Evangelische Grundschule mit Sporthalle in Karlsruhe

Brandschutzkonzept mit Fluchtbalkonen

Ein lichtes Atrium im Zentrum, gerahmt von großzügigen Klassenräumen, helle und offene Flure, flexibel gestaltbare Holzpodeste: Die evangelische Grundschule in Karlsruhe gilt als „Lernhaus“, in dem die Neugier und Selbständigkeit der Kinder entsprechend der Montessoripädagogik mit viel Freiraum gefördert werden sollen. Geplant wurde das Haupthaus mit Sporthalle von Wulf Architekten aus Stuttgart. Als Teil der Nordweststadt, die überwiegend durch Einfamilienhäuser geprägt ist, stehen die beiden quaderförmigen Solitäre der Schule auf einem weiträumigen Platz in unmittelbarer Nachbarschaft zum evangelischen Gemeindezentrum – das zweigeschossige Haupthaus etwas eingerückt an der Nordostecke, die ebenso hohe Sporthalle südwestlich davon, getrennt durch eine breite Passage.

Die Lamellen weisen an ihren Seitenflächen in die eine Richtung Rot- und Pinktöne, in die andere hingegen variierendes Grün auf (Ansicht Ost mit Blick auf die Sporthalle, rechts das Lernhaus)
Umlaufende Balkone dienen als Freibereiche und außen liegende Fluchtwege
Neugier und Selbständigkeit der Kinder sollen entsprechend der Montessoripädagogik mit viel Freiraum gefördert werden

Frontalunterricht spielt für die pädagogischen Prinzipien Maria Montessoris eine untergeordnete Rolle. In dieser Schule erhalten die Kinder einen Wochenplan mit bestimmten Lernzielen und teilen sich anschließend selbst die Zeit ein. Sie entscheiden auch, wo sie ihren Aufgaben nachgehen. Die Klassenräume sind 80 Quadratmeter groß und paarweise gekoppelt mit einem dazwischenliegenden Multifunktionsraum. Nicht nur das Atrium, auch die Flure können während der Unterrichtszeiten genutzt werden, umlaufende Balkone bieten weitere Freiflächen. Außer vier Klassenräumen pro Etage befinden sich im Erdgeschoss das Lehrerzimmer und ein Andachtsraum, im Obergeschoss ein Musik- und ein Kreativraum sowie die Bibliothek.

Erschlossen wird das Lernhaus über den großen Platz an der Westseite, der breite Eingang führt geradewegs zur Treppe und der prägenden zentralen Halle mit farbig gefassten Oberlichtern. Die Turnhalle ist um drei Meter im Erdboden versenkt und wird L-förmig durch die Erschließung im Westen und separate Räumlichkeiten nach Süden gefasst: in den unteren Geschossen sind es Umkleiden, Sanitärbereiche und Geräteräume, im Obergeschoss Räume für Rektorat und Verwaltung. Die Dachfläche bietet zusätzlichen Freiraum – mit einem überdachten, winkelförmigen Umgang entlang der Verwaltung dient sie als Pausenbereich und weiteres Spielfeld.

Das gesamte Erscheinungsbild der Schule ist wesentlich geprägt durch umlaufende Aluminiumlamellen, die in einem freien Rhythmus zwischen den schmalen Betondecken aufgespannt sind und die Struktur der Quader stark auflockern. An den Stirnseiten aluminiumfarben, weisen die Seitenflächen in die eine Richtung Rot- und Pinktöne auf, in die andere hingegen variierendes Grün.

Brandschutz

Das pädagogische Konzept der Montessori-Schule mit der Ausbildung als Lernhaus und der Einbeziehung der Flure als Lernbereiche hat zur Folge, dass potenzielle Fluchtwege im Gebäudeinneren durch Brandlasten nicht nutzbar sind. Aus diesem Grund wurden die Fluchtwege nach außen vor die Fassaden verlegt. Im Brandfall ermöglichen umlaufende Fluchtbalkone (Böden aus Sichtbeton) und Treppen an zwei Gebäudeecken im Obergeschoss das schnelle Verlassen der Unterrichtsräume ins Freie. Die Flucht wird dabei nicht durch Brand- und Rauchquellen aus dem Erdgeschoss beeinträchtigt.

Eine Brandmeldeanlage ist nicht installiert, jedoch sind einzelne Rauchwarnmelder über die Gebäude verteilt. Die zentrale Halle ist brandschutztechnisch von den Lerngruppen (jeweils 4 Klassenzimmer) abgetrennt – beispielsweise durch F30-Sicherheitsverglasungen und Rauchschutztüren. Zwei Oberlichter im Atrium dienen im Notfall als Rauch- und Wärmeabzug, ihre Bedienung erfolgt wie bei weiteren RWA-Klappen per Handtaster.

Teil der Nebenfunktionen der Sporthalle an ihrer Südseite ist ein innenliegendes Fluchttreppenhaus. Im Erdgeschoss können Personen im Brandfall direkt ins Freie gelangen. Im Obergeschoss sind Fluchtbalkone rund um den Sportplatz auf dem Hallendach angeordnet. us

Bautafel

Architekten: Wulf Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Burkhard Meyer Architekten, Karlsruhe (örtliche Bauleitung); SLP Ingenieurbüro für Tragwerksplanung (Tragwerksplanung); Pfeil & Koch, Stuttgart (HLS-Planung, Bauphysik)
Fertigstellung: 2013
Bauherr: Schulstiftung der Evangelischen Landeskirche in Baden, Karlsruhe
Standort: Sengestraße 7, 76187 Karlsruhe
Bildnachweis: Brigida González, Stuttgart

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