Erich-Kästner-Schule in Darmstadt

Leichter Holzbau auf Stahlbetonelementen der Siebziger Jahre

Die Planungen für die in den 1970er-Jahren errichtete Erich-Kästner-Schule in Darmstadt stellten das ortsansässige Architekturbüro Prosa vor mehrere Herausforderungen. Zeitnah sollten neue Klassenräume geschaffen werden, ohne jedoch den Pausenhof samt altem Baumbestand zu versiegeln oder zu verkleinern. Zudem sollte die Erweiterung bei laufendem Schulbetrieb stattfinden.

Titelbild
Die Aufstockung in leichter Holzrahmenbauweise in Verbindung mit einem umlaufenden Stahlbetonringbalken und einem Trägerrost aus Holzbalken halten die Auflast gering.
Eine leichte Auskragung der Fassade im Obergeschoss lässt die Sanierung der unteren Fassade zu einem späteren Zeitpunkt zu.

Die Architekten fanden eine Lösung, in dem sie den eingeschossigen Bestand, einen Elementbau aus Stahlbeton, um eine Etage in Holzbauweise aufstockten. Da der Grundriss aus statischen Gründen kaum Variabilität zuließ, übernahmen sie die im Erdgeschoss vorgegebene Aufteilung. Die Tragstruktur orientiert sich weitgehend an den vorhandenen Wänden, um die anfallenden Lasten sicher abzuleiten.

Holzrahmenbau auf Stahlbeton

Die Aufstockung in leichter Holzrahmenbauweise in Verbindung mit einem umlaufenden Stahlbetonringbalken und einem Trägerrost aus Holzbalken halten die Auflast auf dem ursprünglichen Schulgebäude gering. Die Erschließung des neuen Obergeschosses erfolgt von außen über eine Stahltreppe sowie einen Aufzug. Damit ließen sich Deckendurchbrüche im laufenden Schulbetrieb umgehen.

Der Grundriss der Aufstockung ist kreuzförmig organisiert und wird durch Aufweitungen des Flurs strukturiert. Jeweils vier Klassenzimmer sind um den offenen Flur gruppiert. Die Planerinnen und Planer beschränkten sich aus Kostengründen auf einfache konstruktive und gestalterische Details, die letztlich zu einer überzeugenden reduzierten Formensprache führen. Eine leichte Auskragung der Fassade im Obergeschoss lässt die Sanierung der unteren Fassade zu einem späteren Zeitpunkt zu.

Dachsanierung durch Aufstockung

Auch ohne die erfolgte Aufstockung hätte das Dach der Erich-Kästner-Schule saniert werden müssen. Die vorhandene Dachdecke wurde zur trennenden Geschossdecke. Die Unterkonstruktion des Daches im Obergeschoss, ausgeführt als Balkendecke mit Spannweiten von bis zu acht Metern, wurde mit Akustikplatten als Raumabschluss beplankt. Oberhalb der Balkendecke folgen Dampfsperre, Dämmung sowie eine Gefälledämmung (25-250 mm), die von der wurzelfesten Oberlage mittels Abdichtung getrennt ist.

Die Attika ist extra breit ausgeführt. Über eine innenliegende Rinne in Verbindung mit Dachgullies (DN 70) wird über außenliegende Fallrohre entwässert. Als Notentwässerung sind Wasserspeier (ebenfalls DN 70) installiert. Der Dachaufbau ist ebenso wie die Konstruktion leicht, er ließ sich schnell liefern und montieren.

Das Dach ist extensiv begrünt: Diese Art der Begrünung ist pflegeleicht und erfordert keine regelmäßige zusätzliche Bewässerung. Die naturnah angelegten Bepflanzungen mit Moosen und Gräsern sorgen im Innern für ein angenehmes Raumklima. Im Sommer schützen sie die darunterliegenden Räume vor Überhitzung, im Winter tragen sie zur Wärmedämmung bei und helfen, Energie einzusparen. Pflanzen filtern Feinstaub aus der Luft und wandeln CO2 in Sauerstoff um. Ein Gründach schützt die Abdichtung vor Witterungseinflüssen wie Sonne, Temperaturschwankungen, Regen und Wind und verlängert somit die Lebensdauer des Daches.

Bautafel

Architektur: prosa Architektur + Stadtplanung, Gero Quasten und Katharina Rauh, Darmstadt
Projektbeteiligte:
Professor Pfeiffer und Partner, Darmstadt (Tragwerksplanung); Planungsbüro Ehrlich, Bensheim (Elektroplanung); B & B Ingenieure, Haiger (Technische Gebäudeausrüstung)
Bauherr:
Stadt Darmstadt
Fertigstellung:
2018
Standort:
Bartningstraße 33, 64289 Darmstadt
Bildnachweis: Prosa Architektur

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