Ferienhaus Hunsett Mill in Norfolk/GB

Vorgehängte hinterlüftete Fassade aus verkohltem Zedernholz

In der englischen Grafschaft Norfolk erweiterten die Londoner Architekten Acme das ehemalige Müllerhaus des Dorfes und der Wasserpumpenmühle Hunsett Mill mit einem Anbau. Der zweigeschossige Baukörper ist direkt an das Bestandsgebäude angeschlossen und ersetzt eine Vielzahl verschiedener Erweiterungen, die über die Jahrzehnte entstanden waren. Die neue, polygonale Gebäudeform ist von Satteldächern überdeckt und orientiert sich mit insgesamt fünf Giebeln zur alten Mühle.

Ansicht von Osten
Wohnbereich mit Kamin und Treppe im Hintergrund
Ansicht von Nordosten

Mit seiner schwarzen Holzfassade hebt sich der Erweiterungsbau eindeutig von den roten Backsteinwänden des Bestandes ab. Trotzdem werden beide Gebäude gemeinsam als Ferienhaus genutzt, das über eine Nutzfläche von insgesamt 213 m² verfügt. Im Erdgeschoss sind offene Ess- und Wohnbereiche mit Kamin sowie die auf einem Podest liegende Küche angeordnet. Im Obergeschoss befinden sich fünf Schlafzimmer und zwei Bäder, die über Lufträume mit dem Erdgeschoss verbunden sind.

Innenwände und Decken bestehen aus sichtbarem gekälktem Lärchenholz. Der Boden wurde aus Eichendielen gefertigt, die sich als durchgängiger Bodenbelag über eine 4 mm starke Stahlblech-Treppe bis ins Obergeschoss fortsetzen.

Fassade/Konstruktion
Der Erweiterungsbau ist auf Rammpfählen mit geringem Durchmesser im Marschland gegründet. Das Tragwerk besteht aus Brettschichtholz, das innen sichtbar und außen mit imprägnierten Holzfaserdämmplatten (180 mm) sowie einer hinterlüfteten Zedernholz-Sparschalung versehen ist. Als konstruktiver Holzschutz sind um das Gebäude ein Kiesstreifen und ein Betonsockel angelegt, auf dem die Brettschichtholzwände aufliegen. Das mehrfach geknickte Dach sowie die Holztafelbauweise und Holz-Bodenplatte im ersten Stock ermöglichten die offene Gestaltung des Erdgeschosses. Eine geregelte Kamineffekt-Belüftung über Öffnungen im Dach sorgt für die Belüftung des Hauses.

Als Außenhaut der vorgehängten hinterlüfteten Fassade dienen „verkohlte“ Zedernholzbretter, die für die Verwendung auf dem Dach zusätzlich gesandstrahlt wurden. Diese Gestaltung ist angelehnt an die alten geteerten Zweckbauten der Region. Die raue Textur der schwarzen Bretter kontrastiert dabei mit den präzisen Details der rahmenlosen, verspiegelten und festverglasten Fassadenöffnungen.

Die Verkohlung der Fassadenbretter versiegelt die Oberfläche des Holzes und verbrennt eine Reihe von Ölen, die in der Regel Insekten anlocken. Gleichzeitig hinterlässt sie eine schwarz-silberne Oberflächenschicht aus Kohle, die das Holz schützt. Diese alte Handwerkskunst wurde traditionell zur Konservierung von Holz für Boote und Kais verwendet, ist allerdings über die Zeit verloren gegangen. Der Versuch, eine Verkohlung mit Hilfe von Propangasbrennern herbeizuführen, brachte nicht den gewünschten Effekt: Es wurden nur oberflächliche Verkohlungen erzeugt, die sich schon nach kurzer Zeit abgelöst hätten. Deshalb ließen die Architekten entsprechend behandelte Zedernholzbretter aus Japan importieren.

Für den Erweiterungsbau wurden überwiegend nachwachsende und FSC-zertifizierte Baustoffe verwendet. Um das Gebäude so autark wie möglich zu gestalten, sahen die Architekten eine Solarthermie-Anlage auf dem Dach, eine Erdwärempumpe und eine Biomasse-Anlage im Garten vor.

Bautafel

Architekten: Acme,London/GB
Projektbeteiligte: Adams Kara Taylor, London/GB (Statik)
Bauherr: Catriona und John Dodsworth/Joanna und Jon Emery, Norfolk/GB
Fertigstellung: 2010
Standort: Hunsett Mill, Stalham, Norfolk/GB
Bildnachweis: Friedrich Ludewig, London/GB

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Holz: Oberflächenbehandlung

VHF am Baustofflabor der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur

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Fassadenarten

Vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF)

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