Ferienhäuser Scheunentrio in Prerow

Reet an Dächern und Fassaden

Im Norden der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst liegt das Ostseebad Prerow. Umgeben vom urwüchsigen Darßwald, dem Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und dem fünf Kilometer langen Sandstrand der Prerower Bucht bietet das ehemalige Fischerdorf landschaftlich reizvolle Gegensätze. Auf einem Grundstück in zentraler Ortslage realisierten Möhring Architekten, ein Büro mit Standorten in Berlin und Born auf dem Darß, drei gleichartige Ferienhäuser: das sogenannte Scheunentrio. Da der örtliche Bebauungsplan eine Hausform forderte, die sich an der Bautradition der Küste orientiert, entwarfen die Architekten drei zweigeschossige Häuser mit Satteldach und ordneten sie giebelständig zur Straße an. Zwei davon stehen nebeneinander, das dritte ist in zweiter Reihe dazwischen positioniert. Zur Straße nach Süden zeigen sich die Baukörper eher geschlossen, an der West- und Ostseite hingegen verbinden große Öffnungen die Innenräume mit den Gärten und lassen viel Tageslicht hinein.

Das Dach und Teile der Fassaden sind reetgedeckt
Die Loggien lassen sich über großformatige Holzschiebetore schließen
Zur Straße nach Süden zeigen sich die Baukörper eher geschlossen

Reet als Material für die Dachdeckung war ebenfalls im Bebauungsplan vorgeschrieben. Um die geforderten Abstandsflächen zwischen den Häusern einzuhalten, verzichteten die Planer auf einen Dachüberstand und führten die Reetdeckung an der West- und Ostfassade bis zum Boden. Diese Maßnahme prägt das Gebäude-Trio, dessen Giebelseiten nach Norden und Süden als vorgehängte Fassaden aus filigranen, schwarz gebeizten und vertikal angeordneten Holzlatten (Fichte) ausgeführt sind. Die relativ schmalen Fenster lassen sich durch hölzerne Schiebeläden als Sicht-, Sonnen- und Insektenschutz vollständig schließen.

Die großen Verglasungen an der Ost- und Westseite sind von der Straße abgewandt und wenig einsehbar. Hier befinden sich Loggien und vorgelagerte Terrassen bzw. Eingangsportale. Die Loggien lassen sich, ähnlich einer Scheune, über großformatige Holzschiebetore schließen. Das Herzstück der Ferienhäuser bildet die Diele: Ähnlich wie bei alten Bauernhäusern ist sie sozialer Treffpunkt, Wohn- und Essraum zugleich. Sie wird galerieartig erweitert über den offenen Treppenaufgang, der ins Obergeschoss und weiter zum Spitzboden führt. Die Gebäudehöhe ist hier vollständig erfahrbar, der Raum öffnet sich beidseitig zum Garten. Die Schlafräume im Obergeschoss sind mit eigenen Bädern und Ankleiden ausgestattet; im Spitzboden gibt es zwei weitere Zimmer.

Nachhaltig Bauen
Die kompakte Bauweise, die Grundrissplanung und Aufteilung der Räume stellen eine effiziente Flächennutzung dar; Hüllfläche und Volumen stehen in einem ausgewogenen, energetisch wirkungsvollen Verhältnis (A/V). Beheizt wird das Haus mit einer Gasbrennwerttherme mit integriertem 40-Liter-Warmwasserspeicher.

Die Außenwände in Nord- und Südrichtung bestehen aus Kalksandstein-Mauerwerk mit Holzverkleidung (und Mineralwolledämmung im Bereich der Unterkonstruktion), die Bodenplatten aus Stahlbeton; das Dach ist eine Holzkonstruktion. Holzfenster mit Dreifachverglasung (u = 0,6 W/m²K) ergänzen die guten Wärmedämmwerte des Reets an Dach und Ost-/West-Fassaden. Die Gebäudehülle unterschreitet die Vorgaben der Energie-Einspar-Verordnung (EnEV) 2009 um rund 30 Prozent, so dass der Einsatz regenerativer Energien nicht notwendig war.

Das Reet (Schilfrohr) als Deckmaterial ist ein regional nachwachsender Rohstoff. Kurze Transportwege halten den Energieaufwand und den damit verbundenen CO₂-Ausstoß gering. Es wird getrocknet und gebündelt; bei richtiger Verarbeitung ist es witterungs- und feuchtebeständig. Es bietet sommerlichen Hitzeschutz und hat gute Dämmeigenschaften – eine zusätzliche Dämmung des Dachs und der Reetfassaden war nicht erforderlich.

Die lichtdurchfluteten Innenräume stehen in engem Bezug zur Umgebung, die große Menge Tageslicht fördert das Wohlbefinden der Feriengäste. Die Fassaden an den Giebelseiten und der Bodenbelag im Inneren bestehen aus Holz (Fichte/Eiche) – ebenfalls ein nachwachsender Rohstoff, der temperaturausgleichend und feuchtigkeitsregulierend wirkt und damit günstig für das Raumklima ist.

Bautafel

Architekten: Möhring Architekten, Berlin/Born a. Darß
Projektbeteiligte:
Karlheinz Brenncke, Güstrow (Tragwerksplanung); Heiko Barthel, Prerow (Heizung und Sanitär); Elektrohaus Gielow, Prerow (Elektroinstallationen); Tischlermeister Renè Hilke, Altefähr (Schreiner); Ingenieurbüro W. Saß, Barth (Trockenbau); Baufirma Peters, Löbnitz (Trockenbau)
Bauherr:
privat
Fertigstellung:
2013
Standort:
Grüne Straße, 18375 Prerow
Bildnachweis: Stefan Melchior Fotodesign, Berlin

Fachwissen zum Thema

Wer nachhaltig Bauen möchte, sollte Baustoffe wählen, die aus nachwachsenden, gut recyclebaren und lange verfügbaren Rohstoffen bestehen (Bild: Wasserstrichziegel).

Wer nachhaltig Bauen möchte, sollte Baustoffe wählen, die aus nachwachsenden, gut recyclebaren und lange verfügbaren Rohstoffen bestehen (Bild: Wasserstrichziegel).

Baustoffe/​-teile

Auswahl der Baustoffe

Fachwerkbau aus Holz und Ziegelausfachung in Norddeutschland (um 1800)

Fachwerkbau aus Holz und Ziegelausfachung in Norddeutschland (um 1800)

Baustoffe/​-teile

Holz

Im Sinne des nachhaltigen Bauens soll beim Rückbau von Gebäuden und Gebäudeteilen ein möglichst hohes Maß an Recyclingfähigkeit sichergestellt werden.

Im Sinne des nachhaltigen Bauens soll beim Rückbau von Gebäuden und Gebäudeteilen ein möglichst hohes Maß an Recyclingfähigkeit sichergestellt werden.

Baustoffe/​-teile

Recycling

Dämmmatte aus Hanf

Dämmmatte aus Hanf

Baustoffe/​-teile

Wärmedämmstoffe

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Mauerwerk sponsored by:
Wienerberger | Kontakt 0511 / 610 70-0 | www.wienerberger.de