Erweiterung Ars Electronica Center in Linz

Transparente Lichtskulptur

Weithin sichtbar, prägt die markante Architektur des Ars Electronica Centers das Linzer Stadtbild – und erschließt sich dennoch nicht auf den ersten Blick. Das Wiener Büro Treusch Architecture entwarf einen Baukörper, bei dem keine Außenkante parallel zur anderen verläuft. Ein Haus, das je nach Blickwinkel eine andere Gestalt annimmt und seine wahren Ausmaße erst im Zuge der direkten Erkundung freigibt.

Erweiterung Ars Electronica Center in Linz
Erweiterung Ars Electronica Center in Linz
Erweiterung Ars Electronica Center in Linz

Der Erweiterungsbau ergänzt das bestehende Ars Electronica Center (AEC) und bildet mit ihm eine Einheit. Leitgedanke des Entwurfs war die Ausbildung eines skulpturalen Gebäudes. Unter Berücksichtigung der städtebaulich wichtigen Gegebenheiten, wie den Erhalt der freien Sicht auf die Donau sowie die Bewahrung des historischen Ensembles, entstand ein Haus mit hohem Wiedererkennungswert.

Der mehrgeschossige Baukörper ist als Glaskubus mit doppelschaliger Fassade gebaut. Seine Außenhülle kann als Projektionsfläche und damit als bespielbare Hülle genutzt werden. Er bietet 3.000 Quadratmeter für Ausstellungen, 1.000 für die Forschung, 400 für Seminare und Konferenzen, 650 für Gastronomie und Veranstaltungen. Darüber hinaus kann der Vorplatz mit einer Fläche von 1.000 Quadratmetern für Openair-Veranstaltungen genutzt werden. Herzstück des Gebäudes ist die 1.000 Quadratmeter große Main Gallery. Ein Raum, in dem Künstler und Wissenschafter, Schüler und Studenten, Eltern und Kinder experimentieren, arbeiten und spielen können. Schwerpunktlabors und interaktive Installationen sollen hier neue Bilder vom Menschen entstehen lassen.

Fassade/Glas
Eine Konstruktion aus Stahl und Glas umhüllt Hauptgebäude und Neubau gleichermaßen und verbindet sie zu einer architektonischen Einheit – ein Kristall, der digital bespielt werden kann. Die teils transparenten (VSG aus 2 x 6 mm TVG mit 1,52 mm PVB-Folie) und teils matt (VSG aus Gussglas 2 x 6 mm TVG mit 1,52 mm PVB-Folie) ausgeführten Glasflächen werden vom Zwischenbereich aus hinterleuchtet: 40.000 LEDs illuminieren die 5.000 m² große Gebäudehülle und erzeugen nachts ein spannendes Spiel aus Licht und Farbe. Dann wird der Bau zur transparenten Lichtskulptur.

Hinsichtlich der Beleuchtung stellte sich nach einigen Materialversuchen heraus, dass sich mit Gussglas die besten Ergebnisse erzielen lassen. Im Gegensatz zu herkömmlichem Floatglas breitet sich das LED-Licht besser und gleichförmiger aus. Jede der 1.100 Glasscheiben mit einer Breite von etwa 3,60 m und einer Höhe von 1,15 m stellt dabei ein Pixel der Gesamtbespielung dar. Das Licht jeder Scheibe ist einzeln steuerbar und ermöglicht innerhalb einer Millisekunde eine stufenlose Veränderung der Farb- und Helligkeitswerte (RGBW). Als Standardbeleuchtung offenbart das AEC eine weitere Besonderheit der LED-Technik: die Möglichkeit, reines Weiß darzustellen. Auf Knopfdruck erstrahlt das Gebäude als „weißer Kristall". Mittels LED Leisten wird das Licht seitlich auf die Glasplatten projiziert. Sie sind vertikal auf einer Seite der Glasscheibe montiert und verschwinden damit für den Betrachter unsichtbar in die Fassade.

Die elektromechanisch öffenbaren Klappfenster mit 90° Öffnungswinkel dienen der natürlichen Belüftung und der freien Durchsicht für die dahinter liegenden Büroräume. Die Glasscheiben sind trapezförmig ausgebildet und haben eine durchschnittliche Größe von etwa 3,60 x 1,15 m. Die innere Fassade in den verglasten Bereichen wurde als Pfosten-Riegel Konstruktion errichtet (Warmfassade). Vor Massivbauteilen ist die Fassade hinter einer Blechverkleidung teilweise hinterlüftet und teilweise als Vollwärmeschutz-System aus Steinwolle ausgeführt.

Bautafel

Architekten: Treusch architecture, Wien 
Projektbeteiligte: Bmst. Ing. Landauer, Linz (Projektsteuerung); FCP, Fritsch, Chiari & Partner, Wien (Tragwerksplanung); Bau Strabag, Linz (Generalunternehmer); GIG Fassaden, Attnang-Puchheim, Grömer Stahl, St. Martin im Innkreis (Fassade); Eckelt Glas, Steyr (Glashersteller); Saint-Gobain Glass, Aachen (Glaslieferant Gussglas und VSG); Multivision Anzeigesysteme, Marchtrenk (Beleuchtung); TB Eipeldauer + Partner, Baden (Elektrotechnik)
Bauherr: Stadt Linz
Fertigstellung: Dezember 2008
Standort: Hauptstraße 2-4, Linz
Bildnachweis: Andreas Buchberger, Wien; Treusch architecture, Wien; Ars Electronica Center/rubra; Ars Electronica Center/Stadtkommunikation Linz

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Herstellung

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Gussglas am Haus der Zukunft (Futurium) in Berlin, Architekten: Richter Musikowski

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Repräsentatives Bruchbild von teilvorgespanntem Glas (TVG) nach DIN EN 1863

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Aufbau von Verbundsicherheitsglas (VSG)

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