Belüftetes Dach (V): Beurteilung

Ging man in der Vergangenheit davon aus, dass eine belüftete Konstruktion grundsätzlich die feuchteschutztechnische Sicherheit erhöht, muss diese Aussage aufgrund von Forschungsergebnissen des Fraunhofer Institutes kritisch betrachtet werden.

Eine Belüftung kann sich bei Zusammentreffen verschiedener, ungünstiger Faktoren nachteilig auswirken, da der negative Aspekt der Feuchtezufuhr den positiven der Feuchteabfuhr je nach Umgebungseinfluss überwiegen kann. Zu diesem Ergebnis kam das Institut bei Untersuchungen an Häusern, die in Nord-Süd-Richtung angeordnet waren. Festgestellt wurde, dass mit abnehmender winterlicher Außenlufttemperatur, die Holzfeuchte der Sparren auf der Nordseite zunahm. Die Erklärung dafür liegt darin, dass sich bei der belüfteten Konstruktion mit Anordnung der Wärmedämmung zwischen bzw. unter den Sparren ein Luft- und Feuchteaustausch aus der wärmeren Südseite des Daches in die kältere – und im Winter vielleicht auch noch mit Schnee bedeckten – Nordhälfte des Daches vollzieht. Durch Tauwasserbildung an der Unterseite der Unterspannbahn nimmt die Sparrenfeuchte zu.

Zu gleichen Erscheinungen kann es bei hochgedämmten, belüfteten Konstruktionen in der Nacht kommen, da der Wärmestrahlung nach außen nur eine geringe Wärmezufuhr von innen gegenübersteht. Über Tag wird die zusätzliche Feuchte im Normalfall jedoch durch Belüftung abtransportiert, so dass es nicht unbedingt zu einer Schädigung der Holzkonstruktion kommen muss.

Durch die im Merkblatt Wärmeschutz bei Dächern des Zentralverbandes des deutschen Dachdeckerhandwerks, Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik, beschriebenen Problembereiche, wie zum Beispiel Aufbauten, stark strukturierte Dachflächen, häufig unterbrochene Belüftungsebenen (große Dachflächenfenster, Kamine) und ungünstige Dachformen, kann eine geplante Belüftung der Dachfläche zum Erliegen kommen, bzw. massiv behindert werden. Die Fachregeln raten in diesen Fällen zu den bauphysikalisch zuverlässigeren unbelüfteten Konstruktionen. Auch fehlt bei extrem flach geneigten Dächern das für den Kamineffekt notwendige Druckgefälle, sodass ausfallende Feuchtigkeit nicht ausreichend schnell abgeführt werden kann.

Anders verhält es sich mit dem sommerlichen Klimaschutz, bei dem die Wärmeeinstrahlung und -sammlung durch Belüftung minimiert und die Temperaturspannungen in der Dachhaut durch das belüftete Dach eher aufgefangen werden können als durch das nicht belüftete Dach.

Bildnachweis: Informationsdienst für neuzeitliches Bauen e.V., Arbeitsheft 15, Bonn 1994

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