Außenwände

Außenwände können schützende Hülle, tragendes Element und vielsagende Oberfläche zugleich sein. Bei manchen wird die Massivität offen zur Schau getragen, andere zeigen ein feingliedriges Fassadenrelief. Hinter vielen Außenwandflächen verbirgt sich heutzutage eine ausgeklügelte Schichtung.

Bruchsteine oder Mauerziegel sind bei Außenwänden aus vorindustrieller Zeit weit verbreitet.
Putze sollen Außenwände vor Witterungseinflüssen schützen.
Für Außenwandbekleidungen kommen viele verschiedene Materialien in Frage.

Materialien und Konstruktionsweisen

Es gibt eine Fülle von möglichen Wandbauarten. Historische Außenwandsysteme stützten sich zumindest in Mitteleuropa auf die Baustoffe Naturstein, Holz und Lehm, wobei Lehm häufig entweder zu Mauerwerksziegel gebrannt oder als Ausfachungsmaterial im Fachwerkbau eingesetzt wurde:

  • Bruch- oder Werksteinmauermerk
  • Lehmwand, zum Beispiel mit Kalkputz
  • Ziegel-Mauerwerkswand, verputzt oder unverputzt
  • Blockwand aus Holz
  • Holzfachwerk mit Ausfachung und Putz oder Wetterschale

Eine Vielzahl weiterer Wandbauarten ging aus der Industrialisierung der Bauteilfertigung und der Weiterentwicklung von Dämmstoffen, Stahl und Beton hervor. Nicht alle dieser Außenwandkonstruktionen sind heute noch bei Neubauten üblich:

  • Ziegel oder Hohlblock ohne Dämmung
  • Vollziegelwand als Sichtmauerwerk ohne Dämmung
  • Mantelbeton mit beidseitiger Dämmung
  • Leichtbeton oder Porenbeton ohne Dämmung
  • Zweischalige Wand mit Kerndämmung
  • Schwerbeton mit Außendämmung
  • Mauerwerkswand mit hinterlüfteter Wandbekleidung aus zum Beispiel Holz, Natursteinplatten, Faserzementplatten oder Glas
  • Sichtbetonwand mit Innendämmung
  • Stahl- oder Stahlbetonskelett mit vorgehängter, gedämmter Wand

Statik und Fassade

Außenwände können tragend, nichttragend oder selbsttragend sein. Sind sie statisch wirksam, leiten sie Nutzlasten, ihr Eigengewicht und das auf ihnen lastende Deckengewicht sowie Windkräfte in die darunterliegenden Wände und weiter in die Fundamente ab; dies gilt für den Massivbau. Im Skelettbau hingegen sind die tragenden Wände reduziert auf Träger und Stützen. Solcherlei Fassaden können dennoch massiv wirken. Nichttragend ausgebildet, können die Außenwände entweder das Skelett ausfüllen oder sich vor oder hinter der Tragwerksebene befinden. Bei vorgestellten Außenwänden kann es sich auch um selbsttragende Systeme handeln, etwa aus vorgefertigten, bereits werkseitig gedämmten Elementen. Das Verhältnis von Außenwand und Tragwerk hat entscheidenden Einfluss auf das Erscheinungsbild eines Gebäudes und gibt Anforderungen an Bauteilanschlüsse und Bauphysik vor.

Anforderungen: Eine Frage des Umfelds und der Nutzung

Der geografische Standort des Gebäudes, sein mehr oder minder städtisches Umfeld und seine Nutzung sind drei wichtige Faktoren, die sich in der Regel in der Gestaltung von Außenwänden und ihrer Fassadenseite niederschlagen. Gemeint sind dabei nicht nur formale Aspekte, etwa Ornamente die sich vielleicht auf umgebende Grünräume, eine historische Stadtstruktur oder Stifter*innen des Gebäudes beziehen. Wichtig ist darüber hinaus die Frage, wie stark sich das Klima von Außen- und Innenraum unterscheiden soll. Je nachdem, wie durchlässig sie sind, können Außenwände Wind, Niederschläge, Nebel, Staub und Licht fernhalten. Sie helfen zudem, von außen eindringende Wärme und Kälte und auch Schall einzudämmen.

Viele weitere Beanspruchungen können die Gestaltung von Außenwänden beeinflussen: Gerade in Großstädten sowie in der Nähe von vielbefahrenen Straßen, Gewerbe und Industrie ist die Fassadenseite zahlreichen Schmutzpartikeln in der Luft ausgesetzt, die zum Beispiel Putz und Sandstein deutlich verfärben können. Mancherorts kommt es vor, dass sich sogenannte Selbstklimmer wie Efeu und Wilder Wein an der Außenwand festsetzen – die entsprechend stabil sein und keine Risse oder Löcher aufweisen sollte, die ein Eindringen der Pflanzen gestatten.

Schützende Schichten, gestaltbare Oberflächen

Um sie für die vielfältigen Anforderungen zu wappnen und sie repräsentativ zu gestalten, wurden mehrschichtige Wandaufbauten und Beschichtungssysteme entwickelt. Handelt es sich um eine Außenwand, die einen beheizten Innenraum abschließt, ist sie in der Regel gedämmt. Wie viel in diesem Fall von der tragenden Struktur, etwa aus Beton oder Mauerwerk, in der Fassade sichtbar ist, hängt unter anderem davon ab, wie genau sie gedämmt wurde. Sichtbar bleiben kann die Außenwand, wenn sie von innen gedämmt wurde oder kerngedämmt ist. Das ist zum Beispiel bei zweischaligen Mauerwerkswänden der Fall, bei denen die äußere, nichttragende Schale, die sogenannte Vormauerschale, als Fassade sichtbar ist.

Putz ist ein weit verbreiteter Oberflächenschutz, der auch für außengedämmte Fassaden in Frage kommt, zum Beispiel als Teil eines Wärmedämmverbundsystems (WDVS). Fassaden wie diese, bei denen die Wärmedämmschichten direkt auf die Tragkonstruktion aufgebracht werden, werden auch als Warmfassaden bezeichnet. Holzverschalungen, Metallbleche, Faserzementplatten oder eine Wetterschutzschicht aus Natur- oder Kunststeinplatten können ein Indiz für eine vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) sein. Bei ihr befindet sich die Dämmung in einer Unterkonstruktion, die Platz für die Luftzirkulation lässt. Da hier die wärmedämmende Schicht und die Wetterschutzschicht getrennt sind, wird von einer Kaltfassade gesprochen.

Literatur: Wilhelm Schaupp: Die Außenwand, München 1962; Carl Krause: Außenwandsysteme, Köln 1970; Walter Henn: Außenwände, München 1975; Thomas Herzog, Roland Krippner, Werner Lang: Fassaden-Atlas, München 2016

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Fassadenarten

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Das Putzen ist eine schon lange angewandte Technik. Mit einer Schicht aus feinem Mörtel sollen Außenwände insbesondere vor Feuchtigkeit geschützt werden.

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Materialien

Putz

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