Center for Asian Art des Ringling Museums in Sarasota

Schimmernde Fassade aus 3.000 grün glasierten, 15 Zentimer dicken Fliesen

Einen Cent Eintritt verlangten John Ringling und vier seiner insgesamt sechs Brüder für ihre erste Zirkusvorstellung vor den Nachbarskindern in ihrem kleinen Heimatort in Iowa im Jahr 1870. Dieser Auftritt war die Grundsteinlegung eines der erfolgreichsten Zirkusimperien der USA, dem Ringling Bros. and Barnum & Bailey Circus, der die Brüder nicht nur berühmt, sondern auch zu Millionären machte. Das Geld erlaubte John Ringling dem Kunstsammeln nachzugehen und im Jahr 1927 mit seiner Frau Maple das John and Maple Ringling Museum of Art in Sarasota, Florida zu eröffnen.

Der dreigeschossige, quaderförmige Neubau nach Entwürfen von Machado Silvetti lastet auf sechs geschosshohen, nach unten schmal zulaufenden Betonpfeilern
Geprägt wird der Museumsbau durch seine Fassade aus übergroßen grünen, gewellten Fliesen
Nur wenige unregelmäßig angeordnete, kleine Fensteröffnungen durchbrechen die Fassade

Das bonbonrosafarbene Haus wurde als dreiflügelige Anlage in einem eklektizistisch venezianischen Renaissancestil, umgeben von einer üppigen Gartenanlage, errichtet, und hat nun einen neuen kontrastierenden Anbau mit 7.500 Quadratmetern Fläche erhalten: das Center for Asian Art. Die Erweiterung am westlichen Ende des Südflügels trägt dem kontinuierlichen Zuwachs asiatischer Kunst Rechnung, die insbesondere in den letzten Jahren durch den neuen Kurator Fan Zhang gefördert wurde.

Der zweigeschossige, quaderförmige Neubau nach Entwürfen von Machado Silvetti lastet auf sechs geschosshohen, nach unten schmal zulaufenden Betonpfeilern, wodurch der massige Baukörper zu schweben scheint. Geprägt wird der Bau durch seine Fassade aus grünen, gewellten Fliesen, die von nur wenigen unregelmäßig angeordneten, kleinen Fensteröffnungen durchbrochen wird.

Erschlossen wird die Sammlung asiatischer Kunst über Treppen an der östlichen Schmalseite, die aus dem Sockel zur ersten Etage führen sowie in beiden Obergeschossen über eine Verbindung zum Altbau. Die gesamte Fläche des ersten Stockwerks dient als Galerie und besitzt keine feststehenden Innenwände. Die Gliederung in einzelne Kabinette erfolgt bei Bedarf über eine temporäre Ausstellungsarchitektur. Auch auf dieser Etage gibt es eine Verbindung zum Altbau, ebenso wie im zweiten Obergeschoss, in dem sich ein Hörsaal befindet. Seit dem Jahr 2000 wird das Museum von der Florida State University verwaltet und bietet daher Lehrveranstaltungen für Studenten der Kunstgeschichte und Kulturwissenschaften an. Zudem steht die Sammlung der Forschung zur Verfügung. 

Den Prinzipien des White Cube folgend sind die Innenwände weiß und die Böden hellgrau gehalten. Allerdings gibt es im ganzen Gebäude Akzente in Signalrot, bspw. im Treppenhaus oder in den Ausstellungsvitrinen. Die Anzahl der Fensteröffnungen nimmt mit steigender Geschosszahl zu. Da Licht die Exponate beschädigt, gibt es auf der ersten Etage nur vereinzelte kleine Öffnungen, die meisten hingegen finden sich im Hörsaal und geben den Blick auf die umliegende Gartenlandschaft frei. Die Öffnungen haben die Form eines Parallelogramms, dessen vertikale Seiten sich nach rechts neigen. Das Fensterformat verweist somit aus dem Inneren auf die markante Fassadengestaltung.

Fliesen
Die rund 3.000 glasierten Steingutfliesen der Fassade changieren abhängig vom Lichteinfall über ein Farbspektrum von Hell- bis Dunkelgrün. Zum Einsatz kommt ein quadratisches Format in zwei Größen mit 46 bzw. 61 Zentimeter Kantenlänge und jeweils 15 Zentimeter Dicke, die alternierend verlegt wurden. Dazu kommen Sonderformate für die Kanten und die Fenster. Die Quadrate sind leicht nach links gekippt, sodass sich über die Fassadenfläche eine diagonale Rhythmisierung ergibt. Zudem schließen die Fliesen am unteren Ende nicht auf einer Linie ab und einzelne Ecken ragen scheinbar über die untere Kante der Außenwand hinaus. Die kleinen Formate weisen eine konkave Wölbung auf, die großen eine konvexe. Somit ergibt sich ein fast organischer Gesamteindruck der Gebäudehülle, der an eine bewegte Wasseroberfläche denken lässt.

Für die Herstellung der ungewöhnlichen Keramik arbeiteten die Architekten eng mit deren Produzenten zusammen, der die Fliesen mithilfe digitaler 3-D-Modelle entwickelte. Die Fertigung erfolgte dann in Handarbeit. Das Formgebungsverfahren ähnelt dem Prinzip eines Waffeleisens: Der Ton wird in die untere Hälfte einer Matrize gefüllt und dann die obere Matrizenhälfte, das Negativbild der späteren Schauseite der Fliese, mittels einer Kolbenpresse für fünf bis sieben Minuten unter hohem Druck darauf gepresst. Überschüssiger Ton quillt an den Seiten heraus und kann abgezogen werden. Dieser Vorgang wurde für jede der 27 bis 31 Kilogramm schweren Fliesen einzeln ausgeführt. Mittels eines speziellen Clipsystems wurde die Keramik auf den Edelstahlrahmen der Außenwand montiert. Der Raum zwischen diesem System und dem Rahmen wurde ist mit Mineralwolle gedämmt einer Folie abgedichtet.

Bautafel

Architekten: Machado Silvetti, Boston
Projektbeteiligte: Boston Valley Terracotta, Orchard Park (Fliesen Konzept und Herstellung); Sun Tile of Sarasota, Sarasota (Fliesenmontage)
Bauherr: John and Maple Ringling Museum of Art, Sarasota
Standort: 5401 Bay Shore Rd, Sarasota, FL 34243
Fertigstellung: 2016
Bildnachweis: Anton Grassl, Esto

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