Eingangsbereich der Universität Bremen

Bewegte Seilfassade

An der Universität Bremen wurde im Zusammenhang mit dem Neubau der Mensa und der Zuführung einer Straßenbahnlinie in die Universität eine große verglaste Halle als zentraler Treff- und Informationspunkt geplant und errichtet. Die Fertigstellung erfolgte im Herbst 2000. Die Hallenkonstruktion weist eine vollkommen verglaste Fassade nahezu verschwindender Materialität auf, deren statisch-konstruktives Prinzip eine Neuentwicklung darstellt und die in dieser Form erstmals gebaut wurde.

Deckenansicht der bedruckten Dachverglasung
Glashalle mit Fallturm
Dacheindeckung aus begehbarem Glas

Die Glashalle hat eine Grundfläche von 22 x 43,5 m. Sie ist 15 m hoch und grenzt an zwei Seiten an bestehende Gebäude an. Das Primärtragwerk der Halle besteht aus einem Trägerrost, der an seiner vorderen Längsseite von sechs V-Stützen, an der hinteren Längsseite von sechs auf den vorhandenen Gebäuden aufstehenden Pendelstützen getragen wird. Die Aussteifung erfolgt durch eine Seilabspannung der jeweils äußeren V-Stützen und durch Windverbände zwischen den Pendelstützen.

Die Dacheindeckung besteht aus begehbarem Glas (6 mm ESG / Bedruckung / 2 x 8 mm TVG). Fünf Hologrammscheiben in der Dachebene verstärken das Tageslicht in der Halle. Abends werden sie von außen angestrahlt und bilden mit der bedruckten Dachverglasung eine schwebende leuchtende Scheibe.

Fassade
Die Fassadenkonstruktion der Halle besteht aus 39 vertikal angeordneten Seilen, die entlang der Außenkanten des Dachträgerrostes vom Dachrand bis zum Boden spannen. Die Seile haben einen Abstand von je ca. 1.800 mm. Sie werden an ihren Fußpunkten durch speziell entwickelte Federelemente mit Wegbegrenzer gehalten und durch diese permanent vorgespannt. An den Seilen befestigte Klemmhalter dienen der Aufnahme der Verglasung, aus 10 bzw. 12 mm dicken Einscheiben-Sicherheitsglas-Scheiben mit Abmessungen von 1.800 x 900 mm. Die Scheiben werden an je vier Punkten mit einem eignes dafür entwickelten Edelstahlhalter geklemmt.

Die umlaufenden Glaslamellen unter der Attika sorgen für die Belüftung und den Rauchabzug. Die Eckkonstruktion aus Rohren mit Kreuzverbänden ist vom Dachtragwerk abgehangen. Die Übergangsbereiche von der bewegten Seilfassade zu den unbeweglichen Eckkonstruktionen oder den vorhandenen Gebäuden wurden mit Glasschwertern und dazwischen angeordneten Dichtungselementen realisiert. So kann sich die Fassade entlang einer definierten Übergangsstelle frei bewegen, ohne dass offene Fugen entstehen. Unter Windeinwirkung kann sie sich um bis zu 350 mm nach innen und nach außen durchbiegen. Diese Konstruktion, die ausschließlich mit vertikal vorgespannten Seilen ausgeführt wurde, kam bei diesem Objekt das erste Mal zur Ausführung.

Bautafel

Architekten: Jan Störmer Architelten, Hamburg
Projektbeteiligte: Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart (Tragwerksplanung); Seele, Gersthofen (Stahlkonstruktionen)
Bauherr: Senator für Bildung und Wissenschaft, Kunst und Sport der Hansestadt Bremen
Fertigstellung: 2000
Standort: Bibliothekstraße 1, 28359 Bremen
Bildnachweis: Andreas Keller, Kirchentellinsfurt

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