Abteilung für islamische Kunst im Louvre in Paris

Freigeformtes Dach aus Stahlrohren, Bronzenetzen und Sonnenschutzisolierglas

Im Jahr 1989 sorgte das Musée du Louvre in Paris mit seiner knapp 22 Meter hohen Glaspyramide für Furore. Seither überdeckt sie den Innenhof (Cour Napoleon) und dient als Eingang in das Museum. Gebaut wurde sie nach Plänen von Ieoh Ming Pei, der auch für die Umgestaltung und Umstrukturierung des Hauses verantwortlich war. Nun hat der Louvre ein zweites spektakuläres Glasdach bekommen: Wie ein geschwungenes Segel aus Glas und Metall überspannt es den 2.800 m² großen, aufwendig verzierten Innenhof Cour Visconti, unter dem die Abteilung für islamische Kunst angesiedelt ist.

Bronzedraht wird unter- und oberhalb der Glasscheiben zur Verschattung der darunterliegenden Ausstellungsflächen verwendet
Blick in die Ausstellungsräume unterhalb des geschwungenen Glasdaches
Blick in die Ausstellungsräume unterhalb des geschwungenen Glasdaches

Für den Entwurf zeichnen der Architekt Rudy Ricciotti aus Marseille und der Designer Mario Bellini aus Mailand verantwortlich. Wie seinerzeit Pei haben es die beiden geschafft, zwischen dem denkmalgeschützten Altbau und der Moderne zu vermitteln. Die frei geformte, gewellte Konstruktion, die den gesamten Hof überspannt und nur in den Randbereichen eine Distanz zum Altbau zwischen 2,50 und 4,00 Metern wahrt, besteht aus Glas und einer darüber und darunter angeordneten Haut aus Bronzedraht. Die Farbe des Daches fügt sich in die sandsteinfarbenen Fassaden des Louvre.

Mit der Erweiterung wurde auf zwei Ebenen Platz für neue Ausstellungsflächen geschaffen. Dabei handelt es sich um das „Hofgeschoss“ direkt unter dem Glasdach, an seinen Seiten wird es zum Hof hin von großen, umlaufenden Glasscheiben abgeschlossen. Unter ihm befindet sich als Erdgeschoss die zweite Ebene der Abteilung für islamische Kunst, sie ist nicht natürlich belichtet.

Glas
Die Überdachung der Museumserweiterung besteht aus etwa 2.350 gläsernen Dreiecken aus teilvorgespanntem Sonnenschutzisolierglas als VSG. Die Kantenlänge der Glasdreiecke beträgt im Mittel 1,20 Meter. Der Abstandhalter im Scheibenzwischenraum ist aus farbigem Edelstahl, der Randverbund aus einer grauen Butylschnur. 

Eine filigrane Haut aus Bronze erstreckt sich ober- und unterhalb des Glases und hüllt die Wabenstruktur in eine transluzente, eloxierte Goldfarbe. Das obere Netz reduziert das einfallende Tageslicht, wohingegen das untere Netz als räumliche Trennebene dient. Die hieraus erzielte Verschattung der darunter liegenden Räume schützt die Kunstwerke.

Die tragende Struktur besteht aus 8.000 zusammengeschweißten Stahlrohren immer gleichen Durchmessers, die das Dach auf einer Höhe von sechs bis acht Metern über den Ausstellungsräumen scheinbar schwebend tragen. Obwohl die Glasüberdachung von außen blickdicht erscheint, erlaubt es von innen den Blick in den Himmel.

Bautafel

Architekten: Rudy Ricciotti, Marseille und Mario Bellini, Mailand
Projektbeteiligte: Hugh Dutton Associés, Paris (Tragwerksplanung); Waagner-Biro, Wien (Metallbauer Dachplanung und Entwicklung); S.I.M. Fassaden- & Profilmontage, Hamburg (Montage); Flachglaswerk Radeburg (Glasfertigung); Saint-Gobain Glas/Glassolutions, Aachen (Glashersteller Sonnenschutzisolierglas)
Bauherr: Musée du Louvre, Paris
Fertigstellung: Januar 2012, Eröffnung September 2012
Standort:
Musée du Louvre, 75058 Paris
Bildnachweis: Musée du Louvre / Philippe Ruault

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