Einfamilienhaus in Odenthal-Voiswinkel

Rundum Bitumen

Unweit von Köln unmittelbar am Rand eines Naturschutzgebietes liegt ein neugebautes Einfamilienhaus der Architekten Trint und Kreuder. Das Gründstück am Nordhang wird von Süden erschlossen und ist dort auch nur 7 m breit. Die Grenze des Naturschutzgebietes macht es allerdings zu einem Großteil unbebaubar. Die Anlage umfasst eigentlich zwei Häuser, ein Wohnhaus und ein - den Keller und die Garage beherbergendes - Nebenhaus. Während das Wohnhaus den Hang hinunter bis an die Grenze des Naturschutzgebietes rückt, stellt sich das Nebenhaus so nah wie möglich an die Straße. Dazwischen verbleibt ein geschützter Hof, der über beide Häuser betreten werden kann.

Wohn- und Nebenhaus mit dem schmalen dazwischen liegenden Hof
Eine der beiden Dachschrägen besteht ausschließlich aus Glas
Gezielter Ausblick ins Land

Das Wohnhaus besteht im Grunde aus drei Schachteln. Sie verfügen über eine Kantenlänge von etwa 10 x 10 m und stehen - jeweils um 90° verdreht - aufeinander. Diese Drehung ist nur an der unterschiedlichen Ausrichtung der Öffnungen zu erkennen. Alle Öffnungen bestehen aus großen Fensterfronten, die über die gesamte Breite einer Wandfläche reichen. Sie sorgen für das nötige Tageslicht in den einzelnen Geschossen. Jedes Geschoss besteht nur aus zwei Wänden sowie Boden und Decke, sämtlich aus Beton, dessen Oberflächen vergütet sind. Die Geschosse wurden als möglichst große Räume belassen und spiegeln auf den ersten Blick die kontemplative Atmosphäre eines in die Natur gerichteten Blickes wieder.

Zur Unterstützung der Heizung wurde eine Betonkerntemperierung verwendet, eine Variante der Flächenheizung, die an sich für Fußbodenheizungen entwickelt wurde und für Wand bzw. Decke modifiziert werden musste. Für die Betonkernaktivierung werden konventionelle Kunststoffrohre für Fußbodenheizungen in die Wand-, Decken- und ggf. Dachflächen eingebaut und die umgebenden Betonmasse als Speichervolumen genutzt. Der Vorteil einer solchen Heizung ist, dass eine sehr geringe Vorlauftemperatur gefahren werden kann. Gleichzeitig verbreitet sich die Wärme angenehm gleichmäßig im Raum.

Die Betonaußenwände wurden aus Kostengründen mit einer Wärmedämmung aus Polystyrol versehen, die mit hell beschieferten Bitumenbahnen abgedichtet wurde. Um das Abrutschen der Bahnen zu verhindern, setzten die Architekten Holzbohlen ein, an denen die Bahnen zwischenfixiert wurden. Die Abdichtung selber ist in zwei Lagen ausgeführt. Um ein sauberes Nahtbild zu erreichen, ist bei der Oberlage der schwarze Kleberand werkseitig abgeschnitten worden. Die Bahnen erhielten so einen stumpf gestoßenen, aufgeschweißten Nahtbereich.

Dach
Das Dach wird durch zwei ungleich geneigte Satteldachflächen gebildet. Auf der einen Seite sind über der gesamten Schräge riesige Fensterelemente angeordnet. Die andere Seite besteht - wie die Wände - aus einer Betonunterkonstruktion auf der wie bei einem Flachdach eine Dampfsperre und eine Polyurethan-Wärmedämmung in einer Dicke von 200 mm liegt. Als Abdichtung wurde eine bituminöse Variante gewählt. Die Oberlage hat die gleiche Beschieferung wie die Bahnen der Außenwände.
Die Entwässerung ist innenliegend verdeckt angeordnet. Hierzu wurden beschichtete Bleche handwerklich nach den Notwendigkeiten gekantet und in das Schichtenpaket, d.h. in die Wärmedämmung eingelassen. Die Fallrohre sind in den Betonaußenwänden verzogen und im oberen Bereich temperiert. Die Übergänge der Schrägen in die Senkrechte erhielten Zinkabkantungen, die mit den Abdichtungslagen eingedichtet sind.

Bautafel

Architekten: Trint + Kreuder, Köln
Projektbeteiligte: M & S Bedachungs GmbH, Nümbrecht (Dachdecker- und Klempnerarbeiten)
Bauherr: Struck + Wenzel, Odenthal-Voiswinkel
Fertigstellung: 2005
Standort: Odenthal-Voiswinkel
Bildnachweis: trint + kreuder d.n.a / Christian Richters, Münster

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