Einfamilienhaus in Ternat

Drei Seiten Backstein

Es scheint, als hätten Blaf Architekten ihren Entwurf des Einfamilienhauses wsT in Ternat, einer belgischen Gemeinde der Region Flandern, mit einem Augenzwinkern gestaltet. Das dreigeschossige Gebäude mit Holztragwerk und Backsteinhülle erhebt sich über einem gleichseitigen, dreieckigen Grundriss. Das in Lokeren sitzende Architekturbüro entschied sich dabei für eine recht ungewöhnliche Lösung: eine selbsttragende Backsteinfassade, die nicht mit dem Holzskeletttragwerk verbunden ist. Die sonst für zweischalige Außenwände charakteristische Verbindung von tragender Schicht und Verblendmauerwerk entfällt hier also. Der Grund dafür ist die potenzielle Rezyklierbarkeit der Materialien: Wären Holzkonstruktion und Mauerwerk fest miteinander verbunden, wäre dies deutlich aufwendiger.

Das dreigeschossige Gebäude erhebt sich über einem gleichseitigen, dreieckigen Grundriss.
Konstruktiv besteht der Bau aus einer selbsttragende Backsteinfassade, die nicht mit dem innenliegenden Holzskeletttragwerk verbunden ist.
Der cremefarben gedeckte, fassadenseitig entfernt an ein Mansardgiebeldach erinnernde obere Gebäudeabschluss ist kunstvoll gefaltet.

Die drei Mauerwerks-Lochfassaden verzahnen sich an den Eckpunkten jeweils mit auskragenden Ecksteinen, wodurch die spitzen Winkel des prismaförmigen Baukörpers betont werden und wie ausgefranst wirken. Am in der östlichen Spitze gelegenen Eingangsbereich werden die zwei angrenzenden Fassaden aufgebrochen, wodurch eine Stütze der Holztragstruktur sichtbar wird. Der cremefarben gedeckte, fassadenseitig entfernt an ein Mansardgiebeldach erinnernde obere Gebäudeabschluss ist kunstvoll gefaltet. Ein betonierter Ringanker unterhalb des Dachrandes unterstützt die Stabilität der Fassaden.

Erlebbare Holzkonstruktion

m Innenraum haben die Architekturschaffenden die hölzerne Tragstruktur erlebbar gemacht. Holzbalkendecken und vorgefertigte Holzstützen wurden sichtbar belassen und nur weiß gelaugt. Die Wände sind weiß verputzt, Tür- und Fensterrahmen mit unbehandeltem Sperrholz ausgeführt. Eine skulpturale Wendeltreppe aus Schichtholz führt vom Parterre, wo sich die Küche, ein kleines Bad und der Haustechnikraum sowie entlang der Westseite ein offener Wohn-Essbereich befinden, in das erste Obergeschoss. Hier liegen ein großer multifunktional nutzbarer Gemeinschaftsraum und ein Schlafzimmer mit eigenem Bad. Dieses nimmt die nördliche Spitze des Hauses ein und weist daher selbst auch einen dreieckigen Grundriss auf, wohingegen die meisten anderen Räume trapezförmig sind. Unter dem mehrfach gefalteten Dach sind zwei weitere Schlafzimmer und ein Bad untergebracht sowie ein großzügiger Verteilerraum, der zugleich als zweiter Gemeinschaftsraum dient. 

Der „Blaf-Brick 1.0“

Da die Mauersteine für das Projekt ausreichend thermische Masse aufweisen sollten, die in der Region gefertigten Ziegel aber tendenziell zu schmal dafür gewesen wären und die Projektbeteiligten kein Unternehmen finden konnten, das ihre Wünsche kostengünstig umgesetzt hätte, entwickelten sie die Steine einfach selbst. Herausgekommen ist eine Mischung aus Hohllochziegel und Mauerziegel. Die „Blaf-Bricks 1.0“ weisen die Maße 288 x 188 x 63 mm auf.

Das Mauerwerk ist im Läuferverband ausgeführt, wobei immer zwei Läuferschichten ohne Versatz vermauert sind, auf die zwei um einen halben Stein versetzte Läufersteinlagen folgen. Die Steine variieren leicht in ihrer Farbigkeit, einzelne Ziegel sind etwas dunkler, was die Fassaden optisch belebt. Auf die 188 mm starke Vormauerschale folgen 35 mm Hohlraum, 22 mm Faserdämmplatte, 240 mm Zellulosedämmung (zwischen der Holzkonstruktion), 15 mm OSB-Platten und schließlich 12,5 mm Gipskarton. -lw

Bautafel

Architektur: Blaf Architekten, Lokeren
Projektbeteiligte: Ronsijn Kris BVBA, Ninove (Bauingenieur); Lab15, Ghent (Holzbauingenieur); Blaf Architekten, Lokeren (Landschaftsarchitektur); Tecclem, Oostakker (Haustechnik)
Bauherr/in: Privat
Fertigstellung: 2020
Standort: Lindenstraat 18, B-1742 Sint-Katherina-Lombeek, Belgien
Bildnachweis: Stijn Bollaert, Brüssel; Blaf Architekten, Lokeren

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