Außenwandbekleidungen

Außenwandbekleidungen, auch Fassadenbekleidungen genannt, bestimmen das Erscheinungsbild eines Gebäudes. Wie eine zweite Haut verhüllen sie, schützen sie und bringen darüber hinaus Individualität zur Geltung. Durch die Auswahl der eingesetzten Materialien wird zudem eine Vielzahl technischer, ökonomischer und ökologischer Aspekte beeinflusst. Während in der Vergangenheit überwiegend monolithische Systeme (meist Massivmauerwerk) hergestellt wurde, erlaubten neue Materialien und Technologien ab dem 20. Jahrhundert die Trennung von Hülle und Tragwerk und eröffneten damit völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten. Die immer höher werdenden energetischen Anforderungen der jüngeren Vergangenheit erforderten abermals eine Anpassung der Außenwände.

Die Außenhaut des Auditorio de Tenerife ist mit weiißem Bruchsteinmosaik (Trencadís) verkleidet
Fliesenfassade im katalanischen Jugendstil, dem Modernisme, in Barcelona
Fliesenfassade aus dem 17. Jahrhundert am Topkapi Sarayi in Istanbul

Zur ästhetischen Gestaltung auch großdimensionierter Gebäude mit Fliesen und Platten besteht bereits seit langem ein Standardverfahren für die Verkleidung von Fassaden mit Natursteinplatten in Stärken zwischen drei und fünf Zentimetern. Neueste technologische Entwicklungen ermöglichen die Fertigung von Fassadenplatten mit noch geringeren Dicken oder gar Dünnschichtpaneele in Stärken von wenigen Millimetern. Als Folge dieser dynamischen Veränderungen kommen heute zunehmend Wandsysteme zum Einsatz, bei denen die Funktion des Wärme- und Witterungsschutzes durch eine zusätzliche Fassadenkonstruktion übernommen wird.

Neben der günstigsten Form der Fassadenbekleidung, dem Wärmedämmverbundsystem haben sich vorgehängte Fassaden mit und ohne Hinterlüftung etabliert. Bei diesen Konstruktionen werden in sich geschlossene Fassadensysteme dem Rohbau vorgehängt; die Eigenlast der Konstruktion wird dabei entweder ins Fundament oder in die tragende Konstruktion abgeleitet. Auf jeden Fall aber ist das Fassadensystem mechanisch mit der Tragkonstruktion verbunden. Naturstein und Keramik als Bekleidungsmaterial stehen bei den vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden (VHF) zwar im Wettbewerb mit etlichen anderen Werkstoffen (wie Glas, HPL- und Faserzementplatten), punkten aber hinsichtlich Natürlichkeit, Wartungsarmut und Lebensdauer. Da der Witterungsschutz von der vorgehängten Bekleidung gewährleistet wird und die dahinter liegende Luftschicht kalt ist, spricht man auch von Kaltfassaden.

Unter Warmfassaden hingegen versteht man einschalige Außenwände, wobei die Schale aus einem oder mehreren Materialien bestehen kann. Die Warmfassade übernimmt sowohl den Witterungs- als auch den Wärmeschutz.

Je nach Fassadenkonstruktion kommen verschiedenartige Fliesen und Platten in Frage, die sich in erster Linie hinsichtlich ihrer Formgebung unterscheiden. Denn grundsätzlich sind alle keramischen Beläge einsetzbar, welche gemäß der Norm DIN 14411: Keramische Fliesen und Platten - Definitionen, Klassifizierung, Eigenschaften, Bewertung und Überprüfung der Leistungsbeständigkeit und Kennzeichnung hergestellt und geprüft wurden sowie eine Frost-Tauwechsel-Beständigkeitsprüfung vorweisen können.

Keramik kann zwar auch direkt auf Mauerwerk oder Beton geklebt werden; wegen der erforderlichen Energieeinsparmaßnahmen ist in der Regel aber eine Wärmedämmschicht erforderlich.

Vorzüge keramischer Fliesen und Platten

Im weltweit stark umkämpften Fassadenmarkt konkurriert eine große Anzahl von Fassadensystemen miteinander. Dabei hat jedes System seine Vor- und Nachteile. Diese können optisch wie konstruktiv sein, die Preisgestaltung betreffen oder die Langlebigkeit. Zudem fließen Umweltwerte wie auch energetische Aspekte ein. Und auch die Recyclingfähigkeit einer Fassade schließlich kann für Bauherrschaften und Planende ein Entscheidungskriterium sein, welches System zum Einsatz kommt.

Die Vorteile keramischer Fliesen liegen zum einen in der Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten, die sich aufgrund der unterschiedlichen Formate, verschiedenen Oberflächen und der großen Farbvielfalt ergeben. Die so gestalteten Flächen sind zum anderen mechanisch hoch belastbar, verschmutzen bzw. verwittern nicht schnell und lassen sich leicht reinigen oder sind sogar – bei Veredelung zu photokatalytischen Oberflächen – in den beregneten Teilen selbstreinigend.

Weitere Informationen, z. B. zu den unterschiedlichen Konstruktionsarten und Befestigungen von Fliesen und Platten finden Sie im Kapitel Fassaden (siehe Fachwissen zum Thema).

Text: Michael Spohr, Essen

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