinanderzustapeln, sind ihre Arbeitsplätze längs der acht Innenhöfe gruppiert. Dem trapezoiden Zuschnitt dieser Atrien, der mit der Faltung der äußeren Fassaden korrespondiert, ist auch zu verdanken, dass der flach gelagerte Bau von keiner Seite massig oder gar monoton wirkt.

Mit Licht und Luft

Wie zahlreiche andere Bauten von Lederer Ragnarsdóttir Oei ist der Karlsruher Bürokomplex in Mauerwerk gekleidet. Nicht anders als etwa im Falle der jüngst fertiggestellten Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart fällt dabei die sorgfältige Komposition aus verschiedenen Fensterformaten und -formen auf. Statt allein den gesetzlichen Anforderungen für gewerbliche Arbeitsplätze nachzukommen, sind auf diese Weise vielfältige räumliche Situationen wie auch überraschende Ausblicke geschaffen worden. So sind die Trakte des Karlsruher Neubaus – im deutlichen Kontrast zu den Großraumbüros der 1950er- und 60er-Jahre, in denen die Arbeitsplätze fernab der nicht zu öffnenden Fenster allein künstlich belichtet und belüftet wurden – auf zwei Seiten mit bodentiefen Fenstern ausgestattet, durch die das Personal auf die umlaufenden Balkone treten kann.

Von West nach Ost

Der Haupteingang befindet sich auf der westlichen, der Autobahn zugewandten Seite. Vom gegenüberliegenden Parkhaus oder dem nahen S-Bahnhof gelangen die Angestellten über einen Vorplatz in das zweigeschossige Entrée, wo eine sogenannte Magistrale ihren Ausgang nimmt. Dieser Korridor reicht bis zum gegenüberliegenden Ende des Gebäudes, wo sich den Angestellten und Gästen, die das Gebäude vom Bahnhof Durlauch aus erreichen, ein zweiter Eingang eröffnet. Auch die Personalkantine sowie der große Veranstaltungsaal sind auf dieser Seite der Magistrale zu finden, die von den Konferenzräumen mitsamt den zugehörigen Foyer- und Pausenbereichen gesäumt ist. Von der Ost-West-Achse aus führen vier Treppenhäuser in die darüberliegenden Geschosse, auf denen sich das Gros der Büroflächen befindet, während weitere Erschließungskerne an den Kreuzungspunkten platziert wurden.

Beschläge: Komfortabel und sicher

Am Übergang zwischen der Magistrale als einer inneren Straße und dem Außenraum finden sich automatische Karusselltüren, die angesichts der zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den regen Personenverkehr gewährleisten und zugleich sicherstellen sollen, dass der Ost-West-Korridor von Durchzug verschont bleibt. Dabei kann die Drehgeschwindigkeit, etwa im Hinblick auf eine besondere Durchgangsfrequenz in Stoßzeiten, je nach Erfordernis erhöht oder aber verringert werden. Während die manuelle Öffnung, etwa im Zuge von Reinigungsarbeiten, durch einen Servo unterstützt wird, sorgt ein integrierter Akku für die Öffnung bei sicherheitsrelevanten Notsituationen, beispielsweise bei Stromausfall.

In schwerwiegenderen Notsituationen hingegen, etwa im Brandfall, wird die Evakuierung durch Fluchttüren ermöglicht, die durch Türverriegelungen zugleich gegen unerlaubten Zutritt geschützt sind. Integriert in Zarge oder Türblatt  bleiben diese Vorrichtungen weitgehend unsichtbar, sorgen aber zugleich durch integrierte Rückmeldekontakte für eine zuverlässige Kontrolle der Türen und schützen diee Verriegelung mittels Sabotageüberwachung gegen jedwede Manipulation. -ar

Bautafel

Architektur: Lederer Ragnarsdóttir Oei Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Pfeil & Koch Ingenieurgesellschaft Beratende Ingenieure VBI, Stuttgart (Gebäudetechnik); Ingenieurbüro Dr. Binnewies, Hamburg (Tragwerksplanung); ITA Ingenieurgesellschaft für technische Akustik, Wiesbaden (Bauphysik); Halfkann + Kirchner Part, Erkelenz (Brandschutz); GBI Gackstatter Beratende Ingenieure, Stuttgart (Elektroplanung)
Bauherr/in: dm-Drogerie Markt, Karlsruhe
Fertigstellung: 2019
Standort: Am dm-Platz 1, 76227 Karlsruhe 
Bildnachweis: Roland Halbe, Stuttgart; Lederer Ragnarsdóttir Oei Architekten, Stuttgart

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