Einfamilienhaus in Hamburg

Maßgeschneidertes aus Kalksandstein

Wenn die Kinder aus dem Haus sind, wünschen sich viele (Eltern-)Paare barrierefreie und kompakte Häuser, die dennoch genug Platz für Besuch bieten. Diese Wünsche äußerte auch ein Hamburger Ehepaar, das seine zu groß gewordene Altbauvilla, gegen einen deutlich kleineren, maßgeschneiderten Neubau eintauschte wollte. Vor allem lichtdurchflutet sollte das neue Haus sein, und bei aller Kompaktheit groß genug, um auch die Kinder mit ihren Familien zu beherbergen. Außerdem wünschten sich die Bauherren ein, sowohl durch seine Bauweise als auch durch innovative Haustechnik und die Nutzung regenerativer Energien zukunftweisendes Haus.

Ausschnitt der Ostfassade
Einfamilienhaus in Hamburg
Ostfassade

Aus diesen Vorgaben entwickelte der Hamburger Architekt Johannes Walther einen Neubau, der sich mit seiner kubischen Formensprache dezidiert von den benachbarten Altbauten abhebt. Dem Wunsch der Bauherren nach Barrierefreiheit entsprechend wurden alle wesentlichen Funktionen im Erdgeschoss angeordnet: Neben Schlafzimmer und Bad fanden hier auch die Küche sowie die Wohn- und Essbereiche Platz. Diese sind zwar als fließende Räume konzipiert, bieten jedoch zugleich auch die gewünschten Rückzugsbereiche. Große Fensterflächen schaffen einen Bezug zu den Terrassen und zum Garten und ein zentral angeordneter offener Treppenraum mit Galerie lässt Tageslicht tief ins Innere des Gebäudes dringen. Das Obergeschoss mit  Arbeits- und Gästezimmer, Gästebad sowie einer geräumigen Dachterrasse kann später ohne großen Aufwand in eine Einliegerwohnung mit Außentreppe umgewandelt werden. Ein kleines elegantes Detail ist der in die Wand eingezogene Handlauf an der Treppe.

Mauerwerk
Die massive Bauweise aus 15 cm Kalksandsteinmauerwerk mit einer modifizierten Wärmedämmung gewährleistet ein ausgewogenes Raumklima und eine nahezu wärmebrückenfreie Hülle. Der Schalenabstand der zweischaligen Mauerwerkskonstruktion konnte mithilfe speziell zugelassener Anker auf 20 cm erweitert werden. Auf das 15 cm starke KS-Mauerwerk wurden 20 cm messende, sogenannte TJI-Träger geschraubt. Diese, aus Holzwerkstoffen gefertigten, sehr leichten und zugleich äußerst tragfähigen Doppelstegträger wurden mit 6 cm dicken Holzfaserplatten bekleidet, der Zwischenraum mit einer 18 cm Mineralfaserdämmung verfüllt. Teile des Erdgeschosses erhielten ein Verblendmauerwerk aus dänischen Wasserstrichziegeln, deren Riegelformat (45 x 420 mm) zusammen mit extra breiten, rückversetzten Fugen die Fassade horizontal gliedert (siehe Bild 2 und Detailzeichnung Bild 19).

Die Wand ohne Klinker hat folgenden Aufbau (von innen nach außen): 15 mm Lehmfeinputz, 15 cm Kalksandstein, 26 cm  TJI Träger, Zwischenraum mit Zellulosefaser ausgeflockt, 6 cm Holzfaserplatte und 1 cm Außenputz. Aufgrund der robusten Konstruktion dient das WDVS zugleich als Attika und Balkonbrüstung, wodurch die Wärmebrücken extrem reduziert wurden. Die höhere Wärmespeicherkapazität der organischen Dämmung sorgt für sommerlichen Wärmeschutz und verhindert zugleich Algenbildung. Innenseitig wurde Lehmputz verarbeitet, der für einen ausgewogenen Feuchtigkeitshaushalt sorgt. Alle verwendeten Materialien weisen einen sehr geringen Primärenergieinhalt auf.

Durch die massive Bauweise mit zusätzlicher Wärmedämmung, die Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und die Dreifachverglasung aller Fensterflächen verfügt das Haus über eine sehr gute Energiebilanz. Diese wird durch den Einsatz großzügig dimensionierter Sonnenkollektoren mit Heizungsunterstützung und eine Sole-Wasserwärmepumpe noch verbessert.

Das Einfamilienhaus wurde mit dem 3. Preis des Wettbewerbs Klima-Architektur ausgezeichnet. Weitere Informationen zum Wettbewerb finden Sie in unserem Beitrag Ergebnisse: Klima-Architektur.

Bautafel

Architekt: Johannes Walther, Hamburg
Pojektbeteiligte: Ziegert, Roswag, Seiler, Berlin (Tragwerksplanung); Xella, Duisburg (Silka Kalksandstein); Petersen Tegl, Broager/DK (Klinker)
Bauherr: H.J. Kleemann     
Standort: Hamburg  
Fertigstellung: 2009

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