Adidas Factory Outlet Center in Herzogenaurach

Dachflächen als konzeptioneller Bestandteil des Entwurfs

In der elterlichen Waschküche begann Adi Dassler mit der Fertigung von Sportschuhen. Aus bescheidenen Verhältnissen erwuchs ein Weltkonzern: Adidas, bekannt durch die drei Streifen, zählt heute zu den erfolgreichsten Sportartikelmarken der Welt.

Leuchtkörper bei Nacht
Die Arena auf der Dachfläche stellt zugleich die Erschließungsfläche für die Nutzer dar

Der heutige Adidas Salomon Konzern beauftragte die Stuttgarter Architekten Wulf & Partner mit der Umsetzung des ersten Preises nach einem Realisierungswettbewerb: Auf einem ehemaligen Kasernengelände am traditionellen fränkischen Standort Herzogenaurach wurde The World of Sports errichtet, die neue Konzernzentrale inklusive Sportanlagen und Kongresszentrum. Der Entwurf der Architekten für das Factory Outlet setzt den grundlegenden Gedanken des Masterplans um: „Die Dynamik, die in den landschaftlichen Elementen bislang verborgen liegt, wird verwandelt in dynamische Baustrukturen ...“. Dabei entsteht ein geschwungener und dennoch kompakter Baukörper, durchdrungen von einer aus dem Gelände entwickelten artifiziellen Topografie.

Eine sich aufwölbende, große „Erdscholle“ beinhaltet Parkpalette und Anlieferung. Über geschwungene Sitzstufen wird ein Vorplatz ähnlich einem Forum ausgebildet, der sich bis ins Innere des Gebäudes zieht und dort von einer Galeriekante aufgefangen wird. Der bumerangförmige Baukörper wird durch einen leuchtenden Kern fixiert, der turmartig das Dach durchstößt. Auf der einen Seite dient er als Werbeträger und auf der anderen Seite als Leinwand für Projektionen.

Die Fassade aus industrieller U-Verglasung (2-schalig, mit dazwischen liegenden Randstützen und Sonnenschutz) spiegelt den Fabrikcharakter wider. Die spiralförmig aufsteigende Decke wird von Pilzstützen getragen. Besucher, die mit dem Auto kommen, fahren am Vorplatz vorbei ins Parkdeck - damit hat er bereits die gesamte Anlage erfasst. Zwischen den (offenen) Sitzstufen hindurch erreicht er den Vorplatz mit Eingang im Fokus der Arena. Im Inneren des Factory-Outlet-Centers setzt sich die Dynamik räumlich fort und animiert den Besucher, das Gebäude in einer dreidimensionalen Schlaufe zu durchlaufen.

Flachdach
Die flachen Dächer des Adidas Factory Outlet Centers sind konzeptioneller Bestandteil des Entwurfs.
Die Dachscheibe des Parkdecks schneidet in das Verkaufsgebäude ein und wird im Inneren zur Galerie, im Außenraum zum Umgang und zur Bewegungsfläche. Sämtliche Dächer sind Stahlbetondecken, im Parkdeck bestehend aus Pi-Platten mit Aufbeton, im Verkaufsgebäude bestehend aus einer 40 cm starken, vorgespannten Massivbetondecke. Durch eine Bauteilkühlung, regenerativ versorgt aus einem Erdregister, wird die Speicherkapazität des Betons nutzbar gemacht. Zudem wurde die in einer Verkaufsstätte notwendige Sprinkleranlage in der Decke integriert.

Das Dach des Parkgebäudes ist extensiv begrünt und kann flächig mit Inszenierungen und Events belegt werden. Da das Parkdeck als offene Garage ausgebildet wurde, konnte auf eine Wärmedämmung verzichtet werden; hier wurde eine ECB- Dachabdichtung mit unterseitiger Vlieskaschierung direkt auf die Betondecke aufgelegt. Durch die Auflast der Dachbegrünung konnte auf eine mechanische Befestigung weitgehend verzichtet werden.

Der Dachbereich über dem Parkdeck wird mit einem Polyurethanbelag zur Erprobungs-, Spiel- und Erfahrungsebene ausgebaut. Ungestört von anderen Nutzungen ist hier freie Bewegung möglich. Die begehbaren Flächen im Anschluss an die Sitzstufenanlage der Piazza und am Umgang um das Outlet wurden mit einer Gussasphaltschicht auf einer bituminösen Abdichtung versehen.

Die Flachdachfläche auf dem Verkaufsgebäude besteht aus einer bituminösen Dampfsperre (zugleich Notabdichtung), 160 mm PS-Hartschaumplatten mit Rohglasvliesauflage und einer FPO- Dachbahn. Der komplette Dachaufbau wurde hier vollflächig verklebt. Die graue Einfärbung der FPO- Dachbahn entspricht der Farbe des Betons, so dass mit der „fünften Fassade“ ein homogenes Erscheinungsbild entstanden ist.

Bautafel

Architekten: Wulf & Ass., Stuttgart
Projektbeteiligte: Polyfin, Schönau (Dachbahnenhersteller); Lucobit, Wesseling (Dachbahnenwerkstoff); Amon & Rogler Bedachungen, Roettenbach (Dachabdichtungsarbeiten)
Bauherr: Adidas-Solomon, Herzogenaurach
Fertigstellung: 2003
Standort: Herzogenaurach

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