Bürogebäude CC 01 in Hamburg

Gläserne Lamellenfassade mit selbstreinigender Beschichtung

Mit einer Fläche von 157 Hektar ist die Hamburger Hafencity eines der ehrgeizigsten und größten Stadtentwicklungsvorhaben in Wasserlage weltweit. Zwischen Speicherstadt und Elbe entstehen Wohnanlagen, Bürohäuser, Einkaufszentren, Restaurants und Freizeiteinrichtungen. 2012 ist ein Büro- und Geschäftsgebäude nach Plänen von Baumschlager Eberle dazugekommen. Gemeinsam mit dem gegenüberliegenden Gebäude von David Chipperfield markiert es den Übergang von den höheren Häusern am Grasbrock zu den niedrigeren Wohnbauten am Dalmannkai.

Eine braun eingefasste Fuge trennt die unterschiedlich hohen Baukörper
Mehr als 8.000 m² selbstreinigendes Glas wurden verbaut
Über einem zweigeschossigen Sockel teilt sich das Gebäude in einen sechs- und einen achtgeschossigen Baukörper

Auf rechteckigem Grundriss errichtet, bietet das Commercial Center 01 oder kurz CC 01 genannte Gebäude mit einer Bruttogeschossfläche von rund 12.800 m² Platz für Büros, Einzelhandel und Gastronomie. Es ist vor allem für kleinere und mittlere Firmen gedacht. Über einem zweigeschossigen Sockelbereich teilt sich das Gebäude in einen sechs- und einen achtgeschossigen Baukörper, die durch eine leicht zurückversetzte Glasfuge mit brauner Metalleinfassung getrennt werden. Im Zentrum beider Baukörper liegt jeweils ein Innenhof, der von offen gestalteten Büroflächen umschlossen wird. Diese lassen sich individuell aufteilen und auch kleinteilig anmieten. Zwei unterirdische Geschosse bieten Platz für die Fahrzeuge der Besucher, Angestellten und Mitarbeiter.

Während sich das Gebäude zur Straße hin mit einer Hülle aus Glas zeigt, sind die Fassaden zu den Lichthöfen mit rotem Klinker verkleidet, der an den Typus des Kontorhauses erinnert. Über raumhohe Fenster gelangt natürliches Tageslicht in die hofseitigen Büros und Besprechungsräume.

Glas
Prägendes Merkmal des Gebäudes sind die gläsernen Lamellen der vorgehängten Fassade. Sie dienen nicht nur der Gestaltung, sondern erfüllen auch energetische Aufgaben, indem sie das Sonnenlicht reflektieren und damit die Kühllast des Gebäudes reduzieren „Wie bei den Sonnenflecken des galaktischen Heizstrahlers entsteht damit eine Fassade der Kälteseen", so die Architekten.

Die 1,12  x 1, 57 m großen Lamellen bestehen aus Verbundsicherheitsglas mit einer zweifachen 0,76 mm starken PVB-Folie zwischen den Einzelscheiben, die für Schalldämmung und Absturzsicherung sorgt. Die Lichtreflexion der Verglasung beträgt 14%. An ihrer Außenfläche ist sie mit einer selbstreinigenden Titandioxidbeschichtung ausgestattet, durch die sich die Reinigungsintervalle der Fassade deutlich verlängern. Darüber hinaus soll die Beschichtung gesundheitsschädliche Stickoxide an der Glasoberfläche in ungefährliche und leicht lösliche Nitrate zersetzen, ohne sich dabei selbst zu verbrauchen.

Die einzelnen, starr installierten Glaslamellen sind an den beiden kurzen Kanten oben und unten über die ganze Kantenbreite linienförmig gelagert, es handelt sich also um eine zweiseitige Glaslagerung. Mehr als 8.000 m² Glas mit selbstreinigenden Eigenschaften wurde verbaut. Dazwischen sind drehbare Fluchtfenster für die Feuerwehr integriert. Die Holzfenster der dahinterliegenden Fassade sind mit einer Wärmeisolierverglasung versehen, deren Ug-Wert 1,1 W/m²K beträgt. Von innen angebrachte Jalousien sorgen im Sommer für eine Beschattung der Büroräume.

In die Erdgeschossfassade wurden rund 500 m² Sonnenschutz-Isolierglas mit einer Lichtdurchlässigkeit von 47% eingesetzt. Bei einer Gesamtenergiedurchlässigkeit von 27% besitzt es einen Ug-Wert von 1,0 W/m²K. In Teilbereichen wurde das Glas mit einem Gräsermotiv bedruckt und erfüllt hier zusätzlich Blendschutzfunktion.

Für sein Energiekonzept und unter Berücksichtigung des Einsatzes langlebiger Materialien wurde das Gebäude bereits vor seiner Fertigstellung mit dem Hafencity Umweltzeichen in Gold ausgezeichnet.

Bautafel

Architekten: Baumschlager Eberle, Lochau/A
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Binnewies, Hamburg (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro T. Wackerman, Hamburg (Brandschutz); Ingenieurgesellschaft W33, Berlin (Haustechnik); Flachglas Wernberg, Wernberg-Köblitz (Glasfertigung); Feldhaus, Emsdetten (Ausführung Lamellenfassade)
Bauherr: DC Commercial, Hamburg
Fertigstellung: 2012
Standort: Großer Grasbrook 9, 20457 Hamburg
Bildnachweis: Jens Kirchner, Düsseldorf

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