Firmenzentrale Etrium in Köln

Ausgezeichnetes Energiekonzept

Als 2008 erstmalig das Deutsche Gütesiegel Nachhaltiges Bauen in der Kategorie „Neubau, Büro und Verwaltung“ vergeben wurde, befand sich unter den mit Gold ausgezeichneten Gebäuden auch die Firmenzentrale Etrium in Köln. Über 80% der untersuchten Kriterien, anhand derer die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Nachhaltigkeit bemessen hatte, erfüllt das Bürogebäude. Der Name des Hauses bezieht sich mit seinem ersten Buchstaben auf das Thema Energie, mit der Wortendung auf das entwurfsprägende Atrium. Mit einer Nutzfläche von 3.751 m² ist es das erste Passivhaus-Bürogebäude dieser Größenordnung in Nordrhein-Westfalen.

Blick in das Atrium
Die Büroräume
Kontrastreiche Wahl der Bodenbeläge

Der kompakte, dreigeschossige Baukörper basiert auf einem quadratischen Grundriss mit einer Kantenlänge von ca. 38 m und einem innen liegenden Atrium mit Glasdach. Er weist ein sehr gutes Verhältnis der Gebäudehüllfläche zum beheizten Gebäudevolumen auf (A/V-Verhältnis). Die Grundflächen der Etagen setzten sich aus je zwei gegenüberliegenden Winkeln zusammen, die alle separat erschlossen und vermietet werden können. Bis zu 150 Mitarbeiter finden Platz in dem Gebäude. Alle Decken- und Wandoberflächen sind mit akustisch wirksamen Holzverkleidungen verkleidet, die Bodenbeläge des Atriums und einiger Aufenthaltsflächen sind mit Industrieparkett belegt.

Im Gegensatz zur hellen und zurückhaltenden Gestaltung im Inneren ist das Gebäude von außen schon von weitem an seiner roten Fassade auszumachen. Sogenannter Glaskies, also gebrochenes, recyceltes Glas, wurde flächendeckend an die Außenwände geklebt. Was aus einiger Entfernung noch wie eine Putzfassade aussieht, hat bei genauerer Betrachtung eine außergewöhnliche Haptik und Optik, besonders wenn das Sonnenlicht vom gebrochenen Glas reflektiert wird.

Nachhaltig Bauen
Der Primärenergiebedarf des Gebäudes für Heizung, Strom, Kühlung und Brauchwarmwasser liegt bei weniger als 120 kWh/m²a. Der Heizenergiebedarf beträgt weniger als 10 kWh/m²a, was bedeutet, dass das Gebäude mit einem Energieäqivalent von nur einem einzigen Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr beheizt wird. Damit benötigt es fünfmal weniger Heiz- und 70% weniger Primärenergie als ein konventionelles Bürogebäude. Möglich macht dies ein ganzheitliches Energie- und Klimakonzept, das die Bereiche Wärmedämmung, Verglasung, Tageslicht-, Grundwasser- und Regenwassernutzung, Photovoltaik und solarthermische Kollektoren umfasst.

Die Außenwände sind mit einer 28 cm dicken Wärmedämmung versehen und die Fenster mit einer Dreifachverglasung. Dank des verglasten Atriums und weiterer Glasflächen gelangt viel Tageslicht in das Gebäude, weshalb die meiste Zeit des Tages auf künstliches Licht verzichtet werden kann. Das Atrium erfüllt im Energiekonzept noch eine weitere wichtige Funktion und zwar als Abluftzone: die in die Büros eingeleitete Frischluft strömt über Luftkanäle weiter in das Atrium. Von hier aus gelangt die Abluft in einen Wärmetauscher, der ihr die enthaltende Energie entzieht und sie dann zur erneuten Nutzung bereitstellt. Die Abluftansaugung erfolgt entweder über Abluftgitter oder über öffenbare Klappen im Glasdachbereich. Insgesamt wird so ein Wärmerückgewinnungsgrad von 95% erreicht.

Zur Deckung des Restwärmebedarfs kommt eine Grundwasser-Wärmepumpe mit einer Leistung von 48 kW zum Einsatz, die im Sommer für die Kühlung des Gebäudes sorgt. Für die Warmwasserversorgung der Mitarbeiter-Duschen wurden zwei Solarkollektoren auf dem begrünten Dach installiert. Der mit der Photovoltaikanlage produzierte Strom dagegen wird direkt ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Mit einer Leistung von 32 kWp produziert die Anlage jährlich rund 30.000 kWh Strom. Auch das Regenwasser wird genutzt und für die Toilettenspülung verwendet. -ap

Bautafel

Architekten: Benthem Crouwel Architects, Amsterdam/Aachen
Projektbeteiligte: Ecofys Germany, Köln (Integrale Energieplanung); Peter Zeiler + Partner Ingenieurgesellschaft, Frechen (TGA Planung); Institut für Schalltechnik, Raumakustik, Wärmeschutz ISRW Klapdor, Düsseldorf (Bauphysik); Institut für angewandete Energie- und Strömungssimulation Ifes, Frechen (Gebäudesimulation)
Bauherr: Friedrich Wassermann Bauunternehmung, Köln
Fertigstellung: Dezember 2008
Standort: Am Wassermann 36, 50829 Köln
Bildnachweis: Benthem Crouwel Architects, Amsterdam/Aachen / Manos Meisen, Düsseldorf (1,2,4,6,9); Benthem Crouwel Architects, Amsterdam/Aachen (10-14), Friedrich Wassermann, Köln / Manos Meisen, Düsseldorf (3,5,7); Econcern, Köln (8)

Baunetz Architekt*innen

Fachwissen zum Thema

Die DGNB vergibt mit der Auszeichnung ein  Zertifikat für Nachhaltiges Bauen.

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Nachweise/​Zertifikate

DGNB: Deutsches Nachhaltigkeitszertifikat

Kreuzstromwärmetauscher

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Gebäudetechnik

Lüftung mit Wärmerückgewinnung

Neben der Funktionalität eines Gebäudes sollte immer die zeitlose, ansprechende Gestaltung berücksichtigt werden (im Bild: Barnimpanorama, Naturparkzentrum – Agrarmuseum Wandlitz (2013); Architektur: rw+, Berlin).

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Planungsgrundlagen

Planung eines nachhaltigen Gebäudes

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