Bürogebäude in Blagnac bei Toulouse

Lamellen aus Aluminium und geschwungenes Betonband

Das Bürogebäude Le Galilée wurde als eines der ersten Projekte im Rahmen des städtischen Entwicklungsgebietes Andromède im französischen Blagnac fertiggestellt. Hier soll ein nachhaltig entwickeltes, sozial und funktional gemischtes, städtisches Quartier entstehen. Le Galilée besteht aus zwei separaten Baukörpern, verbunden durch ein langes, weißes und geschwungenes Band aus Beton. Dieses bildet einerseits die Gebäudefront zur Straßenseite und öffnet sich andererseits mit einladender Geste durch eine Windung aus der Vertikalen in die Horizontale.

Bürogebäude in Blagnac bei Toulouse
Bürogebäude in Blagnac bei Toulouse
Bürogebäude in Blagnac bei Toulouse

Die beiden Baukörper sind unterschiedlich geformt, aber einheitlich umhüllt und nach einer möglichst idealen natürlichen Belichtung ausgerichtet. Ihre Differenzierung soll die variable Nutzung durch ein oder mehrere Unternehmen ermöglichen. Zentrum des Bürokomplexes ist ein leicht erhöhter, geräumiger Platz als Zugang für Fußgänger zu beiden Häusern. Unterhalb der Plattform, teilweise um einen Garten herum angeordnet, befinden sich Stellplätze für PKWs, die weitgehend natürlich belüftet und belichtet werden. Einem gigantischen Kiesel ähnlich liegt eine weiße Betonform auf der erhöhten Ebene und bietet Abstellraum für Fahrräder.

Fassade
Maßgeblich für die Außenwirkung des Neubaus ist ein sanftes Spiel mit Licht und Schatten, das durch die außenliegenden, tiefen horizontalen Lamellen entsteht. Sie schützen im Sommer vor Überhitzung, reflektieren aber im Winter das Sonnenlicht, das an die Decken der Büros geworfen wird und dadurch die Helligkeit der Innenräume verstärkt. Der Sonnenschutz besteht aus einer speziellen Aluminiumlegierung. Die Ausführung erwies sich insbesondere hinsichtlich der kurvenförmigen Teile als anspruchsvoll - erforderlich waren besonders schmale Profile, die sich biegen lassen, ohne dabei ihre Form zu verlieren. Im Bereich der erforderlichen Notausgänge für den Brandfall weicht der Sonnenschutz zurück, die Lamellen musten unterbrochen werden - hier wird der Eindruck erzeugt, sie versänken in der Fassade. Die dahinter liegende Gebäudehülle ist hoch gedämmt bzw. mit besonders energieeffizienter Verglasung versehen.

Zur Errichtung des zwölf Meter hohen und achtzig Meter langen Betonbands waren umfangreiche Studien erforderlich. Innerhalb von vier Monaten wurde es schließlich aus 530 m³ Beton fertiggestellt. Es besteht aus einem langen, vertikal verlaufenden Abschnitt, der mit einem Gebäude verbunden ist und über der Straße zu hängen scheint. Nach etwa dreißig Metern dreht sich das Band um 90° und wird so zum Dach des anderen Baukörpers. Die Konstruktion verlief in vier Schritten: Zunächst wurde der vertikale Abschnitt auf herkömmliche Weise mit Beton zu beiden Seiten des ersten Gebäudes gefertigt, dann der Flachdachbereich auf dem zweiten. Der „gewundene" Bereich in der Mitte entstand mithilfe einer etwa zwei Meter breiten, beweglichen Gussform. Diese konnte immer wieder an einem bereits fertiggestellten Abschnitt befestigt werden, um dem nächsten als Schalung zu dienen. Etwa fünfzehn Mal wurde dieser Schritt wiederholt, bis das Betonband an das Dach des zweiten Gebäude heranreichte und mit diesem verbunden werden konnte. Anschließend erhielten noch die Kabelbänder, die das gesamte Werk durchziehen, ihre notwendige Spannung, die Gerüste wurden entfernt und die Oberflächen behandelt, beschichtet und bemalt.  -us

Bautafel

Architekten: Studio Bellecour, Paris/F
Projektbeteiligte: Socotec, Gentilly/F (Bauüberwachung); Castel & Fromaget Aluminium, Fleurance/F (Hersteller Sonnenschutz)
Bauherr: Altarea Cogedim, Paris/F
Fertigstellung:
2010
Standort: UDZ Andromède, Blagnac - Toulouse/F
Bildnachweis: Nicolas Borel, Christophe Picci, Quentin Jeandel, Studio Bellecour

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Den Oberflächeneffekt erzielten hier in die Schalung eingelegte Bambusrohre.

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Betonoberflächen

Hinterlüftete Aluminiumverkleidung des Bauhaus Baumarkts am Kurfürstendamm in Berlin, Architektur: Müller Reimann Architekten, Berlin

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Fassadenelemente

Funktionsaufbau hinterlüfteter Fassaden

Feststehende, mit Keramik bestückte Vertikallamellen am Clay-Museum in Middlefart; Architektur: Kjaer & Richter, Aarhus

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Zusatzelemente

Sonnenschutz außen

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