Betriebsgebäude Artis in Berlin

Energieeffizientes Bauwerk aus CO2-neutralen Baustoffen

Mit der Möbel-, Objekt- und Raumplanung für Ausstellungen, Ladenflächen und Messen beschäftigt sich die Firma Artis seit Mitte der 1990er Jahre. Dabei führt sie jedes Projekt von der ersten Idee bis zur dreidimensionalen Umsetzung mithilfe von modernen Produktionstechnologien durch. Für einen effizienteren Arbeitsablauf wollte das Unternehmen Produktion, Verwaltung und Planung in einem neuen Firmensitz vereinen; geplant wurde dieser von Ziegert Roswag Seiler Architekten Ingenieure aus Berlin.

20 m lange Fischbauchträger prägen die Werkhalle
Aus dem Büro der Buchhaltung im Obergeschoss ist die Werkhalle einsehbar
Die Außenwände bestehen aus Holzrahmenbauelementen und Zellulosedämmung

Das 2012 realisierte Betriebsgebäude liegt nördlich vom ehemaligen Flughafen Tempelhof, direkt an der Bezirksgrenze zu Kreuzberg. Die eingeschossige Werkhalle hat eine lichte Höhe von 8,20 Meter und bildet den westlichen Abschluss des L-förmigen Baukörpers, der zweigeschossige Verwaltungs- und Planungstrakt fasst die Halle im Norden. Dazwischen eröffnet sich ein Hof für Zufahrt, Eingang und Anlieferung.

Die beiden Nutzungen sind an unterschiedlichen Baukörpern und Materialien ablesbar: Die Werkhalle zeigt sich als kompaktes Volumen mit Holzschindelfassade, den weiß verputzten Verwaltungs- und Planungstrakt hingegen prägen wechselnde Gebäudehöhen und Vorsprünge. Turmartig erhebt sich seine südöstliche Gebäudeecke aus der Fassade und über das Dach hinaus. Eine massive Außentreppe ist der Südfassade vorgelagert und führt Besucher zum Eingangsbereich im Obergeschoss.

Umlaufende Lichtbänder und Oberlichter sorgen für Tageslicht in der Werkhalle; der Verwaltungs- und Planungstrakt wird durch unregelmäßig angeordnete Fenster in verschiedenen Größen belichtet. Verglasungen im Bereich des Übergangs der Gebäudeteile schaffen Sichtbeziehungen zwischen Büros und Produktion.

Nachhaltig Bauen
Das Betriebsgebäude ist als Holzbau mit hochwärmegedämmten Außenwänden und luftdichter Hülle errichtet. Es unterschreitet die Anforderungen der EnEV 2009 um 86% und besteht weitgehend aus CO₂-neutralen Baustoffen: Diffusionsoffene Holzrahmenbauelemente mit eingeblasener Zellulosedämmung bilden die Außenwände und Dächer, die Decken über dem Erdgeschoss sind gefertigt aus Brettschichtholzelementen, Stützen aus Brettschichtholz sind in die vorgefertigten Wandelemente integriert. Die Stahlbeton-Bodenplatte der Werkhalle gründet auf Streifenfundamenten. Unter dem Verwaltungstrakt wurde ein Keller als weiße Wanne ausgeführt. Alle oberirdischen Elemente sind vorgefertigt, so dass sich der Rohbau in fünf Wochen fertigstellen ließ.

Die 20 Meter langen und bis zu 1,85 Meter hohen Fischbauchträger des Hallendachs bleiben sichtbar und verkörpern eine ideale Ausnutzung des Materials. Für die tragende und aussteifende Innenwand in der Mittelachse des Verwaltungstrakts wurde Brettsperrholz verwendet. Das darüber liegende Gründach verbessert nicht nur den sommerlichen Wärmeschutz, sondern auch das Mikroklima der Stadt.

Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Hallendach deckt den Strombedarf im Grundbetrieb (ohne schwere Produktionsmaschinen). Zur Warmwasserbereitung und Beheizung des Gebäudes wird ausschließlich Restholz verwendet, das zu Holzhackschnitzeln geschreddert und über einen Vorratsbunker automatisch dem Kessel zugeführt wird. Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral über kleine Durchlauferhitzer direkt an den Entnahmestellen (Handwaschbecken). Da der Warmwasserbedarf gering ist, stellte das dezentrale System die effizienteste Lösung dar.

Die Beheizung des Gebäudes erfolgt über eine Bodenheizung mit niedrigen Systemtemperaturen. Die Sanitärbereiche sowie der Drucker-, Server- und Bankraum werden mechanisch, die übrigen Räume natürlich belüftet. Insgesamt sind im Gebäude drei Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung installiert (Sanitärkern, Bankraum und Lackierraum). Dabei wird auch die Abwärme der im Produktionsprozess verwendeten Kompressoren zur Erwärmung der Luft eingesetzt. -cr

Bautafel

Architekten: Ziegert, Roswag, Seiler Architekten Ingenieure
Projektbeteiligte: Ziegert, Roswag, Seiler Architekten Ingenieure (Tragwerksplanung); HDH Ingenieure, Waren/Müritz (HLS); Ingenieurbüro Kuhlmann, Berlin (Planung Elektro); Freianlage.de, Berlin (Außenanlagen)
Bauherr: Artis, Berlin
Fertigstellung: 2012
Standort: Columbiadamm 23, Berlin
Bildnachweis: Daniela Friebel, Berlin

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