Bezirksgericht in Klagenfurt/A

Sonnenschutzlamellen aus hellbronze eloxiertem Alu-Lochblech

Soll ein Gebäude Offenheit und Transparenz vermitteln, ist oftmals eine Architektur mit hohem Verglasungsanteil gewünscht. Dem entsprachen die Wiener Architekten Arkan Zeytinoglu und Adrian-Martin Bucher beim Bezirksgericht der österreichischen Stadt Klagenfurt am Wörthersee. Sie umhüllten das Gebäude jedoch vollständig mit einem Sonnenschutzsystem, um die sommerliche Erwärmung der Innenräume zu minimieren.

Bei Sonnenschein schließen sich die Lamellen und lassen das Gebäude opak erscheinen
Das Sonnenschutzsystem ist der Pfosten-Riegel-Fassade vorgelagert
Die Lamellen reagieren auf die jeweilige Witterung

Insgesamt acht Geschosse hoch, gliedert sich der Neubau in zwei Teile: einen unteren, dreigeschossigen Sockelbereich mit trapezähnlichem Grundriss und einen oberen, an drei Seiten zurückversetzten Baukörper mit rechteckiger Grundfläche. Unten sind Verhandlungsräume, Gerichtssäle und Nebenräume angeordnet; in den Geschossen vier bis acht befinden sich die Büros der Mitarbeiter. Mit Ausnahme des Erdgeschosses, das mit schwarzbläulich schimmernden Granitplatten verkleidet ist, sind die Fassaden vollständig verglast und mit einem vorgelagerten Sonnenschutzsystem versehen.

Erschlossen wird das Bezirksgericht über den schlicht gestalteten Haupteingang auf der Südseite des Gebäudes. Von hier gelangen Mitarbeiter und Besucher in eine dreigeschossige Empfangshalle, die als zentraler Verteiler zu allen Verhandlungsräumen und den drei Gerichtssälen führt. Rund um die Halle und einmal sie querend verlaufen offene Gänge im ersten und zweiten Obergeschoss. An einigen Stellen erweitern sie sich zu ebenfalls offenen Wartebereichen. Als Materialien wählten die Architekten einen hellen Jurastein für die Böden, viel Glas und den gleichen dunklen Granit, der an der Erdgeschossfassade zum Einsatz kommt. Oberlichtbänder über den Gängen sorgen für eine natürliche Belichtung. Mithilfe polierter Edelstahlbleche, die an den Decken befestigt sind, wird das Licht auch in die dunkleren Bereiche des großen Raumes gelenkt.

Die Verhandlungsräume und Gerichtssäle sind schlicht in den Farben Weiß, Grau und Schwarz gestaltet, die Böden mit Eichenholz bedeckt. Tageslicht erhalten die Räume über Fensterbänder, die im oberen Bereich der Wände verlaufen. Für eine gute Raumakustik sorgen vereinzelt angebrachte Lochbleche und Holzpaneele. Die Büroräume in den oberen Geschossen ähneln in ihrer Gestaltung den Verhandlungsräumen, erhalten durch die großen Fensterflächen aber mehr Licht. Leichte Trennwände erlauben die Größenanpassung der einzelnen Einheiten an den jeweiligen Bedarf. Die Erschließung der Bürogeschosse erfolgt über ein Treppenhaus mit Aufzügen an der Westseite des Gebäudes. Es ist sowohl vom Foyer als auch von der Straße aus zugänglich.

Sonnenschutz
Die Fassade besteht aus einer vorgehängten Pfosten-Riegel-Konstruktion mit großflächiger Verglasung und einem vorgelagerten Sonnenschutzsystem aus horizontalen Lamellen. Diese verschatten die Räume und sorgen für den notwendigen Blendschutz an den Arbeitsplätzen.

Die linsenförmigen Lamellen haben Längen von 2,60 bis 3,10 m, eine Tiefe von 29 cm und eine Höhe von 3,4 cm. Sie bestehen aus einem weißgoldenen Rahmen, der mit hellbronze eloxiertem Lochblech aus Aluminium gefüllt ist. Der gewählte Lochanteil und die Lochgröße gewährleisten auch bei geschlossenen Lamellen einen ausreichend hohen Tageslichteinfall durch Lichtumlenkung bzw. -reflexion, obwohl das Gebäude von außen dann vollständig geschlossen erscheint. An Tagen ohne Sonne und bei Dunkelheit öffnen sich die Lamellen und die dahinterliegende Gebäudehülle wird sichtbar.

Die gesamte Sonnenschutzanlage wird über einen Computer zentral gesteuert. Je nach Witterung und Sonnenstand öffnen und schließen sich die einzelnen Lamellen unabhängig voneinander. In den Wintermonaten, wenn passive solare Gewinne erzielt werden sollen, öffnen sich die Lamellen so weit, dass die niedrigen Sonnenstrahlen genutzt werden können. Textile Flächenvorhänge in den einzelnen Büros gewährleisten dann den Blendschutz der einzelnen Arbeitsplätze.

Bautafel

Architekten: Arkan Zeytinoglu mit Adrian-Martin Bucher, Wien/A
Projektbeteiligte: Jürgen Freller, Graz/A (Tragwerksplanung); Ingo Steiner, Veit an der Glan/A (Bauphysik); Ingenierbüro Franz Ebner, Köttmannsdorf/A (HKLS); EPG, Spittal an der Drau (Elektro); Toledo i Dertschei, Wien/A (Kunst am Bau); Licht-Innovativ, Innsbruck/A (Lichtplanung); Ludwig Brandstätter, Frohnleiten/A (Fassade); Colt International, Linz/A (Sonnenschutz)
Bauherr: Bundes Immobilien Gesellschaft (BIG), Wien/A
Fertigstellung: 2007
Standort: Feldkirchner Straße 6, 9020 Klagenfurt/A
Bildnachweis: Gisela Erlacher, Wien/A

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Funktionen

Blendschutz an Arbeitsplätzen

Glaslamellen und Aluminiumraffstore verschatten die großen Glasflächen des Marie-Elisabeth-Lüders-Haus in Berlin. Architektur: Stephan Braunfels

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Materialien

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