Divine House in Oregon

Flussblick unterm Satteldach

Ländliche Idylle in Reinform bietet das Divine House unweit der kleinen Universitätsstadt Eugene im US-Bundesstaat Oregon. Das Wohnhaus ist nach Plänen des Architekten Landry Smith 2021 direkt am Mc Kenzie Fluss realisiert worden. Auf einem abfallenden Grundstück nur etwa 15 Meter über dem Wasserspiegel gelegen, erlaubt es einen beeindruckenden Ausblick auf die spektakuläre Biegung, die der Fluss hier vollzieht. Das eingeschossige Haus ist horizontal ausgerichtet und verfügt über eine schlichte Kubatur. Sein langgezogener, rechteckiger Grundriss und sein Satteldach mit tiefgezogenen Dachüberständen verleihen ihm Charakter.

Charakteristisch ist nicht nur die flache Neigung sondern auch die Deckung aus Aluminium-Wellblech.
Das Haus liegt auf einem Hanggrundstück am McKenzie River.
Die ländliche Idyllle liegt unweit von Eugene im Bundesstaat Oregon.

Die Raumdisposition ist an der Mittelachse entlang aufgebaut. Im nördlichen Teil des Gebäudes platzierte das Planungsteam kleinere, geschlossene Räume, darunter der Eingangsbereich, der Gästebereich, das Badezimmer sowie ein Schlafraum. Die Südhälfte gestaltete man hingegen als offenen Wohnraum. Dieser Teil des Hauses umfasst den Wohn- und Essbereich und die offene Küche.

Außendach und versteckte Nutzflächen

Im Westen liegt ein unter dem auskragenden Satteldach angeordneter äußerer Essbereich. Vom Wohnzimmer aus gelangt man zudem auf eine übereck liegende Terrasse, die Richtung Süden und Osten weist. Die Terrasse wird teilweise von den tiefen Dachüberständen vor der Witterung geschützt. Von hier kann man über wenige Stufen auf die Wiese des Hanggrundstücks gelangen.

Auffallend ist die großzügige Verwendung von „versteckten“ Nutzflächen bei der Gestaltung des Innenraums. Sowohl Schränke für Kleidung, Wäsche und Utensilien als auch ein Abstellraum verschwinden hinter der Wandverkleidung aus Holz. Sogar der überdachte Außenbereich verfügt über diese Art von Stauraum. Da nicht nur die Unterseite des Satteldaches, sondern auch die Wände und die Böden des Hauses in gewachster Weißeiche gehalten sind, wirkt der Innenraum wie aus einem Guss.

Oberflächenbehandlung mit Holzteer

Die Holzoberflächen sorgen für klare Linien und eine ruhige, fast schon meditative Atmosphäre. Kleine farbliche Kontraste setzen die dunklen Fensterrahmen der bodentiefen Fenster und der Kaminofen im großen Wohnraum, die die dunkle Lasur der Unterseiten der großen Dachüberstände sowie der Fassaden aufnehmen. Abgerundete Vorhangschienen lockern die streng rechtwinklige Geometrie auf. 

Bei den verwendeten Materialien orientierte man sich an den Bauweisen ländlicher Wohn- und Nutzbauten. So kam sowohl im Außen- wie im Innenbereich in erster Linie Holz zum Einsatz. Die Fassadenverkleidung besteht aus sägerauen Eichenbrettern, die mit schwarzem Nadelholzteer behandelt wurden.

Holzteer wurde lange Zeit im Schiffbau zum Kalfatern und zur Konservierung von Holz und Tauwerk etc. verwendet. Heutzutage findet der Teer unter anderem bei der Behandlung von rohen Holzoberflächen im Außenbereich Anwendung, so etwa bei Fachwerk, Holzbekleidungen, Schindeldächern usw. Da Holzteer diffusionsoffen und gleichzeitig wasserabweisend ist, führt er dem Holz verlorene Harz- und Ölbestandteile wieder zu, sodass es besser gegen Umwelteinflüsse und Schädlinge geschützt ist. 

Dach: Aluminium-Wellblechplatten mit Clipsystem
Das hervorstechendste architektonische Merkmal des Hauses, das Dach, besteht aus einfachen Wellblech-Dachplatten. Deren 1,27 mm dickes Aluminium ist unbehandelt. Optisch hat es einen sich verändernden Effekt: Während das neu angebrachte Material chamäleonartig die Farbe des Himmels widerspiegelt, wird es im Lauf der Zeit durch Oxidation eine stumpfe, matte Oberflächenfärbung annehmen.

Halt auf der Dachkonstruktion bekommen die Aluminium-Platten über ein verdecktes Clip-Befestigungssystem. Dieses bietet gegenüber einer Verschraubung den Vorteil, dass sich die Platten ausdehnen und zusammenziehen können, ohne Schaden (zum Beispiel durch eindringendes Wasser) zu nehmen. Die Clips halten die Platten auf der Struktur von Lattung und Konterlattung. Die Hinterlüftungsebene ist 7,5 cm hoch. Unterhalb der Lattung befindet sich eine selbsthaftende Unterspannbahn, als regendichte Ebene.

An den Giebelunterseiten des Daches ist das Wellblech sichtbar, die Konterlatten fungieren hier als Ausleger. Dessen von unten wie von oben gleiche Optik war ein weiterer Grund, warum die Materialwahl auf Wellblech fiel. Die 15 cm breiten halbrunden Dachrinnen an der Nord- und Südfassade sind ebenfalls aus Aluminium. Sie sind über den Dachüberstand hinausgezogen und leiten das Wasser von den Dachecken direkt in verdeckte Auffangbehälter.

Die Dachuntersicht in den Wohnräumen wurde durch eine zweite vom Tragsystem des Daches unabhängige Sparrenlage so angepasst, dass die Innenverkleidung direkt an die Raumhöhen der Fenster anschließt, die Dachschwellen abgedeckt werden und die Höhenentwicklung in den First moderat verringert wird. Dachneigung: außen 16°, innen 15°.

Dachaufbau (von außen nach innen)

  • Wellblech-Dachplatten aus Roh-Aluminium mit verdeckten Befestigungsclips, 406 mm
  • Konterlattung aus Douglastanne, 38 mm x 140 mm, oberflächenbehandelt mit schwarzem Nadelholzteer
  • Lattung aus Douglastanne, 38 mm x 89 mm, oberflächenbehandelt mit schwarzem Nadelholzteer
  • selbstklebende Unterspannbahn
  • Sperrholzplatten aus Douglastanne, 17,5 mm
  • Dachsparren aus Douglastanne, 38mm x 286 mm, Länge: 7315 mm, oberflächenbehandelt mit schwarzem Nadelholzteer
  • Dämmschaum, 102 mm
  • Dämmung aus Steinwolle, zweilagig
  • Dachsparren der Unterkonstruktion aus Douglastanne, 38 mm x 235 mm
  • Dampfsperre aus Aluminumfolie
  • gewachste Nut- und Federbretter in Weißeiche

Bautafel

Architektur: Landry Smith Architect, Portland
Projektbeteiligte: Munzing Structural Engineering (Statik); Jay B Construction (Bauunternehmen); Hanet Metal Fabricators (Metallarbeiten); Mariel Taviana Acevedo, Solus (Beleuchtung); Green River Construction (Rahmenbau und Schreinerarbeiten)
Bauherrschaft: Roscoe Divine
Standort: Eugene, Oregon
Fertigstellung: 2021
Bildnachweis: Jeremy Bitterman, Landry Smith Architect

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