Die Badekultur im Mittelalter

Die Entwicklung vom Mittelalter bis in die Neuzeit

Nach dem Untergang des Römischen Reiches (ca. 476 n.Chr.) und dem unerbittlichen Feldzug der christlichen Kirche gegen die antike Badekultur setzte allmählich auch der Niedergang des öffentlichen Badewesens ein. Erst mit der Ausbildung eines mittelalterlichen Stadtwesens im 12. Jh. und dem Aufstieg des Bürgertums entwickelte sich eine städtische Kultur und damit auch das Badewesen. Es entstanden wieder öffentliche Badestuben, die sich schnell zu Zentren mittelalterlicher Geselligkeit entwickelten.

Bader während einer Behandlung im Badehaus

Die Badestuben dienten zunächst nur der Körperreinigung, entwickelten sich aber bald zu Kommunikations- und Vergnügungsstätten (ca. 13. – 14. Jh.). Dort traf man sich um sich auszutauschen; es wurde aber auch gegessen, getrunken und musiziert. Je nach Wannengröße badete man zu zweit oder mit bis zu fünfzehn Personen beiderlei Geschlechts in großen Wannen. Das Wasser wurde in einem holzbetriebenen Glühofen erhitzt, der außerdem für heißen Dampf sorgte, ähnlich wie im heutigen Dampfbad. Daneben dienten die mittelalterlichen Badestuben auch der Gesundheitsförderung. So wurden den Bädern zu Behandlung von Hautkrankheiten unter anderem Kräuter und wohlriechende Essenzen beigemischt. Das Setzten von Blutegeln gehörte ebenso zum Angebot wie Salben gegen Kopf- und Zahnschmerzen und sogar kleine chirurgische Eingriffe wurden hier durchgeführt. Die Bedürfnisse der Badegäste nach kulinarischen und alkoholischen Genüssen, amourösen Abenteuern und Glücksspielen riefen bald die Kirche auf den Plan, die daraufhin ein Verbot für das gemeinsame Baden von Männern und Frauen erließ (ca. 15. Jh.).

Im 14. und 15. Jahrhundert breiteten sich in den mittelalterlichen Städten die Pest und andere Seuchen, wie Syphilis und Cholera, aus. Sie bewirkten das Ende der mittelalterlichen Badekultur. Das Baden mit mehreren Personen wurde gemieden und fast alle Badestuben wegen der großen Ansteckungsgefahr geschlossen. Schnell verbreitete sich der Gedanke, dass Wasser grundsätzlich eine gesundheitliche Gefahr für den Körper darstellt. Anstelle der bis dahin üblichen Körperhygiene entstanden neue Praktiken: Der Körper wurde trocken abgerieben, parfümiert und gepudert und nur noch Teilwaschungen, wie z.B. von Gesicht und Händen, praktiziert. Im ganzen Abendland wurden die öffentlichen Bäder verdammt und bis zum Ende des 16. Jahrhunderts nach und nach geschlossen. Fast zwei Jahrhunderte lang geriet das Badevergnügen in Vergessenheit.

Erst das Zeitalter der Aufklärung, Mitte des 18. Jahrhunderts, und Rousseaus Forderung: "Zurück zur Natur", brachte ein Umdenken in der Gesellschaft. Es entstanden wieder öffentliche und private Bäder. Wer sich kein eigenes Bad leisten konnte, ließ sich ab und zu eine Badewanne mit heißem Wasser per Karren ins Haus liefern.

In Hamburg eröffnete 1855 die erste Bade- und Waschanstalt Deutschlands. Mit 65 Badewannen und 56 Waschtischen bot sie gerade der ärmeren Bevölkerung die Möglichkeit zur Körperpflege. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entstanden dann zahlreiche Badeanstalten, die vor allem hygienischen Zwecken dienten, aber auch dazu dienten, schwimmen zu lernen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden Kurorte mit Thermalbädern. Diese hatten das Image von Sanatorien für kranke Menschen. Erst in jüngster Zeit haben diese Orte, dank dem Wellness-Boom, wieder einen Aufschwung erfahren. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts boomt das sommerliche Baden an freien Stränden und in öffentlichen Badeanstalten.

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Sowohl die Griechen als auch die Römer maßen der Badekultur einen sehr hohen Stellenwert bei, allerdings stand dort das öffentliche Badewesen im Vordergrund.

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