Casa Miasierra in Madrid

Energieeffizientes Einfamilienhaus mit maximaler Flexibilität

Im Lauf des Lebens wandeln sich die Ansprüche an das Wohnen. Junge Paare haben andere Bedürfnisse als Eltern mit Kindern oder ältere Menschen, bei denen der Nachwuchs bereits aus dem Haus ist. Wohnhäuser, die sich flexibel an unterschiedliche Lebensstile und Lebensphasen der Bewohner anpassen, sind nicht nur in Deutschland im Trend. In Madrid haben die spanischen Architekten Angela Juarranz und Javier de Andrés mit dem Casa Miasierra ein 297 Quadratmeter großes Einfamilienhaus mit offenem Grundriss realisiert, dessen Raumzonen sich jederzeit umnutzen lassen. Die Planer legten bei ihrem Entwurf großen Wert auf Nachhaltigkeit und Energieeinsparung.

Durch den offenen Grundriss des Casa Miasierra lassen sich die einzelnen Raumzonen jederzeit umnutzen
Die im Haus nahezu mittig angeordnete offene Treppe mit weißem Stahlgeländer verbindet die Ebenem vom Keller bis zum zweiten Obergeschoss
Auf der Südseite des Erdgeschosses ist eine Küche mit Einbaumöbeln untergebracht

Das Äußere des dreigeschossigen Gebäudes im Madrider Stadtteil Miasierra zeigt eine klare Gliederung und Reduktion auf das Wesentliche. Da die Gebäudeform einen starken Einfluss auf den Heizwärmebedarf eines Gebäudes hat – die Transmissionswärmeverluste steigen proportional zur Größe der Wärme übertragenden Hüllfläche – entschieden sich die Planer für einen kompakten Baukörper ohne jegliches Beiwerk, wie Balkone oder Erker. Das Ergebnis ist ein hervorragendes A/V-Verhältnis – also das Verhältnis der Gebäudehülle (A, in Quadratmeter) zum beheizten Gebäudevolumen (V, in Kubikmeter) – von nur 0,37.

Zahlreiche Fenster in der Südost- und Nordwestfassade schaffen lichtdurchflutete Wohnbereiche. Sie reduzieren die Notwendigkeit künstlicher Beleuchtung und bieten einen eindrucksvollen Blick auf die Gebirgsketten der Sierra de Madrid. Gleichzeitig spielt die Anordnung der Fenster eine wichtige Rolle bei der raumklimatischen Optimierung. In der kälteren Jahreszeit, in der sporadisch auch mal Schnee fällt, ergeben sich durch die direkte Sonneneinstrahlung solare Wärmegewinne. Im Sommer wird eine Überhitzung des Gebäudeinnern durch die Möglichkeit der natürlichen Querlüftung vermieden. Als äußerer Sonnenschutz dienen weiße Jalousetten – ein traditionelles Bauelement der Häuser von Miasierra.

Auch bei der Wahl der Außenmaterialien orientierten sich die Architekten am traditionellen Baustil, der vor Ort mittlerweile nur noch selten umgesetzt wird. Die Außenmauern bestehen aus Granit, der in den Steinbrüchen von Colmenar Viejo im Norden der Region Madrid gewonnen wird. Das Mauerwerk ist weiß verputzt und als Zugeständnis an heutige Zeiten wärmegedämmt. Das Dach ist mit Schieferplatten gedeckt.

Im Innern des Hauses erschließt sich das Material des Tragwerks erst bei genauerem Hinsehen: Was auf den ersten Blick wie eine Holzkonstruktion wirkt, sind für ein Wohnhaus erstaunlich aufwendig gestaltete Stahlträger, die eine weiße Lackierung erhalten haben. Die Innenwände des Gebäudes sind ebenfalls in Weiß gehalten, während die Dachschrägen und die Fußböden aus Holz bestehen. Eine offene Treppe verbindet die einzelnen Ebenen. Ins Erdgeschoss ist eine Küche integriert, ein offenes Bad findet sich im zweiten Obergeschoss.

Gebäudetechnik

Zur Minimierung des Energiebedarfs setzten die Architekten vor allem auf passive Entwurfsstrategien, um so die Abhängigkeit des Hauses von Heiz- und Kühlsystemen zu verringern. Begleitend wurde energieeffiziente Gebäudetechnik unter Einbezug erneuerbarer Energien installiert. Eine Sole-Wasser-Wärmepumpe mit 15 Kilowatt Nennwärmeleistung erzeugt Raumwärme und warmes Trinkwasser. Drei Erdsonden entziehen dem Erdreich dazu in achtzig Meter Tiefe Wärme, die von der Wärmepumpe auf ein höheres Niveau gehoben und an eine Fußbodenheizung weitergegeben wird.

Für frische Luft sorgt eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung, die über einen Kreuzgegenstrom-Wärmetauscher einen Großteil der Wärme aus der Abluft zieht und ins Gebäude zurückführt. Die Effizienz wird durch einen Erdwärmetauscher noch gesteigert. Im Winter wärmt er mit Erdwärme die kalte Außenluft vor. Im Sommer bringt er die heiße Außenluft auf angenehme Temperaturen.

Bautafel

Architekten: Angela Juarranz und Javier de Andrés, Madrid
Projektbeteiligte: Gradhermetic, Terrassa (Jalousetten), Technal, Madrid (Fenster)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2016
Standort: Miasierra, Madrid
Bildnachweis: Miguel Fernández-Galiano

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