Büro- und Betriebsgebäude in Schweinfurt

Cortenstahlfassade für einen Altmetallhändler

Die Aufgabe muss zunächst wenig verlockend geklungen haben: Ein Altmetallhändler aus Schweinfurt beauftragte die Architekten Stefan Schlicht und Christoph Lamprecht mit dem Entwurf für ein Büro- und Lagergebäude auf seinem Betriebshof im Gewerbegebiet der Stadt zwischen Autobahn und Hafenbecken. Umgeben von Bergen aus Metallschrott und gesichtslosen Gewerbe- und Lagerbauten wünschte sich der Bauherr ein Haus, in dem in Ruhe gearbeitet und miteinander kommuniziert werden kann.

Hinter großflächigen Cortenstahlplatten kann in Ruhe gearbeitet werden
Die 3 mm starken Baustahlplatten sind partiell mit einem Lochmuster versehen
Auf dem Betriebsgelände wird Altmetall angenommen, aufgearbeitet und an Stahlwerke und Gießereien weitergegeben

Auf dem Betriebsgelände wird Altmetall angenommen, sortiert, aufgearbeitet und an Stahlwerke und Gießereien weitergegeben. Bagger und LKW rangieren hier, es wird manövriert, gelagert und umgeschlagen; schmutzig geht es zu und laut. Gleichzeitig wird aber an Schreibtischen und in Besprechungen der Betrieb organisiert. Für diesen Bereich entwarfen die Architekten einen markanten, klar konturierten Baukörper mit einer rostroten Fassade aus unbehandeltem Cortenstahl.

Der zwei-, teils dreigeschossige Neubau steht Wand an Wand mit einer gewöhnlichen, mit weißem Wellbech verkleideten Lagerhalle. Seine Räume sind nach innen ausgerichtet, um die äußeren Einflüsse zu minimieren. Die wohl größte räumliche Überraschung ist ein integrierter schmaler Innenhof, zu dem sich alle Büro- und Aufenthaltsräume orientieren. Er liegt hinter den Stahlplatten verborgen, ist größtenteils von lärchenholzbekleideten Wänden gefasst und bietet einen vor Schmutz und Lärm geschützten Außenraum.

Der Hof teilt das Gebäude in einen Bürotrakt mit Besprechungsräumen und eine hohe Lagerhalle mit Nebenräumen. Die Halle wird von der kurzen Stirnseite im Nordosten direkt und ebenerdig erschlossen, die Büros von der nach Südosten zeigenden Längsseite durch einen breiten, leicht eingerückten und verglasten Eingang. Ins erste Obergeschoss führen zwei einläufige Treppen. Über dem Arbeitszimmer des Hausherrn mit guter Aussicht über die Hofzufahrt gibt es einen exponierten Besprechungsraum mit Rundumblick und angrenzender schmaler Dachterrasse.

Fassade
Der Neubau hat tragende Außenwände aus Stahlbeton mit großflächigen Fenstern und Fenstertüren; innen stehende Rundstützen übernehmen den Lastabtrag im Bereich des Eingangs und des Innenhofs. Die davor gesetzten Pfosten-Riegel-Konstruktionen mit schalldämmend wirkenden Zweifach-Verglasungen sorgen für ruhige Räume, ein hohes Maß an Tageslicht und den notwendigen Blickkontakt nach außen.

Die Erscheinung des Bürogebäudes prägt seine Rundumverkleidung aus Cortenstahlplatten, die in einer perforierten Variante auch vor den Fenstern und dem eigentlich nach vorn offenen Innenhof montiert sind. Die in den Stahl gestanzten Löcher besitzen einem Durchmesser von 48 cm. Sie filtern das Tageslicht, bilden einen guten Sicht- und Blendschutz und ermöglichen dennoch den Ausblick auf das Betriebsgelände. Ihre Kontur mit den eigenartigen kleinen Zacken ähnelt stark einer hier häufig eingelieferten Stanzform der Autozulieferer und soll darauf verweisen, dass auf dem Hof keine Abfälle entstehen, sondern sämtliche Rohstoffe und Metallreste recycelt und in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden.

Die 3 mm starken wetterfesten Corten-Baustahlplatten der Fassade sind auf einer 75 mm tiefen aussteifenden Unterkonstruktion mit Hinterlüftung montiert. Diese wiederum ist an horizontalen T-Konsolen befestigt, die im Abstand von zwei Metern sowohl vor den Pfosten-Riegel-Konstruktionen, als auch den 24 cm starken Stahlbetonwänden mit 14 cm Wärmedämmung verlaufen.

Bautafel

Architekten: Schlicht Lamprecht Architekten, Schweinfurt
Projektbeteiligte: Joachim Ingenieure, Schweinfurt
Bauherr: Georg Lesch Rohstoffhandel, Schweinfurt
Fertigstellung: 2015
Standort: Hafenstraße 44, 97424 Schweinfurt
Bildnachweis: Stefan Meyer, Berlin/Nürnberg

Fachwissen zum Thema

Tragwerksraster, Ausbauraster und Fassadenraster können anhand der Außenwände erkennbar sein und so einen Eindruck vom Inneren des Gebäudes vermitteln.

Tragwerksraster, Ausbauraster und Fassadenraster können anhand der Außenwände erkennbar sein und so einen Eindruck vom Inneren des Gebäudes vermitteln.

Fassadenarten

Außenwände

Außen liegender Sonnenschutz s_enn aus Micro-Edelstahllamellen von MHZ an der Fassade des Merck Serono Headquarter in Genf, Architekten: Murphy/Jahn

Außen liegender Sonnenschutz s_enn aus Micro-Edelstahllamellen von MHZ an der Fassade des Merck Serono Headquarter in Genf, Architekten: Murphy/Jahn

Zusatzelemente

Sonnenschutz

Eine der frühesten Vorhangfassaden aus Stahl und Glas ist die Fassade der Fagus-Werke in Alfeld von Walter Gropius. Die Aufnahme von 1913 zeigt das Gebäude kurz nach Fertigstellung der zweiten Bauphase noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs.

Eine der frühesten Vorhangfassaden aus Stahl und Glas ist die Fassade der Fagus-Werke in Alfeld von Walter Gropius. Die Aufnahme von 1913 zeigt das Gebäude kurz nach Fertigstellung der zweiten Bauphase noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs.

Materialien

Stahl, Edelstahl, Cortenstahl

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