Exkurs: Flucht- und Rettungspläne als Teil der Signaletik

Gelungene Integration ins Leitsystem am Beispiel des Harnack-Hauses in Berlin

Die Signaletik eines Gebäudes, seine Leit- und Informationssysteme also, die ortsunkundige Besucher möglichst klar und einfach zum gewünschten Ziel führen sollen, spielt in (halb-)öffentlichen Gebäuden eine wachsende Rolle. Umso mehr, wenn ein Haus verschiedene Nutzungen vereint oder eher unübersichtlich konzipiert ist. Architektur und Signaletik sollten dabei als Einheit erscheinen. Dass sich auch die notwendigen Flucht- und Rettungspläne gut in ein solches Leit- und Informationssystem integrieren lassen, wird anschaulich am Beispiel des Umbaus und der Sanierung des Harnack-Hauses in Berlin.

Eingangsstele: Die Signaletik folgt den Richtlinien zur Gebäudekennzeichnung der Max-Planck-Gesellschaft
Die Materialität des neuen Leitsystems orientiert sich am Bestand
Schriftzüge und Piktogramme sind als heller Siebdruck auf brünierten Bronzeplatten aufgebracht

Zwei Jahre dauerten dessen Renovierungsarbeiten, im Oktober 2014 wurde das Gebäude im Villen- und Wissenschaftsviertel Dahlem wieder eröffnet. 1929 war es nach Plänen des Architekten Carl Sattler als Gäste- und Tagungshaus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Vorläuferin der Max-Planck-Gesellschaft, errichtet worden. In seinen Gründungsjahren etablierte es sich als internationales Begegnungszentrum und Treffpunkt für hochkarätige Wissenschaftler, Künstler, Politiker und Industrielle. Nach dem Krieg diente es den US-Streitkräften als Offiziersclub. Besucher können die Geschichte des Hauses – heute wieder Tagungsstätte der Max-Planck-Gesellschaft – an fünf Ausstellungsstationen im Foyer nachvollziehen.

Im Zuge der Umbau- und Sanierungsmaßnahmen realisierten Beate Kling Architekten in Kooperation mit KSV Krüger Schuberth Vandreike, beide ansässig in Berlin, ein neues Leit-, Informations- und Orientierungssystem. Wie selbstverständlich fügt sich die Signaletik, die analoge und digitale Elemente umfasst, in die sorgfältig renovierten, mit moderner Technik ausgestatteten historischen Räumlichkeiten. Schriftzüge und Piktogramme sind als heller Siebdruck auf brünierten Bronzeplatten aufgebracht. Das Format der rechteckigen Platten variiert, abhängig vom Inhalt der Wegweiser. Besonders wichtige Elemente wie Geschossziffern oder Richtungspfeile sind plastisch hervorgehoben: Dafür erhielten die Tafeln seitlich oder am oberen Rand eine Aufkantung, die dem Betrachter entgegenkommt. Für die Faltung der Bronzeplatten war der Goldene Schnitt maßgeblich.

Die Namen der Seminar- und Veranstaltungssäle, die Ziffern zur Kennzeichnung der Etagen sowie Symbole bzw. Piktogramme für Garderobe und Sanitärräume sind nicht aufgedruckt: Diese Motive wurden per Laser aus Bronzeplatten geschnitten und hängen als einzelne dunkle Letter bzw. Schriftzüge vor den hell verputzten Wänden. Notwendige Flucht- und Rettungspläne in ihrem üblichen Erscheinungsbild (mit weißem Hintergrund, gerahmt und hinter Glas) an zentralen Stellen des Hauses hätten die bis ins Detail ausgefeilte Einheit von Architektur und Leitsystem erheblich stören können. Deshalb wurden die Pläne analog zur übrigen Beschilderung als Siebdruck auf brünierter Bronze ausgeführt und auf eine Unterkonstruktion geschraubt. Um sowohl feststehende als auch flexible Informationen umsetzen zu können, sind Brandschutzsymbole wie beispielsweise Feuerlöscher und Brandmelder als Digitaldruck auf Folienschnitt umgesetzt. Diese sind also veränderbar, während der Grundriss einschließlich der Flucht- und Rettungswege feststehen. Auf diese Weise entstanden langfristig funktionsfähige, anpassbare Pläne als selbstverständlicher Bestandteil der Signaletik und letztlich des gesamten Gebäudes.

Bildnachweis: Andreas Muhs, Berlin

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