Deutsches Haus in Ho-Chi-Minh-Stadt

Innovative Fassade und Gebäudetechnik setzen neue Standards in Vietnam

Um die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zu vertiefen, haben Deutschland und Vietnam 2011 und 2013 eine strategische Partnerschaft vereinbart. Sichtbarer Ausdruck dieser Zusammenarbeit und repräsentative Adresse für die Aufnahme von Wirtschaftskontakten ist das Deutsche Haus in Ho-Chi-Minh-Stadt – der mit acht Millionen Einwohnern größten Metropole des Landes. Das 25-stöckige Gebäude beherbergt neben dem Generalkonsulat auch die Außenhandelskammer der Bundesrepublik sowie das Goethe-Institut und ist Sitz zahlreicher deutscher und internationaler Unternehmen. Der Gebäudekomplex befindet sich im District 1, dem wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum der Stadt, und liegt in direkter Nachbarschaft zu den Konsulaten von Frankreich, Großbritannien und den USA. Realisiert wurde der Bau nach Plänen von Gerkan, Marg und Partner (gmp) aus Hamburg.

Zwei hoch aufragende, miteinander verzahnte Volumina bilden ein Ensemble. Der straßenzugewandte Turm auf der Nordwestseite ist 75 Meter hoch, während der südöstliche eine Höhe von 110 Metern erreicht.
Blick auf die Skyline von Ho-Chi-Minh-Stadt am Saigon-Fluss.
Ansicht bei Nacht

Doppelfassade mit Sonnenschutzlamellen

Zwei hoch aufragende, miteinander verzahnte Volumina bilden ein Ensemble. Der straßenzugewandte Turm auf der Nordwestseite ist 75 Meter hoch und schließt mit einer Dachterrasse ab, während der südöstliche eine Höhe von 110 Metern erreicht. Eine Besonderheit stellt die doppelschalige Glasfassade dar. Sie wurde von gmp zusammen mit dem Stuttgarter Ingenieurbüro Drees & Sommer speziell für das tropische Klima in Ho-Chi-Minh-Stadt entwickelt und ist ein Novum in Südostasien. Zwischen der äußeren Prallscheibe und der inneren Fensterscheibe der Fassade sind verstellbare, perforierte Sonnenschutzlamellen eingebaut, die eine Überhitzung der Innenräume verhindern und gleichzeitig Schall absorbieren. Die Kühllast für die Klimaanlage reduziert sich dadurch im Vergleich zu herkömmlichen Fassadenkonstruktionen um rund fünfzig Prozent. Die Verglasung inklusive Sonnenschutz weist zudem eine hohe Tageslichtdurchlässigkeit auf, die bis tief in den Innenraum reicht, was den Stromverbrauch für die künstliche Beleuchtung senkt.

Umfangreiches Raumangebot

Durch den Haupteingang mit weit aukragendem Vordach an der Nordwestseite des Gebäudes gelangt man in eine weitläufige, zweigeschossige Lobby mit raumhoher Glasfassade. In deren Mitte befindet sich der zentrale Erschließungskern des Hauses mit zwei Treppenhäusern und elf Aufzügen; acht von ihnen sind Hochgeschwindigkeitslifte. Das Foyer selbst wird von einer 32 Quadratmeter großen Multimediawand bespielt. Aus Sicherheitsgründen ist das Generalkonsulat im sechsten Obergeschoss durch ein eigenes Foyer an der Längsseite des Gebäudes und einen separaten Aufzug zugänglich.

Zwanzig Stockwerke des 52.700 Quadratmeter großen Gebäudes sind mit Büroflächen belegt. Weiße Mineralfaserdecken steigern den akustischen Komfort und sorgen für eine helle, angenehme Arbeitsatmosphäre. Die Installationen sind in Doppelböden untergebracht. Im Erdgeschoss befinden sich Einzelhandelsgeschäfte und ein Café. Im ersten und zweiten Obergeschoss sind multifunktionale Veranstaltungs- und Konferenzräume für bis zu 200 Personen sowie ein Fitnesscenter untergebracht. Im 20. und 21. Stockwerk werden ein Restaurant, eine Lounge und eine Sky-Bar mit spektakulärem Ausblick auf Ho-Chi-Minh-Stadt betrieben. Vier Untergeschosse bieten Platz für 180 Autos und etwa 1.100 Mopeds – dem bedeutendsten Nahverkehrsmittel in Vietnam.

Gebäudetechnik: Effiziente Klima- und Lüftungsanlage, Photovoltaik

Da die Klimatisierung im heißen und feuchten Klima der Metropole eine Notwendigkeit ist, stand das Thema Energieeffizienz im Mittelpunkt der Gebäudetechnikplanung. Die Klimaanlage besteht aus hocheffizienten wassergekühlten Kälteaggregaten, die im Vergleich zum örtlichen Baustandard 36 Prozent weniger Strom verbrauchen. Für Frischluft sorgt eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Luftfiltersystem und CO2-Überwachung. Die so erzielte Luftqualität entspricht den strengen Anforderungen an Krankenhäuser.

Für die künstliche Beleuchtung im Gebäude sorgen sparsame LED-Leuchten. Die Sanitäranlagen und -armaturen wurden wassersparend ausgelegt. Ein zentralisiertes Wasseraufbereitungssystem bietet darüber hinaus gefiltertes und gereinigtes Trinkwasser auf allen Stockwerken, sodass keine Wasserflaschen und Wasserbehälter aus Plastik genutzt werden müssen. Als erstes Bürogebäude in Vietnam erzeugt das Deutsche Haus auf dem Dach Strom mit einer Photovoltaikanlage. Zwei Zertifikate bezeugen seine Nachhaltigkeit und Energieeffizienz: LEED in Platin und DGNB in Gold.

Bautafel

Architekten: gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg
Projektbeteiligte: TwoG Architecture, Ho-Chi-Minh-Stadt (lokales Partnerbüro Architektur); Drees & Sommer, Stuttgart (Fassadenplanung); WSP Vietnam, Ho-Chi-Minh-Stadt (Tragwerksplanung und TGA-Planung); ASA Lighting Design Studios, Ho-Chi-Minh-Stadt (Lichtplanung); Mace Group, Ho-Chi-Minh-Stadt (Projektmanagement); Colliers Vietnam, Ho-Chi-Minh-Stadt (Gebäudemanagement); Bauer Vietnam, Ho-Chi-Minh-Stadt (Spezialtiefbau/Gründung)
Bauherr: Deutsches Haus Vietnam Invest, Hong Kong
Fertigstellung: 2017
Standort: 33 Le Duan Boulevard, District 1, Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam
Bildnachweis: Marcus Bredt, Berlin

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