Chemiepraktikum der RWTH Aachen

Wärmedämmverbundsystem aus EPS mit hellgrauem Struktur- und Glattputz

Im Sommer 2013 gab es in Nordrhein-Westfalen gleich zwei Abiturjahrgänge, was im darauf folgenden Wintersemester landesweit die Zahl der Studienanfänger ansteigen ließ. Bei vielen Hochschulen kam es deshalb zu räumlichen Engpässen. Auch die Fachgruppe Chemie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) war davon betroffen und musste ihre vorhandenen Kapazitäten ausbauen. Platz für 160 weitere Studenten bietet nun das Chemiepraktikum – ein 3.720 m² umfassendes Laborgebäude für die organischen und anorganischen Institute. Realisiert wurde es nach Plänen des  Kölner Architekturbüros Kister Scheithauer Gross, das 2011 mit seinem Entwurf das VOF-Auswahlverfahren für sich entschieden hatte.

Mit seiner Form und seiner Materialität setzt sich das Laborgebäude deutlich von den Bestandsbauten ab
Der Zugang zum Gebäude erfolgt über den neuen Hof an der Nordseite
Das Wärmedämmverbundsystem wurde hellgrau verputzt, die der Straße zugewandten Fenster sitzen bündig in der Fassade

Der sechsgeschossige Neubau ist am südöstlichen Rand des Unigeländes in einigem Abstand zu den bestehenden Gebäuden platziert, sodass zwischen ihnen ein neuer Hof entstand. Mit seiner prismatischen Form und der hellgrau verputzten Hülle hebt er sich deutlich vom Bestand ab. Sein länglich-polygonaler Grundriss, der an einer Stelle schräg abgeschnitten ist, ergibt sich aus der Grundstücksfläche, die er maximal ausnutzt, und von der Melatenerstraße im Süden und der Turmstraße im Osten begrenzt wird. Entlang der Melatener Straße sind nur fünf der sechs Etagen sichtbar: Hier ist das Erdgeschoss in das Terrain eingegraben.

Der Zugang zum Gebäude erfolgt über den an der Nordseite gelegenen Hof. Im Erdgeschoss sind entlang der Straße die Umkleiden für Männer und Frauen angeordnet, auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich die sanitären Anlagen. Zwischen ihnen verläuft ein recht langer Flur, zwei Treppenhäuser fassen das Gebäude in der Ost- und Westseite ein. In den Obergeschossen zwei bis vier erstrecken sich die Labore mit einer Gesamtfläche von 1.500 m². Den oberen Abschluss des Gebäudes bildet das zum Teil fensterlos ausgebildete Technikgeschoss.

Um die Labore des Stahlbetonbaus möglichst flexibel nutzen zu können, sind sie mit weit spannenden, 30 cm dicken Flachdecken stützenfrei ausgebildet. Die zwei massiv ausgebildeten Treppenhäuser steifen das Gebäude aus. Die Labore sind mit 160 zeitgemäßen Digestorien ausgestattet. Unterhalb der Decken ist die technische Infrastruktur sichtbar, in allen anderen Bereichen verläuft diese nicht sichtbar hinter abgehängten Deckenelementen. Graue, zum Teil geflieste Böden und weiße Wände dominieren das schlicht gestaltete Innere des Laborgebäudes. In den Erschließungszonen verweisen große farbige, auf die Wand applizierte Zahlen auf das jeweilige Geschoss.

Zur Hofseite hin und an den kurzen Seiten, ist das hellgraue Gebäude glatt verputzt, teilweise sitzen die Fenster tief in der Laibung. Auf der zur Straße und zum Stadtraum ausgerichten Seite, ist die Fläche – einer Schauseite gleich – mit einem strukturierten, mineralischen Putz versehen und breite, golden eloxierte Aluminiumrahmen fassen die bündig sitzenden Lochfenster ein. Das Putzmuster besteht aus feinen, zum Teil unregelmäßig gesetzten Strichen, die teilweise per Hand hergestellt wurden (siehe Abb. 4).

Dämmung/Konstruktion

Auf die 25 Zentimeter dicken Stahlbeton-Außenwände wurde ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) aus expandiertem Polystyrol-Hartschaum-Platten (EPS) angebracht. Die Platten sind stoßversetzt befestigt und weisen eine Wärmeleitfähigkeit (WLG) von 0,040 W/mK auf. Mit gleicher Stärke kam dieses Material als Perimeterdämmung bei den erdberührten Bauteilen zum Einsatz. Die druckfeste Dämmung unter der Bodenplatte besteht ebenfalls aus EPS, der Bereich der Aufzugsunterfahrten ist mit Schaumglas gedämmt.

Das Flachdach erhielt eine 8 bis 35 Zentimeter dicke Gefälledämmung, die ebenfalls aus expandiertem Polystyrol-Hartschaum besteht. Die im Mittel 20 Zentimeter starke Schicht hat eine Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/mK. Auf den Geschossdecken verlegte EPS-Mehrzweckplatten gewährleisten den notwendigen Trittschallschutz innerhalb des Gebäudes; ihre Wärmeleitfähigkeit liegt bei 0,040 W/mK.

Bautafel

Architekt: Kister Scheithauer Gross (ksg), Köln
Projektbeteiligte: IDK Kleinjohann, Köln (Tragwerksplanung); Krawinkel Ingenieure, Krefeld (HLS); Eurolabors, Kassel (Laborplaner); BFT Cognos, Aachen (Brandschutz); Krawinkel Ingenieure, Krefeld (TGA)
Bauherr: Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Aachen
Fertigstellung: 2014
Standort: Melatener Straße/Turmstraße, 52074 Aachen
Bildnachweis: Yohan Zerdoun, Freiburg und Jörg Hempel, Aachen

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Fachwissen zum Thema

Zu den erdberührten Bauteilen zählen Bodenplatten, Sockelbereiche, Fundamente und bei einer Unterkellerung auch die Kellerwände.

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Wand

Erdberührtes Bauteil

Expandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS)

Expandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS)

Dämmstoffe

Expandiertes Polystyrol (EPS)

Schaumglas eignet sich als druckfeste Dämmung zur Reduzierung von Wärmebrücken; es  setzt sich im Wesentlichen aus Recyclingglas und Rohstoffen wie z.B. Dolomit, Feldspat, Kalk, Sand zusammen, die in einem Schmelzprozess verbunden werden

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Dämmstoffe

Schaumglas

Nicht brennbare Putzträgerplatte mit Dübelbefestigung

Nicht brennbare Putzträgerplatte mit Dübelbefestigung

Wand

Wärmedämmverbundsystem

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