Centro Cerámica Triana in Sevilla

Vorgehängte Fassade aus Keramikhohlkörpern in verzinkten Stahlregalen

Von der Straße aus ist den drei alten Gebäuden im Handwerkerviertel Triana von Sevilla nicht anzumerken, dass sie heute zusammen ein Museum bilden. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts befand sich in ihnen die Manufaktur Cerámica Santa Ana Rodríguez Díaz, wie auf den vielen Fliesenbildern an der Fassade des Eckhauses zu lesen ist. Erst nach dem Eintritt durch dieses Gebäude ins Blockinnere wird die Transformation sichtbar. Rund um den verwinkelten Hof setzten die in Sevilla ansässigen Architekten Miguel Hernándes Valencia, Esther Lopéz Martìn, Francisco José Dominguez, Angel Gonzáles Aguilar und Juliane Pötter dem Bestand ein neues Obergeschoss mit einer einprägsam-ornamentalen Fassade aus Keramikhohlkörpern auf.

Die Architekten setzten dem Bestand ein neues Obergeschoss auf und versahen es mit einem ornamentalen Sonnenschutz aus Keramikhohlkörpern
Zu den Hinterlassenschaften der ehemals hier ansässigen Keramikfabrik gehören Brennöfen, Pigmentmühlen und Werkstätten
Das Museum zeigt Keramiken und ihre Produktionstechniken vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert

Das Centro Cerámica Triana dokumentiert die jahrhundertealte Geschichte der Fabrik und zeigt, wie hier gearbeitet, gewohnt, gelagert und verkauft wurde. In Dauer- und Wechselausstellungen sind Keramiken und ihre Produktionstechniken aus dem Mittelalter, der Renaissance, dem Barock und dem 19. und 20. Jahrhundert zu sehen. Bei archäologischen Ausgrabungen fand man zudem die Reste mehrerer Öfen, von denen der älteste aus dem 16. Jahrhundert stammt. Zwei dieser Öfen können heute samt ihrer unterirdischen Heizkammern besichtigt werden. Auf drei Ebenen – größtenteils im Bestand, teilweise unterirdisch, klar und licht dagegen im Neubau – wird die ingesamt labyrinthische Anlage als Rundgang erschlossen. Das hinzugefügte Geschoss reagiert auf den Bestand und macht gegebenenfalls den Keramiköfen Platz oder kragt für größere Ausstellungsflächen aus, wo im Hofbereich genügend Raum ist.

Fassade
Die vorgehängte Fassade des neuen Obergeschosses ist Ornament und Sonnenschutz zugleich. Darüber hinaus erzeugt sie ein Bild, wie es für Keramikwerkstätten noch immer typisch ist: Halbfertige Töpferei-Produkte türmen sich in Regalen zum Trocknen, Brennen, Abkühlen und Bemalen.

Die rund 10.000 Keramikelemente in der setzkastenartigen Rahmenkonstruktion aus verzinktem Stahl sind eigens angefertigte Rohrabschnitte, die innen kreisrund sind und außen eine facettierte Sechzehneck-Form aufweisen. Ihre Größen variieren zwischen 10 und 30 Zentimetern Durchmesser. Mit etwas Silikon ließen sie sich leicht und stabil stapeln. Farblich korrespondieren die Keramikrohre mit den alten Ziegelmauern und Bodenflächen des Bestands. Hinter ihnen bilden raumhohe Verglasungen oder Stahlverbundplatten den eigentlichen Gebäudeabschluss.

Die keramischen Rohrabschnitte filtern durch ihre Tiefe das Licht und schützten die dahinter liegenden Räume vor direkter Sonneneinstrahlung. Vor den nach Süden weisenden Räumen lagern mehr Hülsen im Stahlregal, als an den weniger besonnten Fassaden. Damit ist dort auch der Blick in den Hof freier. Diese Form des feststehenden Sonnenschutzes ist in Regionen wie Andalusien, wo die Sonne sehr steil steht, durchaus effektiv und hat mit den Maschrabiyya, den aus dem arabischen Raum stammenden dekorativen Fenstergittern, auch eine lange Tradition.

Bautafel

Architekten: AF6 Arquitectos, Sevilla
Projektbeteiligte: Alfeizar Restauraciones, Sevilla (Restaurierungsarbeiten); DiMarq, Sevilla (HLK-Planung); Metis Conservación y Restauración, Sevilla und Cerámicas José Padilla García, Bailén (Keramische Fassadenelemente)
Bauherr: Consorcio Turismo de Sevilla
Fertigstellung: 2014
Standort: Calle San Jorge, 31, 41010 Sevilla, Spanien
Bildnachweis: Jesús Granada, Sevilla / Madrid

Fachwissen zum Thema

Vorgehängte, hinterlüftete Fassade aus Titanzinkblech am Jüdischen Museum, Berlin (Beispiel leichte Bekleidungselemente)

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Fassadenelemente

Bekleidungselemente

Die nach dem Kaufhaus benannte Hortenkachel wurde um 1961 von Helmut Rhode entworfen, hier am heutigen Galeria Kaufhof in Osnabrück

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Materialien

Keramik

Feststehende, mit Keramik bestückte Vertikallamellen am Clay-Museum in Middlefart; Architektur: Kjaer & Richter, Aarhus

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Zusatzelemente

Sonnenschutz außen

Inkunabel der Architekturgeschichte: Das Bauhaus in Dessau mit Vorhangfassade, Architektur Walter Gropius, Baujahr 1926

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Fassadenarten

Vorhangfassaden

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