Bankhaus der BNL BNP Paribas in Rom

Structural-Glazing-Fassade mit Sonnenschutzverglasung

Riesig groß und mit einer spiegelnden Glasfassade, die wie aus Bändern geflochten zu sein scheint, erhebt sich der neue Hauptsitz der BNL BNP Paribas Bank entlang der Gleise am Bahnhof Tiburtina in Rom. Geplant wurde er von Alfonso Femia und Gianluca Peluffo vom Büro 5+1AA aus Genua. Ihnen gelang es nicht nur, die strikten städtebaulichen Vorgaben einzuhalten, sondern auch die strengen energetischen und ökologischen Anforderungen zu erfüllen, die dem Neubau eine Gold-Auszeichnung des US-amerikanischen Nachhaltigkeitszertifikats Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) eintrugen.

Vis-à-vis des Bahnhofs Tiburtina Roma gelegen, erhebt sich das Gebäude bis zu 60 Meter in die Höhe
Je nach Tageszeit und Lichteinfall verändert sich das Erscheinungsbild des Gebäudes
Durch Spiegelungen entsteht der Eindruck, als würde sich der Himmel auf der Westfassade fortsetzen

Das Büro- und Verwaltungsgebäude besitzt eine Gesamtfläche von etwa 75.000 Quadratmetern, die sich auf 12 oberirdische und vier unterirdische Geschosse verteilen. Bedingt durch das schmale Grundstück ergab sich fast automatisch eine lang gestreckte Gebäudeform. Bei einer Höhe von durchschnittlich 50 Metern misst es ganze 235 Meter in der Länge, seine Breite beträgt an der Nordfassade rund 40 Meter. Nach Süden verjüngt es sich zudem deutlich. Außerdem kragen hier die oberen Geschosse weit aus und bieten auf diese Weise Platz für Zugangs- und Fluchtwege.

Um der Großform ein gewisse Dynamik zu verleihen, entschieden sich die Architekten für unterschiedlich ausgebildete Fassaden an der Ost- und an der Westseite des Gebäudes. Zum östlich angrenzenden Stadtviertel Tiburtina ist sie als konventionelle hinterlüftete glatte Glasfassade ausgebildet. Sehr viel spannender ist die zu den Bahngleisen ausgerichtete, in der Ebene verformte Westfassade mit ihrer dreidimensionalen Wirkung und der spiegelnden Sonnenschutzverglasung. Sie ist dafür verantwortlich, dass sich das Erscheinungsbild der Gebäudehülle je nach Tageszeit und Lichteinfall verändert. Im Vorfeld war genau dieser Effekt in zahlreichen Studien untersucht worden.

Darüber hinaus tragen die Fassaden zur Energieeffizienz des Gebäudes bei. An der Westseite absorbieren die Verglasungen die Sonneneinstrahlung und erzielen damit solare Gewinne. Über die Ostseite hingegen gelangt nur wenig Strahlungsenergie in die Innenräume, da sich hinter der hinterlüfteten Glasfassade opake Außenwände verbergen. Auf einer Fläche von 2.700 Quadratmetern ist zudem eine Photovoltaikanlage geplant. Geheizt wird über Wärmepumpen; die Beleuchtung und die Klimaanlage mit fünf Kühlaggregaten sind für einen niedrigen Energieverbrauch konzipiert; CO₂-Sensoren überwachen permanent die Luftqualität in den Innenräumen.

Glas

Insgesamt rund 15.000 Quadratmeter beträgt die Glasfläche der Westfassade. Bei ihr handelt es sich um eine Elementfassade aus objektspezifischen Sonderprofilen, also speziell entwickelten Aluminiumstrangpressprofilen samt EPDM-Dichtungen und Zubehörteilen. Die selbstragenden Fassadenrahmen sind über Konsolen an den Geschossdecken aufgehängt. Statt außen liegender Sonnen- und innen liegender Blendschutzsysteme wurde die äußere Isolierverglasung aus heißgelagertem Einscheibensicherheitsglas (ESG-H) mit einer sehr effektiven Sonnenschutzschicht versehen. Der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) liegt hier bei 1,25 W/m²K. Über eine Structural Glazing Verklebung wurden die Isolierverglasungen mit der Unterkonstruktion verbunden.

Die hinterlüftete, vorgehängte Fassade an der Ostseite misst rund 10.000 Quadratmeter. Sie ist als Pfosten-Riegel Konstruktion ausgebildet und im Bereich der Technikräume ungedämmt. Optisches Highlight sind auf dieser Seite dreidimensional geformte, goldfarbene Keramikfliesen im Format 30 x 60 cm.

Bautafel

Architekten: 5+1AA Alfonso Femia Gianluca Peluffo, Genua (mit Simonetta Cenci, Marco Corazza, Alessandro Bellus, Gabriele Filippi, Francesca Raffaella Pirrello)
Projektbeteiligte: Mauro E. Giuliani, Redesco Progetti, Mailand (Tragwerksplanung); Ariatta Ingegneria, Mailand (Gebäudetechnik); PGC Parsitalia, Rom (Generalunternehmer); Stahlbau Pichler, Bozen (Vorhangfassaden); Guardian Glass, Bertrange
Bauherr: BNP Paribas Real Estate Property Development
Standort: Viale Altiero Spinelli 30, 00157 Rom, Italien
Fertigstellung: 2016
Bildnachweis: Luc Boegly, Paris

Fachwissen zum Thema

Magnetron-Beschichtungsanlage

Magnetron-Beschichtungsanlage

Glasbearbeitung

Beschichtungen von Glas

Einschalige Elementfassade am DC Tower 1 in Wien, Architektur: Dominique Perrault

Einschalige Elementfassade am DC Tower 1 in Wien, Architektur: Dominique Perrault

Vertikale Glaselemente

Elementfassaden

Eine schlanke Pfosten- und Riegelkonstruktion aus Stahl und Aluminium bildet die Fassade am Bundeskanzleramt, Schultes Architekten, Berlin

Eine schlanke Pfosten- und Riegelkonstruktion aus Stahl und Aluminium bildet die Fassade am Bundeskanzleramt, Schultes Architekten, Berlin

Vertikale Glaselemente

Pfosten-Riegel-Fassaden

Sonnenschutzverglasung der Aachen Münchener Versicherung in Aachen (Kadawittfeldarchitektur, Aachen)

Sonnenschutzverglasung der Aachen Münchener Versicherung in Aachen (Kadawittfeldarchitektur, Aachen)

Bauphysik

Sonnenschutz: Sonnenschutzgläser

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
BauNetz Wissen Glas sponsored by:
Saint-Gobain Glass Deutschland