Erweiterung des Odsherred Teaters in Nykøbing Sjælland

Kultur statt Lebensmittel

Nicht bei Tante Emma, aber im alten Irma-Laden wird inzwischen Theater gespielt. Kultur vor Lebensmitteln – das gibt es nicht in Berlin, Barcelona oder London, sondern in Nykøbing Sjælland, einem Fünftausendeinwohnerstädtchen im Norden von Dänemarks größter Insel Seeland, sechzig Luftlinienkilometer nordwestlich von Kopenhagen. Schon 2014 hatte die Gemeinde Odsherred, zu der Nykøbing gehört, den Umzug des örtlichen Theaters in einen ehemaligen, kleineren Supermarkt der Irma-Kette in der zentralen Fußgängerzone beschlossen. Christensen & Co Arkitekter und Primus Arkitekter, beide aus Kopenhagen, haben den neuen Standort des Odsherred Teaters um einen Blackbox-Theatersaal erweitert.

Ein nach Süden abfallender Pfad führt von der Fußgängerzone am neuen Erweiterungsbau nach Plänene von Christensen & Co Arkitekter und Primus Arkitekter entlang.
An der Fassade wechseln schwarze Terrakottapaneele mit transparenten und transluzenten Glasflächen.
Einzelne, spitzwinklig ausgestellte Horizontalblenden aus schwarzem Blech erinnern in der Frontalsicht an Hebe-Klappläden, doch der seitliche Blick offenbart eine fixe, metallsichtige Unterkonstruktion.

In der Fußgängerzone, die mit geschlossener, ein- bis zweigeschossiger Bebauung in Ost-West-Richtung verläuft, verbirgt sich das Theater in – bzw. hauptsächlich hinter – zwei kleinen Backstein-Altbauten: einem eingeschossigen, traufständigen und einem zweigeschossigen, giebelständigen Haus. Hier befinden sich das Theatercafé mit aufschiebbarer Glasfront zum Straßenraum, dahinter das Foyer und ein kleiner Saal mit Faltwänden sowie Büro- und Nebenräume. Im südlichen, rückwärtigen Bereich wurde eine tiefergelegene Halle mit Laderampe für den kompakten, blockhaften Erweiterungsbau abgebrochen, der von der Fußgängerzone aus nicht sichtbar ist, aber vom Foyer aus über eine Innentreppe erreicht wird. An der Westseite führt außerdem eine öffentliche Passage durch den Bestandsbau hindurch und anschließend, dem abfallenden Gelände folgend, seitlich am Neubau entlang zu einem tiefergelegenen Parkplatz.

Flexibel bestuhlbare Blackbox als Raum im Raum

Kern des Erweiterungsbaus ist der 300 Quadratmeter große Zuschauer- und Bühnenraum – eine flexibel bestuhlbare Blackbox mit maximal 230 Plätzen, die quasi als Raum im Raum mit golden eloxiertem Aluminium verkleidet ist. Backstagebereich, Requisitenwerkstatt, Bühnentechnik, Garderoben und ein großes, südliches Tor sind um die Blackbox herum angeordnet. Großzügige Fensterflächen gewähren den Passanten Einblicke in diese Bereiche des Theaters und stellen somit den Alltag der Produktionen aus.


Schwarze Terrakottapaneele mit transparenten und transluzenten Glasflächen

Der rückwärtige Anbau ist nach Norden mit dem Bestand verbunden und grenzt nach Osten an die Nachbarbebauung an. Er hat also nur zwei Fassaden, die vom tiefergelegenen Parkplatz im Süden und von der leicht ansteigenden Fußgängerpassage im Westen aus wirksam sind. Diese bestehen aus schwarzen Metallrahmen, deren Gliederung die Zwei- bis Dreigeschossigkeit des neuen Baukörpers ablesbar macht. Dabei wechseln transparente und transluzente Glasflächen mit geschlossenen Feldern, welche mit schwarzen, extrudierten Terrakotta-Paneelen mit fein gerillter Oberfläche verkleidet sind. Vor die Fensterflächen sind teilweise kräftige, vertikale Lamellen gehängt. Die transluzenten Bereiche bestehen aus Industriegussglas-Profilen. Einzelne, spitzwinklig ausgestellte Horizontalblenden aus schwarzem Blech erinnern in der Frontalsicht an Hebe-Klappläden, doch der seitliche Blick offenbart eine fixe, metallsichtige Unterkonstruktion. In der Fußgängerzone wurden vor die Erdgeschosswände der beiden Backstein-Altbauten ebenfalls die schwarzen, extrudierten Terrakotta-Paneele auf Aluminiumschienen vorgehängt, die sich an den geschlossenen Fassadenflächen der Erweiterung finden.

Bautafel

Architekten: Christensen & Co Arkitekter, Kopenhagen / Primus Arkitekter, Kopenhagen
Projektbeteiligte: STED ApS, Kopenhagen (Freiflächen), Oluf Jørgensen A/S, Roskilde (Bauingenieur), Sweco, Kopenhagen (Akustik), ELINDCO A/S, Jyllinge (Bauunternehmer), Rambøll, Kopenhagen (Berater)
Bauherr: Gemeinde Odsherred, Odsherred Theater
Fertigstellung: 2021
Standort: Algade 36, 4500 Nykøbing Sjælland, Dänemark
Bildnachweis: Niels Nygaard, Kopenhagen / Christensen & Co Arkitekter, Kopenhagen / Primus Arkitekter, Kopenhagen

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